Meet me by the river’s edge
Am Samstag gaben sich The Gaslight Anthem in München die Ehre. Vor knapp zwei Jahren spielten sie noch im ausverkauften 59:1, jetzt schafften sie es sogar schon, die Tonhalle bis auf den letzten Platz zu füllen. Gaslight Anthem sind die Band, die mich von Anfang an begeistern konnte, seit ich sie das erste Mal auf Myspace hörte, deren Album The ’59 Sound nach wie vor eines der stärksten ist, das ich in den letzten Jahren gehört habe und dessen Nachfolger American Slang auch gut ist. Ja, man kann sagen, die Erwartungshaltung war sehr hoch, was nicht immer die beste Voraussetzung ist.
Vor dem Hauptact hat der Konzertveranstalter jedoch gleich zwei Supports gesetzt. Meiner Meinung nach sind zwei ja einer zu viel, aber was soll man machen. So begann der Abend also mit den Sharks aus England. Die Jungs waren zwar laut und hatten Spaß, der Funke sprang aber nicht über. Die Songs waren alle zu gleich, mir fehlten die Melodien, so war es nur ein Geschrammel. Naja. Auf Myspace hört sich das allerdings etwas ausgeglichener an, wie ich grade fest stelle.
Als zweites hatte dann Chuck Ragan seinen Auftritt, Ex-Hot Water Music. Nur mit einer Akustikgitarre und einem bärtigen Geiger enterte er die Bühne – provozierte damit den Vergleich mit Frank Turner, dem Support von vor zwei Jahren – und legte mit vollem Einsatz und Elan los. Er hatte seine eigenen Fans im Publikum, aber auch der Rest ließ sich von ihm und seinem Auftritt begeistern. Es passiert nicht oft, dass vom Support eine Zugabe gefordert wird, hier war das jedoch der Fall.
Und damit war der Weg frei für den eigentlichen Grund des hierseins: Um kurz vor halb elf kamen The Gaslight Anthem endlich auf die mit einer FC St.Pauli-Fahne geschmückte Bühne.
Bitte recht freundlich: The Gaslight Anthem (via)
Opener war The Spirit of Jazz, mein Lieblingsstück vom aktuellen Album, als drittes Meet Me By The River’s Edge, mein Lieblingsstück vom letzten Album, damit war ich eigentlich schon durch. Es war großartig. Hit auf Hit, gute Laune auf der Bühne, bei den Zuschauern. Schöner Mix aus allen drei Alben, wobei es den meisten Zuspruch ganz eindeutig bei den Stücken von der ’59 Sound gab. Es wurde gehüpft und gesungen, ich war nicht bei allem textsicher, was mich aber nicht störte, aber ich möchte mich hiermit bei den Leuten, die um mich rum standen, entschuldigen, wenn ich ab und an den falschen Text erwischte. Es war so laut, man hat es wahrscheinlich eh nicht gehört. Nach tollen 19 Songs, incl. der beiden großen Hits zum Schluß, bei der die Halle förmlich bebte, war dann mit dem regulären Set Schluß.
Die Band kam wieder für weitere sieben Songs in der Zugabe. Was haben sie an diesem Abend eigentlich nicht gespielt? Es gab ein famoses Here’s Looking At You, Kid – hier kann ich den Text – bevor The Backseat den krönenden Abschluß bildete. Abschluß? Oh nein. Die besten Konzerte sind die, bei denen man sich am Schluß wünscht, das Konzert möge doch bitte noch einmal von vorne beginnen. Tat es aber leider nicht. Es war Mitternacht, die Lichter gingen an und der Abend hatte alles gehalten, was er versprochen hatte.
Und damit wurde man in die Nacht entlassen. Raus aus der Tonhalle, vorbei an den anderen Schuppen in der Kultfabrik, wo überall die wummernden Bässe irgendwelcher hohlen Songs dröhnten. Vorbei an den jugendlichen Poser-Party-People, vorbei an den Jungs, die sich ein schickes Hemd angezogen und die Haare auf halb 3 gegelt haben, vorbei an den Mädels, die glauben, sie wären die Paris Hilton aus ihrem Dorf. Bloß weg von hier.
PS: Chuck Ragan und Gaslight Anthem hatte sie beide dabei: Die Mundharmonika. Unglaublich, was dieses kleine, einfache Instrument bewirken kann, wenn man es halbwegs spielen kann. Wird jedes Mal wieder vom Publikum honriert. Wollte ich nur mal gesagt haben.
4 Kommentare
Dr. Borstel
Top. The Gaslight Anthem gehören einfach zu den wenigen Bands, die es geschafft haben, auf drei Alben nicht einen schlechten, nicht mal einen nur mittelguten Song unterzubringen. Ganz große Band. (Auch wenn mein – momentaner – Favourit „The Patient Ferris Wheel“ nicht auf der Setlist steht.)
tequiero
Vielen Dank für den Tipp. Habe mir gerade mal deren aktuelles Album runtergeladen und muss gestehen, die Musik gefällt mir ziemlich gut. Und ich habe das Album gerade erst einmal gehört. Thx!
Nummer Neun
@tequiero: Gerne doch! Kennst du die ’59 Sound? Die ist noch besser.
Kim
„’59 Sound“ ist tatsächlich das beste Album, das ich in den letzten fünf Jahren gehört habe. In Neu-Isenburg haben Gaslight Anthem dann auch fast jeden Song vom Album rausgehauen.