Fantasy Filmfest 2012
Mein drittes Fantasy Filmfest stand in der letzten Woche an. Fünf Filme in sechs Tagen – ein ganz schön taffes Programm. Eigentlich kaum zu glauben im Internet-Zeitalter: Wir mußten im Vorverkauf eine ganze Stunde für die Tickets anstehen. Und um es gleich vorweg zu sagen: Auch in diesem Jahr hatte mein Programm wenig mit Fantasy zu tun.
V/H/S
Eine Bande von Video-Nerds wird beauftragt, aus einem Haus ein bestimmtes Videoband zu stehlen. Doch es gibt Probleme vor Ort: Meterlange Regale mit Bändern, dazu sitzt der Hausherr tot auf seinem Fernsehsessel. Die Jungs beginnen, die Bänder durch zu sehen und erwischen dabei ein selbstgefilmtes Horrorvideo nach dem anderen.
Der Trailer war gut, der Film dann leider nicht. Im Prinzip ist es eine Sammlung von Kurzgeschichten. Doch leider funktioniert weder die Rahmenhandlung, noch die meisten der Filme. Grade mal einen fand ich gut (die Jugendlichen im Wald), das ist bei 5 Videos keine gute Quote. Die anderen sind entweder vorherbar (die 3 Jungs am Anfang) oder machen keinen Sinn (das Pärchen). Dazu ständig die wackelige VHS-Kamera, die sehr an den Nerven zerrt. Und der Skype-Chat, den sie auf einer VHS-Kassette finden, scheitert schon an der Ausgangsidee des ganzen Films. Schade. Da wäre eine Fortsetzung von Spielbergs Super 8 unter diesem Titel besser gewesen.
Wertung: 3 von 10 Punkten
God Bless America
Frank verliert seinen Job und erhält eine tödliche Arztdiagnose. Der beste Zeitpunkt also, um seine verborgenen Fantasien auszuleben: Die Abrechnung mit der oberflächlichen und heuchlerischen Gesellschaft des Reality-TVs. Sein Kreuzzug gegen die Dummheit beginnt! Unterstützung erhält er dabei von der 16jährigen Roxy. Und so ziehen die Beiden eine Spur der Verwüstung durch die Staaten, die schließlich im Finale von American Superstarz endet.
Ein unterhaltsamer Film, den man sich durchaus ansehen kann. Besonders die nachgemachten TV-Schnipsel sind sehr schön umgesetzt. Die moralischen Vorträge von Frank und Roxy nerven auf Dauer etwas, man versteht ja schon sehr früh, wie die beiden ticken. Und für eine richtige (schwarze) Komödie hätte es bei ihren Abrechnungsaktionen auch etwas abwechslungsreicher sein können.
Wertung: 6 von 10 Punkten
Cockneys Vs. Zombies
East-London wird von einer Zombie-Epidemie heimgesucht. Andy und Terry geraten mitten hinein, als sie versuchen eine Bank zu überfallen und flüchten wollen. Mit ihrer Bande kämpfen sie sich zum Altenheim ihres Opas durch, wo dieser sich mit seinen Freunden verschanzt hat.
Zombie-Komödien kennt man ja mittlerweile. Auch dieser Film erfindet das Genre nicht neu. Ein erwartbarer Film, der sich optisch und storytechnisch keine Blöße gibt. Und Witze hat, die auch zünden. Pfeffer erhält er durch die Alten, die sich gekonnt zur Wehr setzen. Wer das Genre mag, wird hier nicht enttäuscht.
Wertung: 7 von 10 Punkten
Chained
Nach einem Kinobesuch wird der kleine Tim zusammen mit seiner Mutter entführt. Die Mutter wird umgebracht, Tim muss nun als Sklave im Haus des Killers weiterleben. Angekettet erlebt er, wie sein Peiniger immer wieder neue Frauen anschleppt, vergewaltigt und umbringt.
Heftiges Horrordrama, dass sich nicht so sehr in Gewaltszenen verrennt, sondern deutlich auf Psycho setzt. Der Film wird überwiegend von zwei Schauspielern bestritten: Dem Killer und dem jugendlichen Tim. Und beide machen ihre Sache großartig. Die allerletzte Wendung hätte ich nicht mehr unbedingt gebraucht, auch so berührt das tragische Schicksal von Tim und dessen aufkeimende Vater-Sohn-Beziehung zu dem namenlosen Killer.
Wertung: 8 von 10 Punkten
The Pact
Nach dem Tod ihrer Mutter besucht Nicole deren Haus, um letzte Vorbereitungen für die Trauerfeier zu treffen. Sie verschwindet dabei spurlos. Ihre Schwester Annie macht sich auf die Suche nach ihr. Es scheint, als gehe etwas in diesem alten Haus nicht mit rechten Dingen zu.
Der Film ist nur auf den ersten Blick ein klassischer Gruselfilm. Dieses Genre beherrscht er gut, handwerklich werden mit wenigen Effekten eine erstaunlich schaurige Atmosphäre erzeugt. Nach und nach wird jedoch klar, dass es in diesem Film nicht nur um Geister geht, sondern auch durchaus körperliche Gefahren drohen. Dieser Mix macht den kleinen Film zu einem besonders gutem, der vielleicht nicht so lange nachhält wie Chained, aber dafür in den 90 Minuten erstaunlich vieles richtig macht.
Wertung: 8 von 10 Punkten
***
Fazit: Nach eher enttäuschendem Beginn hat sich das Filmfest für mich von Tag zu Tag gesteigert. Waren es in den letzten Jahren meistens eher die schwarzen Komödien, die mir am besten gefallen hatten, stechen in diesem Jahr ein klassischer Gruselfilm und ein düsteres Horrordrama heraus. Die beste Kinozeit des Jahres!