InterRail 2010: Teil 2
Teil 1: Von Sankt Gallen nach Mailand
Teil 2: Von Turin nach Nizza und Monaco
Nach knapp zwei Stunden Zugfahrt erreiche ich Turin. Mein Hotel liegt gleich in der Nähe des Bahnhofs, keine 5 Minuten entfernt, und bietet mir ein recht großes Zimmer, mit ZDF-Empfang und einem kleinen Balkon, der in den Hinterhof hinaus blicken läßt. Und dieser Hinterhof: So stellt man sich Italien vor.
Am ersten Nachmittag laufe ich die Einkaufsstraßen ab, kaufe aber nichts. Mir fehlt noch etwas der Überblick über die Stadt, sie sieht aber deutlich bodenständiger aus als Mailand. Die Preise sind auch anders: In einem Restaurant in der Nähe des Hotels gehe ich am Abend essen. Für ein Hähnchenschnitzel, einen Salat und ein großes Bier (das richtig gut war: Moretti sollte man sich merken) zahle ich nicht einmal 14 Euro.
Piazza San Carlo in Turin.
Am nächsten Tag steht dann die Touristentour an. Los geht es an der Piazza San Carlo, einem großen, sehr stimmigen Platz, als Tor zum historischen Zentrum. Dahinter liegen dann der Palazzo Madama und der königliche Palast. Direkt im Anschluß die Kathedrale von Turin, in der das bekannte Turiner Grabtuch aufbewahrt wird. Naiv wie ich war dachte ich ja, man könnte dieses Grabtuch besichtigen. So ist es natürlich nicht, man sieht grade mal den Schrein, in dem es aufbewahrt wird, aber auch das ist schon ein Moment zum inne halten. Das Grabtuch selbst wird alle paar Jahre nur zu besonderen Anlässen öffentlich gezeigt.
Ich mache mich auf dem Weg zur Mole Antonelliana, dem Wahrzeichen der Stadt und bekannt von den italienischen Cent-Münzen. Als Synagoge geplant, berherbergt es heute ein Filmmuseum, mit einem frei schwebenden Aufzug kann man bis auf die Spitze fahren und den Blick über die Stadt genießen. Theoretisch. Der Aufzug war heute gesperrt, so dass mir nur noch das Filmmuseum blieb. Das war aber überraschend großartig, zeigte die Einrichtung einiger historischer Kinos, die Entstehung des Films, sowie eine Fotoausstellung zum Thema Rebellen, also Brando und Quinn und Co. Und der riesige Innenraum, der bis unter die Decke reicht, ist auch einmalig.
Zum Abschluß des Touristentages wandere ich auf den Monte dei Cappucini, von dem aus man auch die Stadt im ganzen sehr schön sehen kann. Man kann im Hintergrund sogar die Alpen erkennen.
Blick über Turin und die Mole Antonelliana.
Am Abend gibt es mal wieder Pizza, dieses Mal mit Salsiccia. Sehr lecker, aber ich sollte vielleicht nicht alle 2 Tage Pizza essen. Den restlichen Abend vertreibe ich mir mit Bayern gegen AS Rom auf Rai 2. Am nächsten Tag verbringe ich noch den Vormittag in Turin, kaufe mir dort ein Hemd und entdecke beim Bummeln noch einige interessante Straßen mit historischen Gebäuden. Leider hatte ich aber keine Kamera dabei.
Weiter geht’s Richtung Nizza: Zunächst mit einem Regionalzug – auf den engsten 4er-Plätzen, die ich jemals erlebt habe, mir gegenüber sitzt zum Glück nur die schmächtige Freundin des neben dran sitzenden breithosigen Hiphop-Typen – in einen Ort namens Cuneo. Dort habe ich eine Stunde Aufenthalt, es ist ein richtig veralteter Bahnhof ohne Wartehalle, so dass ich vor dem Bahnhof mir die Beine vertrete. Vorne sitzt eine junge Frau, die auf ihren Bus wartet und deren Hose stark gen Süden wandert und den Blick auf ihre transparente Herzchenunterwäsche frei gibt. Ich überlege, ob ich ihr als guter Onkel sagen soll, dass ihr Arsch da grade der Welt ein here I am entgegen schreit oder ob ich als böser Onkel ein Foto machen soll. Ich entscheide mich für keines von beidem sondern gehe zu meinem Gleis, wo der Zug schon bereit steht.
Ich komme pünktlich am Abend in Nizza an. Das Hotel ist auch wieder in bahnhofsnähe, recht groß, die Zimmer ok, aber etwas verbraucht und hellhörig. So wie es sich angehört hat, hatten meine Nachbarn in der einen Nacht ziemlich viel Spaß. Im Fernsehen gibt es Sat1.
Die Strandpromenade von Nizza.
Das Frühstück im Hotel ist genau so ein Standardfrühstück, wie die letzten Tage auch, nur darf ich jetzt das erste Mal dafür extra zahlen, und das im teuersten Hotel der Tour. Naja. Nach einem kurzen Stop im Internet-Café geht es schnurstracks Richtung Standpromenade, das Meer ruft! Diese Weite ist doch immer wieder ein herrlicher Anblick. Leider hat Nizza ja nur einen Kieselstrand, daher ist der Strand wohl nicht so gut besucht und die Leute gehen mehr an der Promenade flanieren. Ich auch, weiter Richtung Stadtberg und genieße dann von dort die Aussicht. Danach habe ich nur etwas Probleme vom Berg wieder runter zu finden, ich komme nicht da an, wo ich eigentlich hin wollte.
In die Altstadt gelange ich trotzdem irgendwann und die überrascht mich dann wirklich, weil so nicht erwartet. Ein Wirrwarr an engen Gassen, vollgepackt mit den obligatorischen Souvenirläden, aber auch voller kleiner Restaurants, Bars und Kneipen, die man am liebsten alle gerne entdecken würde. Ich entscheide mich für Crêpes, man ist ja schließlich in Frankreich und kaufe ein paar Postkarten.
Die pittoreske Altstadt.
Ich suche mir meinen Weg durch die Altstadt in Richtung Museum für moderne Kunst. Dort ist zum Glück kostenloser Eintritt, ansonsten hätte ich mich sehr geärgert. Angelockt durch Popart-Kunst, macht diese dann nur einen ganz kleinen Teil aus, der Rest war dann wirklich moderne Kunst at it’s best und damit konnte ich wenig anfangen. Aber vom Dach des Museum hat man noch mal einen schönen Rundumblick.
Am Abend esse ich in Sichtweite der Kathedrale und gehe danach noch einmal zur beleuchteten Strandpromenade. Wenn man bedenkt, dass sich Cannes und Monaco gleich in der Nachbarschaft befinden, ist Nizza die deutlich normalere Ecke der Côte d’Azur. Weggehen und Hotels sind hier bezahlbar, die Stadt ist sehr international, an allen Ecken hört man Englisch oder Deutsch. Kultur gibt es hier nicht so viel, aber ein langes Wochenende am Meer mit abendlicher Belustigung kann man hier durchaus gut verbringen.
Das abendliche Nizza.
Am nächsten Tag, mittlerweile ist schon wieder Samstag, fahre ich von Nizza aus mit dem Zug nach Monaco. Das ist recht preiswert, hin und zurück kostet ungefähr 6 Euro und die Fahrt dauert grade mal 20 Minuten. Der Bahnhof von Monaco liegt unterirdisch und durch ein weites System von Tunnel und Aufzügen gelangt man an die frische Luft.
Der Ausgang, den ich erwische, führt mich direkt zum Hafen. Genauer gesagt: Zum einen der Häfen, wie ich im Laufe des Tages feststellen werde. Hier liegen die Yachten, wahrscheinlich die eher kleineren, nur ein paar Yachten, die hier vor Anker liegen, sind eine Nummer größer. Teuer genug werden sie trotzdem alle sein. An einer Seite des Hafens ist ein kleiner Berg, von dem aus man einen schönen Blick auf den gesamten Hafen hat.
Blick in einen der Häfen von Monaco.
Die Straße auf dem Berg führt weiter in die kleine und etwas leblose Altstadt, von hier aus sieht man auch in den zweiten Yachthafen. Der Fürstenpalat schließt direkt an die Altstadt an. Auch der sieht von außen sehr steril aus. Hier ist alles sehr sauber, unbewohnt, während Nizza wesentlich lebendiger wirkte. Nun gut, erst einmal wieder runter in den Hafen und dann weiter in Richtung Monte Carlo. Was auffällt, wenn man sich vom Hafen aus die Berge drumherum ansieht: Jeder Quadratmeter ist verbaut, der Grad zur Betonwüste sehr schmal. Manhatten am Mittelmeer.
Man muss es gesehen haben, wie zugebaut Monaco ist.
Ich glaube, ich laufe an der Formel 1 Strecke entlang und durchquere auch den Tunnel. Sicher bin ich mir nicht, den Sport verfolge ich nur in Notsituationen. Als ich am Kasino ankomme, setzt ein kurzer Regenschauer ein. Ich möchte das Kasino besuchen, muss meine Kamera am Eingang abgeben und zahle 10 € Eintritt. Der öffentliche Saal ist sehr verschnörkelt, eindrucksvoll und man sieht die Touristen an den Spieltischen stehen. Das große Geld wird hier vermutlich nicht umgesetzt, aber alle können sagen, sie haben hier mal gespielt. Regelunkenntlich wie ich bin, verzichte ich jedoch darauf. Vor dem Kasino stehen die dicken Autos Schlange. Ferrari neben Maserati neben Lamborghini.
Ich erkunde noch ein wenig die Gegend um das Kasino und beginne dann, den Eingang zum Bahnhof zu suchen. Ein Desaster. Ich bin ewig auf der Suche, bis ich wieder bei der Touristeninfo lande, mit ou est la gare meinen wahrscheinlich einzigst kompletten Satz in der ganzen Zeit auf französisch sage und mir die Antwort auf englisch geben lasse. Ok. Nach weiteren 15 Minuten laufen habe ich den Bahnhof gefunden, muss noch einige Minuten auf den Zug warten und dann geht es an der Küste entlang wieder zurück.
In Nizza angekommen habe ich mir meine Pflicht-Reservierung für den Zug am nächsten Tag nach Carcassonne am Automaten organisiert und im Internet das KSC-Ergebnis gechecked. 2:1 gewonnen, sehr schön. Abendessen gibt es dieses Mal beim Inder: Tandoori-Huhn und Mango-Lassi. Davon sollte ich mir unbedingt mal ein Rezept ergoogeln. Für den nächsten Morgen stelle ich mir den Wecker, das erste Mal im Urlaub, damit ich noch zum Frühstück komme, bevor um kurz vor 10 die Bahn zur nächsten Station startet.
2 Kommentare
Ansku
Haha, das war bei mir im April in Schweden genauso. Einen Satz auf Schwedisch daher gestöpselt und die Antwort dann in Englisch geben lassen.
Ich sollte mal wieder nach Frankreich, hm? Ich war das letzte Mal dort als fünfjähriges Kind.
adiós
Monaco und MonteCarlo sind schon irgendwie speziell.
Ich war mit 15 Jahren mal für einen Tag dort. Ins Casino habe ich damals nur meine Fußspitze rein bekommen. Danach wurde ich von Ordnern energisch zurückgewiesen. 😉
Monaco fand ich gar nicht so leblos. Aber vielleicht nimmt man das mit 15 Jahren auch anders wahr als heute.
Und irgendwo, entweder am Palast oder unten im Ort, hinter dem Casino, gab es einen richtig schönen Park, ohne irgendwelche Touristen. Mit denen war im August da nämlich die Straße gepflastert. 😉
Es ist schön mal da gewesen zu sein, aber unbedingt hin müsste ich nicht nochmal…