Was mit Medien

Serienwahn 2010

Nach dem ich in den letzten beiden Jahren durch Festplattenrecorder und digitalem Kabel technisch ein wenig aufgerüstet habe, schaue ich seit dem so viele Serien wie lange nicht mehr. In Relation zu Serien-Nerds ist das wahrscheinlich immer noch wenig, aber als ich mir nun die Mühe machte, mal durchzuzählen, was dieses Jahr alles lief, war ich doch ein wenig überrascht. Ein kleiner Überblick mit dementsprechender Bewertung. Das könnte jetzt etwas länger dauern.

30 Rock (Staffel 1-3, TNT Serie) 7 von 10

Hinter der Kulissen einer NBC-Sitcom. Liz Lemon und ihre Autoren, die Stars Tracy und Jenna, Kenneth der Page und Jack Donaghy als NBC-Boss, das ist eine bizarre Kombination an Charakteren, die hier zu gange ist. Dementsprechend skurril sind auch die Geschichten, die sich hier rund um den Rockefeller Blaza abspielen. Garniert werden die Folgen immer wieder mit hochkarätigen Gaststars. Man braucht ein paar Folgen, um richtig Spaß daran zu haben, erst dann erschließt sich einem die bunte Welt des Fernsehens. Und sieht fasziniert, wie perfekt Jacks Haar immer wieder sitzt.

The Beast (Staffel 1, AXN) 5 von 10

Patrick Swazye in seiner letzten Rolle: Als Undercover-Cop lernt er mit unorthodoxen Mitteln seinen jungen Kollegen an. Klingt spannend, ist aber letzlich doch nur eine stinknormale Krimiserie, bei der man krampfhaft versucht hat, eine übergeordnete Story einzubauen. Muss man nicht gesehen haben.

Breaking Bad (Staffel 1-2, Arte) 7 von 10

Chemielehrer erkrankt an Krebs und versucht sich durch Drogengeschäfte seine Behandlung zu finanzieren. Zufälligerweise hat er in Chemie wirklich so einiges auf dem Kasten und stellt so flugs den besten Stoff diesseits des Mondes her und steigt in den Kreisen immer weiter auf. Innovative Story, die Machart dagegen ist eher etwas altbacken karg, was auf mich am Anfang etwas anödent wirkte. Aber mit der Zeit findet man rein und wird immer tiefer in den Strudel aus Familientragik und Drogenkarriere gezogen. Bis zu dem eher etwas – sagen wir mal – bizarren Ende der zweiten Staffel. Ich kann nur hoffen, dass dieses noch einen tieferen Sinn bekommt in der nächsten Staffel, sonst war das Finale etwas vermurkst für meinen Geschmack.

Californication (Staffel 2-3, RTL II / AXN) 7 von 10

David Duchovny als erfolgreicher Autor und das Leben in L.A. Hank hüpft von Frau zu Frau und will eigentlich doch immer nur seine eigene wieder für sich haben und seiner Tochter ein Vorbild zu sein. Nebenbei schreibt er in Staffel 2 eine Biographie über einen Rockstar und versucht sich in Staffel 3 als Gastdozent an einer Uni. War die zweite Staffel noch der Höhepunkt der Serie bisher, stürzt Staffel 3 dann in der ersten Hälfte deutlich ab. Zu konstruiert wirkt hier alles, sein Erfolg bei Frauen bleibt rätselhaft, bis die Serie zum Ende der Staffel dann doch noch mal die Kurve bekommt und unterhaltsam ins Ziel steuert. Die Abschlußfolge greift dann relativ plötzlich wieder auf Staffel 1 zurück und war noch mal ein echter Kracher, der einen dann doch auf die nächste Staffel warten läßt.

Dexter (Staffel 2, RTL II) 8 von 10

Dexter, der allseits beliebte Forensiker der Polizei in Miami, führt ein düsteres Doppelleben, stillt er doch nebenher auch noch seinen Blutdurst und tötet Menschen, die es, seiner Meinung nach, verdient haben. Sein Doppelleben droht aber nun in der zweiten Staffel aufzufliegen, als das FBI versucht, einen Serienkiller – nämlich ihn – zu überführen. Als Zuschauer fühlt man einerseits ja fast zwangsweise mit der Hauptfigur einer Serie. Hier ist das nicht anders, allerdings wird einem bei Dexter auch immer wieder seine dunkle, kranke Seite vor Augen geführt. Dieser Spagat gelingt den Machern sehr gut, man fühlt mit ihm mit, hegt aber auch Sympathien für die Polizei, die versucht ihn zu fassen. Oder kommt Dexter selbst zur Vernuft, bereut und stellt sich? Ohne Kenntnisse der 1. Staffel habe ich den Einstieg in die Serie geschafft und es hat mich recht schnell auch gepackt. Sobald die nächste Staffel irgendwo läuft, werde ich auch wieder vor dem Fernseher hängen.

Flash Forward (Staffel 1, Pro 7) 5 von 10

Ein bärenstarker Pilotfilm. Die ganze Menschheit erleidet gleichzeitig einen Blackout und hat Visonen davon, was in einigen Monaten erst passieren wird. Was dann in den nächsten Folgen passierte wurde immer seichter und langweiliger. Ich habe selten eine Serie gesehen, die aus einer so guten Idee so wenig gemacht hat. Enttäuschend. Zurecht wurde Flash Forward nach der ersten Staffel abgesetzt, so dass die Serie leider keine Auflösung bietet. Auch egal, ich habe es eh nicht geschafft, bis zum Schluß durchzuhalten.

How I Met Your Mother (Staffel 4, Pro 7) 8 von 10

Ted auf der Suche nach seiner großen Liebe, clever erzählt in Rückblicken. Mittlerweile in der 4. Staffel hat man die Charaktere schon so lieb gewonnen, dass der Comedyaskekt eigentlich gar nicht mehr der wichtigste ist, sondern man einfach mit den 5 Freunden mitleidet und mitträumt. Barney, der Barney, verliebt sich in Robin, Ted überlegt, nach New Jersey zu ziehen, sie suchen den besten Burger der Stadt, lernen die Technik des nackten Mannes kennen und arbeiten die Murtaugh-Liste ab. Ach, wenn nur die Titelmelodie einsetzt, bin ich schon hin und weg.

Im Angesicht des Verbrechens (Staffel 1, Arte) 8 von 10

Deutscher Krimistoff. Berlin, es geht um Menschenhandel und Drogenschmuggel, organisiertes Verbrechen und die Russenmafia. Kein leichter Stoff, lange Strecken der Serie sind nur untertitelt, trotzdem eine ganz starke Handlung mit hervorragenden Schauspielern, toll in Szene gesetzt.

Navy CIS (Staffel 7, Sat1) 7 von 10

Sehr angenehm: Eine klassische Krimiserie mit abgeschlossen Fällen im Militärumfeld. Nur eine ganz kleine übergeordnete Story, dafür ein menschelndes Ermittlerteam, dass sich manchmal so durch die Folgen albert, dass die Mordfälle schon fast in den Hintergrund treten. So auch in der mittlerweile 7. Staffel, die zum Ende hin näher auf die Vergangenheit von Agent Gibbs eingeht. Wieder mal sehr unterhaltsame Folgen, gefühlt gab es aber schon stärkere Staffeln.

The Pacific (Staffel 1, Kabel1) 6 von 10

Eine Kriegsserie um den 2. Weltkrieg im Pazifik, wie schon Band of Brothers von Spielberg und Hanks inszeniert. Mangels historischen und geographischen Hintergründen ist dem Kriegsverlauf schwer zu folgen, andererseits demonstriert es auch schön die Sinnlosigkeit des Krieges, wenn man Martialschlachten auf irgendwelchen nichtssagenden Südseeinseln serviert bekommt. Gute Schauspieler, eine kinoreife Darbietung, der Funke sprang bei mir letztlich aber nicht ganz über.

Stargate: Universe (Staffel 1, RTL II) 6 von 10

Die dritte Stargate Serie, nachdem ich allerdings schon vor ewigen Jahren aus diesem Universum ausgestiegen bin, war es für mich ein Neuanfang. Für die Marke auch, bietet dieser Ableger erstmals eine fortlaufende Geschichte. Eine Gruppe von Personen landet durch ein Stargate auf einem außerirdischen Schiff und versucht nun, zurück zur Erde zu gelangen. Klingt wie Voyager. Die Folgen boten wechselnde Qualität, die Crew um Dr. Rush (gespielt von Robert Carlyle – bekannt aus 28 Weeks Later und dem Little by little Video) war recht sympathisch, manche Storylines waren aber einfach zum Haare raufen – Stichwort: Kommunikation mit der Erde. Etwas mehr Soap Opera bei den Charakteren hätte mir sogar gefallen. So blieb doch einiges an Potenzial ungenutzt.

Star Trek – Deep Space Nine (Staffel 4-7, DVD) 9 von 10

Interessante Charaktere, fortlaufende Handlung, dazu famose, völlig losgelöste Einzelepisoden. Krieg, Terror, Religion, Politik, das sind die Themen, um die es in Deep Space Nine geht. Eigentlich völlig untypisch für Star Trek, kein Wunder also, dass so eine düstere Atmosphäre entstanden ist. Neben dem Hauptcast gab es eine unfassbar hohe Zahl an wiederkehrenden Nebenrollen, die die Serie immer komplexer gemacht haben. Bis auf wenige Abstürze hatte die Serie ab Staffel 4  ein durchgängig hohes Niveau, bemerkenswert, bei immerhin 26 Folgen pro Staffel. Das Ende gipfelte dann in einem 10-teiler (!) und hat es wirklich geschafft, so gut wie alle Handlungsstränge abzuschließen. Was man so hört, ist das hochgelobte Lost ja genau daran gescheitert. Deep Space Nine war damit für mich der Höhepunkt der Star Trek Reihe, Voyager danach war ja dann wieder eher nach klassischem Konzept, während Enterprise sein Publikum überhaupt nicht fand. Wahrscheinlich bin ich bei DS9 ein wenig befangen, da ich die Serie schon als Jugendlicher toll fand, aber ich muss ihr ganz einfach die 9 Punkte geben.

Das war’s. Und da sind nicht mal die Sachen dabei, von denen ich nur einige Folgen gesehen habe oder nur unregelmäßig. Mal sehen, vielleicht wird diese Reihe dann Ende 2011 fortgesetzt.

(alle DVD-Cover via Amazon)

4 Kommentare

  • Jana

    Ahhhh, ich will auch Californication 3 gucken… ahhh!
    Fand die zweite Staffel im Vergleich zur herausragenden ersten allerdings auch schon etwas enttäuschend… kann aber auch daran liegen, dass die so schnell hintereinander lief… das liefen ja dann alle Folgen innerhalb von vier Freitagen…

    Und Flash Forward fand ich gar nicht mal so schlecht… wurde meiner Meinung nach zum Ende hin immer besser…

    Und im Angesicht des Verbrechens… es wurde ja von jeglichen Stellen und Leuten empfohlen… aber ich habe nicht hören wollen… habe dann die vorletzte Folge erwischt und war sehr beeindruckt… gerade von dem „Sunnyboy“ Max Riemelt… den ich sonst eher immer so mittel fand… aber in dieser Serie… grandios… und die Handlung eben auch…
    Die letzte Folge konnte ich dann leider nicht mehr gucken… so dass ich jetzt überlege mir die DVD’s zuzulegen… die Investition könnte sich wohl lohnen…

    Ah und ich habe Dexter komplett verpasst…

    Es ist auch echt zum brechen, dass diese ganzen guten Serien auf echt schlechte Sendeplätze verbannt werden… und dann letzten Endes auch abgesetzt werden… :/
    Siehe schon Pushing Daisies und auch Eli Stone… 🙁

    Joa… das ist mein Wort zu den Serien…

  • Nummer Neun

    Die 1. Staffel von Californication fand ich auch schon gut, kann sein, dass ich die zweite etwas besser fand, weil ich sie schneller hintereinander weggeschaut hatte und daher mehr „drin“ war.

  • adiós

    Californication ist großartig. Ich dachte eigentlich immer wir wären so ziemlich die einzigen, die das geguckt haben. 🙂

    Ich freue mich jedenfalls schon auf Staffel 4, wenn sie denn dann irgendwann bei uns zu sehen ist. Einfach nur großartig! Auch wenn ich das eine oder andere Mal fast sprachlos vor dem Fernseher saß… 🙂

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