Was mit Medien

Veronika & Dorian

Ein positiver Nebeneffekt des Urlaubs und der anschließenden Fahrt zu meinen Eltern über Pfingsten war, dass ich mal wieder richtig viel Zeit hatte, um zu lesen. Mit den ersten beiden (!) Büchern auf meinem Kindle bin ich durch, dazu ein paar Zeitschriften und natürlich der Reiseführer – da kam einiges zusammen. Für die Nachwelt hier mal meine Meinung zu den Büchern:

Paulo Coelho – Veronika beschließt zu sterben

Im Urlaub versuche ich ja immer, einen Roman dabei zu haben, der halbwegs eine Verbindung zum Reiseziel hat. Das war bei Slowenien nicht ganz so einfach. Aber schau an, das Buch des Brasilianers Coelho spielt tatsächlich in der slowenischen Hauptstadt.

Die junge Veronika beschließt zu sterben und versucht sich mit Hilfe von Medikamenten umzubringen. Sie wird noch gerettet, ist aber so geschädigt, dass ihr die Ärzte nur noch eine Woche zu leben geben. Für diese Zeit wird sie in die Nervenheilanstalt Villete gesteckt, wo sie ihre letzten Tage verbringen soll. Dort macht sie Bekanntschaft mit weiteren Insassen, deren Leiden und deren Freude am Leben.

„Doch Sie finden, daß es Wahnsinn ist, anders zu sein, und haben deshalb Villete ausgesucht, um zu leben. Weil hier alle anders sind und Sie daher so sind wie die anderen.“

Und das ist so nett und toll, wenn man über deren Macken liest, wenn sie ihre Lebensgeschichte erzählen und man die Hintergründe erfährt, warum sie sich in der Heilanstalt vor der Außenwelt verstecken. Beklemmend, wenn eine der Patientinnen von ihren plötzlichen Angstzuständen erzählt. Spannend, wenn der Arzt von seinen Theorien über das Verrücktsein erzählt. Aber wer ist überhaupt verrückt. Die Patienten oder die Welt da draußen? Ein Thema, über das man sonst vielleicht nicht so nach denkt, eingepackt in eine flott lesbare Geschichte. Ein schönes Buch, ein Appell an das Anders sein.

Oscar Wilde – Das Bildnis des Dorian Gray

Dorian Gray ist ein junger wohlhabender Mann im England des 19. Jahrhunderts, dem alle Herzen zu fliegen. So auch das des Malers Basil, dessen Muse er wird und der so das Bild seines Lebens malt: Das Bildnis des Dorian Gray. Doch wie durch ein Wunder ist dieses eben nicht statisch, sondern verändert sich im Laufe der Zeit. Es zeigt die Seele von Dorian und altert mit ihm, während Dorian selbst ewig jung zu sein scheint. Er fühlt sich dadurch immer freier von den Fesseln der Gesellschaft und pflegt ein zunehmend unmoralisches Leben.

„Der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden, ist, ihr nachzugehen. Widerstehe ihr, und deine Seele wird krank vor Sehnsucht nach den Dingen, die sie sich selber verboten hat, vor Verlangen nach dem, was ihre ungeheuerlichen Gesetze zu etwas Ungeheuerlichem und Gesetzwidrigem gemacht haben“

Das Buch stammt aus der Umsonst-Bibliothek des Kindle, in dem all die Bücher lagern, dessen Urheberrecht abgelaufen ist. Und das tolle an diesem Buch: Man merkt ihm das Alter kaum an! Sicher, der dekadente Luxus der Hauptpersonen, mit ihren veschwenderischen Anwesen und ihren Bediensteten, ist heute nicht mehr so üblich, aber ihre Gespräche über das schöne Sein und die moralischen Vorstellungen der Zeit klingen relativ aktuell. Schlafen bis in den Tag und feiern bis in die Nacht, so stellt sich doch jeder junge Student das wahre Leben vor! Durchaus spannend zu lesen, wie der junge Dorian vom Leben und von seinem Mentor, eine Art Hugh Grant in About A Boy des 19. Jahrhunderts, verführt wird. Sprachlich ist das Buch auch auf der Höhe der Zeit, allerdings haben sich in der Kindle-Version einige Tippfehler eingeschlichen.

Baedeker Allianz Reiseführer – Slowenien

Mein treuer Begleiter während des Urlaubs. War immer mit, egal wo ich war. Und hat dabei kaum Schrammen abbekommen. Handwerklich gut verarbeitet ist er schon mal, ist ja nicht unwichtig für einen Reiseführer. Aber inhaltlich?

Blick in die Altstadt von Ljubljana

Zwar konnte ich in der einen Woche nicht grade die Insidertipps entdecken, aber zu allem, wo ich war, hatte das Buch Informationen. In den Städten waren Routen gut beschrieben, dazu gab es immer einen kurzen historischen Überblick über die Stadt und die Region. Dazu gab es auch noch eine wirklich große Straßenkarte des Landes.

Etwas seltsam fand ich dagegen, dass die Sehenswürdigkeiten alphabetisch geordnet waren (und nicht etwa nach Regionen). Wenn ich an der Küste bin, will ich doch alle Orte auch im Buch an einer Stelle haben! Dazu versprühten machen Fotos den Charme der frühen 90er. Aber sonst: Kann ich den Baedeker nur empfehlen.

4 Kommentare

  • T.

    Ach was, die E-books haben sogar das Buchcover als Datei mit dabei. Hätte ich gar nicht gedacht. (Habe gar nicht drüber nachgedacht, aber es erscheint sinnvoll.)

    Die ersten beiden Bücher habe ich auch gelesen. Haben mir beide gut gefallen. Aber Oscar Wilde sagt mir in jedem Fall mehr zu.
    Obwohl ich schon einiges von Coelho gelesen habe, find ich nicht den Draht zu ihm. Was war an „der Alchimist“ so toll?

  • Nummer Neun

    Das war das erste Buch, das ich von ihm gelesen hatte und ich fand es vom Schreibstil und vom Thema her wirklich gut. Nur einen kurzen Abschnitt fand ich etwas deplatziert: Als er selbst für kurze Zeit auftauchte. Der Sinn hat sich mir nicht ganz erschlossen.

    Der Trailer zur Verfilmung von vor einigen Jahren sieht ja ganz furchtbar aus.

  • Sibel

    Habe zwar beide Bücher auf meinem kindle, bin aber noch nicht dazu gekommen sie zu lesen. Habe ich mir aber fest vorgenommen, vorallem da mir der Film “ Das Bildnis des Dorian Gray“ so gut gefallen hatte und die Bücher ja immer viel viel besser sind…

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