
Oasis live: Meine Konzert-Erinnerungen
Am 4. Juli 2025 passiert das, womit nicht zwingend zu rechnen war. Liam und Noel Gallagher stehen wieder gemeinsam als Oasis auf der Bühne. Nach einigen Konzerten in Großbritannien und Irland gehen sie danach auf eine Welttournee durch Nord- und Südamerika, Asien und Australien. Kontinentaleuropa wird vermutlich 2026 betourt werden, der Autor dieser Zeilen hofft auf einen Auftritt in der Münchener Allianz Arena im nächsten Jahr (wobei – nach den ersten Berichten über den Sound dort bei Guns’n’Roses vielleicht lieber doch nicht). Tickets für die Welttour waren das große Hype-Thema der letzten Monate und waren schwerer zu bekommen als ein gutes Frühstück in London. Ich habe es versucht und keines bekommen – kann es aber verkraften, da ich die Band schon einige Male live sehen konnte.
Wien (2006)
Das erste Mal sah ich Oasis live im Februar 2006 in Wien. Da war deren absolute Hochphase eigentlich schon vorbei, dafür begann ich jetzt erst langsam damit auf Konzerte zu gehen. Dieses war eines meiner allerersten Konzerte überhaupt! Außerdem war das mein erster Besuch in Wien (auf den seither sehr viele weitere Besucht gefolgt sind). Ein halbes Jahr zuvor war ich nach München gezogen und hatte mein erstes, eigenes Geld verdient. Es war nicht viel, aber doch so, dass man sich so etwas mal gönnen konnte. Zum Glück hatte ich das Ticket damals fotografiert: Es war für knapp 40€ zu haben. Als Support waren die Stereophonics angekündigt, die dann aber kurzfristig absagen mussten (und durch eine Band mit Namen Yeti ersetzt wurden, von der ich danach nie mehr etwas gehört habe).
Das Konzert fand im Gasometer statt (wo ich Jahre später dann sowohl Frank Turner als auch Kasabian gesehen habe). Wir konnten uns einen Stehplatz recht weit vorne sichern, vor der linken Seite der Bühne. Die Nerds wissen, Liam steht normalerweise in der Mitte und Noel auf der rechten Seite, dementsprechen war dort auch mehr los. Vermutlich war ich selten so aufgeregt wie vor diesem Konzert. Ich hatte meine Digitalkamere dabei, damals ein Klotz von einem Gerät, aber sie machte an diesem Abend für diese Umstände erstaunlich gute Fotos. Vom Konzert selbst weiß ich mittlerweile gar nicht mehr so viel, ist ja dann doch schon ein paar Jahre her – nur noch, dass es die Phase der Band war, wo sie ihre Konzerte mit einem Cover von My Generation beendeten, das mochte ich sehr. Die Setlist verrät: Der Schwerpunkt lag auf dem damals aktuellen Album Don’t Believe The Truth, sonst kamen fast nur die ersten beiden Alben zum Zug. (Setlist)
Hamburg (2009)
Mein nächstes Oasis-Konzert fand 2009, fast genau drei Jahre später statt. Ihr neustes (und bisher letztes) Album Dig Out Your Soul war gerade erschienen und sie waren auf großer Tour durch Europa. Dafür machten sie Station in Hamburg und spielten dort in der Alsterdorfer Sporthalle (in der ich später noch Noel Gallagher mit seinen High Flying Birds und die Black Keys sehen sollte). Mittlerweile war ich bereits etwas erfahrener, was Konzerte anging und auch Hamburg war mir nicht fremd. Eine schöne Stadt, die man für ein Wochenende jederzeit gerne besuchen kann.
Verabredet war ich dort mit den Oasis-Schwestern, wie ich sie nannte, mit denen ich schon lange über ICQ (die älteren werden sich erinnern) in Kontakt stand und die beide riesige Fans der Band waren. Sie kamen zwar auch nicht aus Hamburg, aber hatten sich dort und für mich eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert.
Die Erinnerung an das Konzert selbst sind leider genau so schwammig wie das Foto unten, welches ich auf dem Konzert machte. Gespielt wurde viel vom neuen Album, welches mich nur so halb überzeugen konnte, und natürlich vieles von den ersten beiden Alben, bemerkenswerterweise fehlte jedoch Live Forever. Aber auch von der Vorgängerplatte hatte sich noch erstaunlich viel auf der Setlist gehalten (Setlist). Länger im Kopf blieb mir die After-Show Party im Molotow, der Hamburger Institution. Vom DJ wurden nur Oasis-Songs gespielt, unterbrochen lediglich ab und an von einigen anderen, passenden Britpop-Größen. Was war das für ein Fest! Bis ich nach dem langen Tag dann schließlich gegen drei oder vier Uhr aufgeben musste und wir gingen.
München (2009)
Nur gut einen Monat später folgte im Februar 2009 das dritte Konzert und es war das erste Mal ein Heimspiel. Oasis in München! Sollte es also dieses Mal eine leichte Anreise geben? Sie spielten im Zenith im Norden der Stadt, ich hatte gerade meinen neuen Job begonnen und arbeitete im Münchener Süden. Nach Feierabend einmal quer durch die Stadt – klang einfach, war es aber nicht. Denn an diesem Tag streikte der öffentliche Nahverkehr (siehe SZ)! Hin- und Rückfahrt wurden also zu einer echten Herausforderung.
Als Vorband waren dieses Mal die schottische Band Glasvegas mit dabei, deren Debutalbum ich sehr mochte. Um so enttäuschender war die Akkustik im Zenith. In der Erinnerung kam nicht viel mehr als ein Soundbrei dabei heraus. Schade darum. Für den Auftritt von Oasis war das danach aber fast egal, das war auch damals schon eine einzige Karaoke für die Masse. Man sang alles mit und ließ sich von der Euphorie in der Halle mitnehmen. Und egal, wie schlecht Liams Stimme teilweise war (man erschrank manchmal bei YouTube-Videos) – auf dem Konzert selbst kam das meist gar nicht so an. Die Band stand nie für Innovationen, und so war die Setlist einfach die gleiche wie im Hamburg.
Konstanz (2009)
Zu einem vierten Oasis-Konzert sollte es danach nicht mehr kommen. Dabei war eigentlich alles organisiert. Im gleichen Jahr sollten sie bei Rock am See 2009 in Konstanz spielen. Ein kleines Tages-Festival mit einem fantastischen Line-Up: Oasis, Mando Diao, The Hives, Kasabian und Kilians. Wow, genau meins! Das Festival sollte der Auftakt für eine kleine Schweiz Rundreise werden. Es war alles bereit für einen großen Tag.
Und dann rief mich am Morgen mein Vater auf dem Handy an. Durchaus ungewöhnlich zu dieser Zeit. Er erzählte mir davon, dass sie im Radio das aus der Band verkündet hätten. Ich meinte, das wäre doch Quatsch, sie hätten doch nur noch zwei oder drei Auftritte auf ihrer Weltreise zu absolvieren. Warum also über Nacht das Ende? Nun ja, es war leider doch so. Die Gallaghers hatten sich am Abend zuvor in Paris endgültig zerstritten, das war’s. Es gab kein Oasis mehr.
Auf dem Festivalgelände war die Stimmung dementsprechend. Die Veranstalter konnten zwar über Nacht Deep Purple als Ersatz verpflichten – eine Band von Weltruhm, das unterschätzt man ja gerne, die zufälligerweise am Bodensee wohnte – aber war das wirklich ein Ersatz? Die Killians hatten die undankbare Aufgabe, das Festival zu eröffnen und lockerten die Stimmung etwas mit den Worten „Scheiß auf Oasis, wir haben trotzdem Spaß“. So war es dann auch, wenn auch nur eingeschränkt. Kasabian und The Hives waren großartig, Mando Diao etwas enttäuschend. Deep Purple konnte ich mir zum Abschluß aber nicht mehr anschauen, nach ungefähr der Hälfte ihres Sets ging ich. Smoke on the water habe ich nie live gehört.
An dem Tag bekam ich noch einige nette und aufmunternde Nachrichten und traf kurz eine der beiden Oasis-Schwestern auf dem Festival wieder. Knapp zwanzig Jahre stellte ich fest, dass eine meiner besten Freundinnen damals auch auf diesem Festival war, viele Jahre bevor wir uns kennen lernten.
2011 – 2021
In der Zeit nach der Auflösung der Band konnte ich mir eine Weile Oasis nicht mehr anhören. Genau in dieser Zeit lernte ich die Musik von Frank Turner intensiver kennen, der mich die nächsten Jahre dann musikalisch sehr stark prägte und begleitete. Die Gallaghers tourten in den nächsten Jahren getrennt voneinander und spielten neben ihren neuen Sachen auch immer sehr ausufernd die alten Songs von Oasis. Während Liam Gallagher zunächste mit seiner neuen Band Beady Eye nicht besonders erfolgreich war – die Hallen wurde in München bei den beiden Auftritten immer kleiner – schien zunächst Noel Gallagher die größere Karriere zu machen. Er konnte zumindest in Deutschland die Hallengröße der alten Band halten. Ich sah ihn zwischen 2011 und 2018 einige Male live und fuhr dafür nach Köln, Hamburg und Berlin und besuchte seine Auftritte in München. Die Konzerte waren immer nett und verbreiteten eine gewisse Wohlfühlatmosphäre. Es war Oasis mit angezogener Handbremse. Liam Gallaghers Stern ging erst später wieder auf, als er sich endlich unter eigenem Namen als Solokünstler positionierte und dabei ausgiebigen Fanservice bot, um die alten, bierbäuchigen Fans in ihren Oasis-Shirt mitzunehmen. Ich sah ihn 2019 auf einem kleinen Festival in Helsinki, er spielte in München genau an meinem 40. Geburtstag und gab in den Corona-Wirren 2021 ein tolles Open-Air Konzert in Stuttgart.
Sechzehn Jahre nach dem Split stehen Oasis nun ab Juli 2025 doch wieder gemeinsam auf einer Bühne. Ich bin sehr gespannt, wie es werden wird.
Siehe auch: Die 30 besten Oasis-Songs aller Zeiten
3 Kommentare
bullion
Welch schöner Konzertrückblick! Schon witzig, was teils für Vorbands unterwegs waren. Ich meine Stereophonics, krass (auch wenn es damals bei dir nicht geklappt hat). Ich erinnere mich noch an ein Mando-Diao-Konzert, da waren einfach Johnossi und Razorlight die Vorbands.
Bin gespannt, was du nach deinem nächsten Konzert berichten wirst!
Nummer Neun
Was denn, gleich beide waren Vorband bei Mando Diao? Wow!
Was das angeht, was mein Highlight ein Konzert von The Gaslight Anthem, bei dem ein mir damals unbekannter Frank Turner den Support gemacht hatte. Das war ein ganz großartiger Abend!
bullion
Yep, beide. Damals 2006 im Zenith, also vor fast 20 Jahren. Komplett verrückt; falls dich der Bericht interessiert: https://moviescape.blog/2006/11/18/mando-diao-ode-to-ochrasy-tour-2006-zenith-munchen/
Oh, Frank Turner als Support von The Gaslight Anthem hätte ich auch gerne gesehen. Stark!