Aus dem Leben

Wie ich doch noch einen Zugang zu klassischer Kunst fand

Lange Zeit konnte ich mit Gemäldegalerien und Kunstausstellungen wenig anfangen. Der Reiz erschloss sich mir nicht, und wenn ich doch einmal in einem Kunstmuseum landete, stellte sich schnell Langeweile ein. Ich hoffte, dass mir die moderne Kunst vielleicht eher zusagen würde – schließlich ist sie oft zeitgemäßer und direkter. Doch zu meiner Überraschung empfand ich solche Ausstellungen meist als noch schwieriger zugänglich.

Erst in den letzten fünf bis sechs Jahren hat sich meine Perspektive allmählich verändert. Heute besuche ich auf Reisen gerne die großen Museen der Welt und lasse mich von den Werken der alten Meister (sehr selten: Meisterinnen) beeindrucken. In diesem Beitrag möchte ich erzählen, durch welche Punkte ich schließlich doch noch einen Zugang zur klassischen Kunst gefunden habe.

Mit Fotografien hatte ich nie Probleme. Die fand ich schon immer recht spannend, vor allem alte Fotos. Gemälde sind wie alte Fotos, nur mit anderen Mitteln. Immerhin stammen sie meist aus einer Zeit vor der Fotografie und sind damit ein direkter Blick in die Vergangenheit bzw. in die Gegenwart der alten Künstler. Die Wahl der Motive und die Art der Darstellung können dabei einiges über den Blick der Künstler auf ihre Welt verraten. Welche Motive kamen ihnen malenswert vor? Auf dem oberen Bild ist rechts unten ein Rechner zu sehen, er hatte sozusagen fast den gleichen Job wie ich heute. Auf dem unteren Bild sieht man zwei Männer Kartenspielen in einer Gaststätte, bei einer alltäglichen Freizeitbeschäftigung. Hätte die Frau recht oben ein Smartphone in der Hand, könnte das auch ein aktuelles Bild sein. Natürlich sind die Bilder meist nicht naturalistisch gemalt, sondern unterliegen Inszenierungen, stilistischen Entscheidungen und bewussten Verfremdungen. Also gar nicht so viel anders wie ein Instagram-Feed.

Noch ein Nebensatz zu der Wahl der Motive in der Kunst: Diese änderten sich im Laufe der Jahrhunderte. Waren es in der Frühphase vor allem religiöse Darstellungen, die ich persönlich als eher langweilig empfinde, rückte nach und nach die echte Welt in den Fokus. Alltagszenen wurden populärer und damit der Blick in die Vergangenheit aus unserer heutigen Sicht greifbarer. Menschane auf dem Markt, ein Mann mit Sonnenhut beim Blumen gießen. Nackte Körper sagen einiges über die jeweiligen Schönheitsideale aus und zeigen, dass sich der Mensch selbst nicht verändert hat, wohl aber die Welt um ihn herum und die Normen, die er erschaffen hat.

Was man auch nicht außer acht lassen sollte: Die großen Kunstmuseen dieser Welt sind teilweise in fantastisch prunkvollen oder eleganten Gebäuden untergebracht, die alleine schon unter diesem Aspekt einen Besuch wert sind. Die alte Pinakothek in München, die Uffizien in Florenz, das Kunst-Historische Museum in Wien. Und nicht zu verachten: Kunstmuseen ziehen besonders stilvolle und kultivierte Besucherschaften aus der ganzen Welt an.

Was aber immer noch nicht für mich funktioniert: Moderne Kunst. Zu viel abstruse Botschaft, zu wenig Realität. Was soll das da unten sein auf dem Foto? Dann lieber Street Art oder Pop Art.

Wie ist es bei euch – wie steht ihr zur klassischen Kunst? Besucht ihr regelmäßig Galerien?

6 Kommentare

  • bullion

    Spannendes Thema. Mir geht in Museen häufig so, wie dir früher. Ich habe zwar ein kunstgeschichtliches Grundverständnis (ein Fach im Studium) und auch meine Eltern hatten immer Kontakt zur bildenden Kunst gesucht. Ich brauche meist Kontext dazu in Form eine Führung oder dedizierten Ausstellung.

    • Nummer Neun

      Bei Führungen sehe ich immer die Gefahr einer Über-Interpretation. Aber zugegeben, dadurch ist die Gefahr groß, dass ich die bedeutensten Kunstwerke einfach übersehe. Aber immerhin erkenne ich in den großen Museen meist dann doch wenigstens einige Werke wieder.

  • Sari Kroschel

    Puuuuh, also ich schaue mir gerne die Dinge im Museum an, aber ich kann nicht lange verweilen. Ich fühle mich zwar beeindruckt und inspiriert, aber meist bin ich immer recht schnell durch. Es ist also irgendwie so ein halb halb Ding 🙂

  • S.Mirli

    Eine richtig geniale Beitragsidee. Bei mir hat die Liebe zur Kunst schon sehr früh begonnen. Ich hatte das Glück, dass mich meine Oma seit ich klein war überall hin mitgeschleppt hat und es für mich dadurch irgendwie „normal“ war, mit Kunst aufzuwachsen. Mit Barock und religiösen Themen kann ich auch nicht viel anfangen. Auch moderne Kunst liegt mir nicht besonders. Aber Alltagssituationen und speziell der Impressionismus, darin kann ich mich verlieren. Und vor allem auch dem Aspekt, dass Museen meist in traumhaft schönen und architektonisch interessanten Gebäuden untergebracht sind, kann ich mich absolut anschließen.
    Alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

    • Nummer Neun

      Ich habe dafür tatsächlich länger gebraucht. Kunstmuseums-Besuche in der Schulzeit waren eine Strafe. Aber für manches braucht man einfach ein gewisses Alter. Alltagssituationen auf alten Gemälden brauchen einen Aufhänger, um den Transfer zum eigenen Alltag hinzubekommen. Und dafür braucht es etwas an Lebenserfahrung.

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