Eiszeit
Es entwickelte sich ja ein wenig anders als gedacht. Bei meinen beiden Spielen der Eishockey-WM bin ich im Vorfeld ja fest davon ausgegangen, die Kanadier zu sehen. Nach dem diese aber ihr letztes Gruppenspiel gegen die Schweiz verloren hatten, sind diese nämlich Gruppensiger geworden und so sah ich sie nun als 1B im Zwischenrundenspiel. Gegner waren die Tschechen, die es nur mit Ach und Krach auf Platz 2 ihrer Gruppe geschafft hatten. Ansonsten hätte ich die Norweger erwischt. Für das Vorprogramm Abstiegsrunde hatten sich erwartungegemäß die Franzosen und die Italiener qualifiziert. Was im Fußball ein Leckerbissen wäre, ist im Eishockey dagegen eher eine Dosensuppe. Aber das sollte zum Eingrooven auf Live-Eishockey noch gut genug sein.
Die SAP-Arena in Mannheim am frühen Nachmittag.
So, also los ging es mit Frankreich gegen Italien. Wir waren zeitig an der Halle, so dass wir uns im Außenbereich etwas umsehen konnten. Essenstände, Fanzelt, alles da, alles recht leer. Warum, war dann in der Halle klar: Mit gut 3.000 Zuschauern waren etliche Plätze im Stadion frei. Man sah, und das hätte ich nicht gedacht, unheimlich viele Eishockey-Trikots von tausenden Clubs aus Deutschland und der NHL, es waren auch einige vom Club aus meinen alten Nachbarort dort, lustigerweise sollten am Abend dann sogar welche aus meiner Heimat neben mir sitzen.
Unsere Plätze waren gut, Reihe 8 in einer Kurvenecke. Den Puck im eigenen Drittel zu verfolgen ging wunderbar, im gegenüberliegenden Drittel wurde es schon etwas schwerer. Aber es war unheimlich faszinierend, so nah an der Eisfläche zu sitzen, man nahm alles viel intensiver wahr als am Fernseher. Wenn der Puck gegen das Plexiglas knallt, die Spieler gegen die Bande gecheckt werden, man hört jeden Schlag gegen den Puck, hört die Spieler über das Eis kratzen. Unglaublich, wie schnell und beweglich die sind. Wie schnell sie von Verteidigung auf Angriff umschalten. Und unglaublich, wie Torhüter nur Schüsse halten können. So schnell wie die Pucks da angerauscht kommen.
Das Spiel endete mit 2:1 für die Franzosen, und das nicht unverdient. Besonders im ersten Drittel machten sie in der Defensive den sichereren Eindruck und spielten gradliniger nach vorne. In den nächsten beiden Dritteln ging das Spiel recht flott hin und her, Chancen auf beiden Seiten, so dass es durchaus Laune machte, das Spiel zu verfolgen.
Bully bei Italien gegen Frankreich.
Zum zweiten Spiel war es dann wesentlich voller in der Halle, mit den Schweizern deutlich in der Mehrheit. Die Hopp Schwiiz– Rufe galten aber wahrscheinlich nicht dem Hallenbauer. Trotzdem blieb fast die halbe Arena noch frei, besonders auf den Oberrängen, dem gleichzeitig statt findeten Deutschlandspiel und dem DFB-Pokalfinale vermutlich geschuldet. Es war wesentlich lauter als beim ersten Spiel, die Atmosphäre angespannter. Und obwohl wir die Karten für die beiden Spiele als Tagesticket gekauft hatten, saßen wir nun einige Reihen weiter oben, aber immer noch richtig nah dran.
Die Schweizer begannen überraschend flott, führten früh verdient mit 2:0. Die Tschechen und auch wir waren sehr erstaunt über ihren forschen Auftritt, kein Wunder, dass sie in dieser Form auch die Kanadier geschlagen haben.
Es blieb ein enges Spiel, die Tschechen kamen zweimal noch bis auf ein Tor wieder heran, konnten den Ausgleich aber nicht mehr erzielen. Im Gegenzug vergassen die Schweizer den Sack zu zu machen, als die Tschechen bereits zwei Minuten vor Schluß den Torwart durch einen weiteren Feldspieler ersetzten.
Das Schweizer Team belohnte sich für ihre Leistung mit drei Punkten, uns mit einem spannenden und abwechslungsreichem Spiel. Und damit war der Ausflug zur Eishockey-WM auch schon vorbei. Äußerst kurzweilig war der Tag mit den beiden Spielen, der Preis von 69€ dafür auch angemessen (die billigste Kategorie hätte 29€ gekostet, das müssen entweder die paar Stehplätze gewesen sein oder die Sitzplätze ganz oben unterm Dach).
Das Schweizer Team beim Feiern nach dem Spiel.
Den Sonntag haben wir dann noch in Mannheim verbracht und was soll ich sagen, die Stadt war gar nicht so häßlich, wie man sie sich vorstellt. Könnte aber auch an dem vergleichsweise gutem Wetter gelegen haben. Es war jedenfalls besser als das, was die Jünger auf dem Kirchentag in München erlebt hatten. In der Stadt soll es wohl recht chaotisch gewesen sein, gut, dass ich da flüchten konnte.