Menschen wie Götter
Endlich habe ich es mal wieder geschafft! Fertig mit einem Buch. Und das auch noch rechtzeitig vor dem Urlaub. War aber auch ein ganz schöner Schinken: Fast 1000 Seiten. Und das auch noch ohne meine klassische Lesezeit in der Tram! Kein Wunder, das ich dafür mehr als 4 Monate gebraucht habe.
Nach langer Zeit hatte ich mich mal wieder an einen waschechten Science Fiction Roman versucht. Die Wahl fiel dabei auf den Roman Menschen wie Götter des Russen Sergej Snegow. „Der große Klassiker der russischen Phantastik“ verrät das Backcover. Vollendet wurde das Buch 1977. Hat sich auch heute noch die Zeit gelohnt, die ich in das Buch investiert habe?Die Menschheit in ferner Zukunft. Auf der Erde ist alles tiptop, die Menschen sind gebildet, das gesamte Wissen ist jederzeit verfügbar und die Erde unterliegt dank der fortschrittlichen Technologie fast vollständig der Kontrolle der Menschheit. Diese reist mittlerweile auch zu den Sternen und hat bereits Kontakt zu einigen fremden Völkern aufgenommen. Doch dann mehren sich die Hinweise auf eine weitaus überlegenere Zivilisation.
Snegows Schreibstil ist ausführlich. Lange Reden und Diskussion, viele Einzelheiten. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Eli, einem Ingenieur, der es schließlich im Laufe der Jahrzehnte bis zum wissenschaftlichen Leiter einer Expedition in den Kern der Galaxie schafft. Um ihn herum entsteht ein dichtes Gewirr von Freunden und Gefährten, die ihn über die Jahre hinweg begleiten. Dabei spitzt sich sein Leben nicht auf den einen großen Moment zu, sondern die Spannungskurve schlägt immer mal wieder nach oben aus. Das funktioniert mal besser, mal schlechter, aber man kann immer recht gut folgen.
Das Buch eröffnet tatsächlich eine eigene Welt, für einen Science Fiction Roman schon einmal nicht schlecht. Und die ist sehr anschaulich und ausgeschmückt: Von der organisierten Erde über die Raumschiffe bis hin zu den fremden Weltern und deren Lebeweisen, die alle sehr detailiert beschrieben werden. Allerdings sollte man vielleicht schon ein wenig Physik mögen, um einige Passagen interessant zu finden und um zu verstehen, wie sich die Raumschiffe in diesem Roman so fortbewegen. Oder um die an einer Stelle beschriebene Raumschlacht nachvollziehen zu können. Andere Stellen waren für mich spannender.
Was auch interessant ist: Ein SF-Roman eines Russen, geschrieben zur Zeit des Kalten Krieges, wie stellt der sich wohl die Zukunft, die Gesellschaft vor? Und das ist tatsächlich Kommunismus pur: Die Menschen auf der Erde oder den Schiffen sind gedanklich alle durch eine Maschine verbunden, mit denen es möglich ist, den Allgemeinwillen zu lesen, so dass man danach handeln können. Die Gegenspieler sind eine streng hierarchische Gesellschaft, von oben nach unten, deren Ziel es ist zu zerstören, nur um des Zerstörens-Willen.
Auch wenn sich das Lesen aufgrund der Seitenzahl ziemlich lange hingezogen hat, war ich doch zufrieden mit dem Buch. Einfach weil es für mich mal wieder ein anderes Thema war. Etwas ruhigere Science Fiction, abseits von knalligen Raumschlachten, aber dafür mit einer eigenen Zukunftsvision.
4 Kommentare
Christine
Einerseits finde ich es sehr interessant, wenn man mal so ein altes Buch liest und dann sieht, was sich davon wirklich erfüllt hat und was nicht bzw. wie sich die Menschen damals Fortschritt ausgemalt haben. Viele Dinge sind ja heute schon passiert, womit die ja niemals rechnen konnten… andererseits brauche ich etwas mehr Spannung, gerade bei SF.
Mein Genre ist „Nashville“ eigentlich auch nicht. Ich mag zwar die Musik, aber ich war dann auch echt erstaunt, als mir die Serie an sich total gut gefallen hat.
ide02
Du hast dich also auch an ein altes Buch herangewagt. 😉 Bei SF muss ich mich gedanklich immer erst darauf einlassen. Das dauert etwas. Bin ich aber erst einmal in der anderen Welt angekommen und hinterfrage nicht alles 1000x, dann ist es prima und zum Schluss kann ich sie meistens nur schweren Herzens wieder verlassen. 😉
Nummer Neun
Das euch das so auffällt mit dem alten Buch… finde ja, dass Bücher das Medium ist, das am wenigsten altert. Daher gibt es da auch keine Remakes, Reboots oder Remasteres Versions…
Und der Roman spielt so weit in der Zukunft, dass er eh völlig losgelöst von unserer Gegenwart funktioniert.
bknicole
Zwar eine toll geschriebene Kritik, ist aber ehrlich gesagt nicht mein Buch. Schon als du anfingst, dass man da ein bisschen Durchblick in Physik haben muss war es bei mir vorbei, denn in dem Fach bin ich ehrlich gesagt ne Niete. Auch thematisch wäre es jetzt nicht meines. Sciene Fiction im Tv geht zwar, aber in Buchform ist das nicht so meines.
Danke auch für dein liebes Kompliment auf meinem Blog ;).