Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 48/2024: Die Zweiflers, Konklave, Blue Vow, Furiosa und das 3 Body Problem

Happy Sunday!

Wenn dieser Beitrag online geht, bin ich vermutlich gerade auf dem Rückweg aus Salzburg, wo ich dieses erste Advents-Wochenende verbracht habe. Dazu gibt es in der nächste Woche bestimmt vielleicht eventuell das ein oder andere Bild zu sehen. In dieser Woche gibt es dagegen die Kritik zu einem Film im Kino und einem Film auf der Couch, zu zwei abgeschlossenen Serienstaffeln und es gibt einen Musiktipp aus Südafrika. Viel Spaß!

3 Body Problem (Staffel 1, 8 Folgen, USA, Netflix) – 7 von 10

Epische Science-Fiction bietet diese amerikanische Serienadaption der Romane des chinesischen Autors Liu Cixin. Der Astrophysikerin Ye Wenjie (Zine Tseng) gelingt es im China der 1960er Jahre, Kontakt zu einer außerirdischen Spezies aufzunehmen und diese auf die Erde zu locken, welche sie einige Jahrhunderte später erreichen werden. Die Menschheit muss sich auf diese Begegnung vorbereiten, was sie in der Gegenwart in Gestalt einiger Wissenschaftler (u.a. Jess Hong, Eiza González, Alex Sharp und Jovan Adepo) auch tut. Die Serie verlangt von seinem Publikum einiges ab. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen, auf verschiedenen Kontinenten und in der Realität und in einem VR-Spiel erzählt und die Gewichtung der Hauptfiguren schwankt stark innerhalb der acht Folgen. Die Geschichte scheint immer wieder Sprünge zu machen, einzelne Aspekte kommen und gehen (zum Glück spielte dieses unsägliche VR-Spiel später keine große Rolle mehr) und man muss schon verdammt aufpassen, um dem Ganzen zu folgen. Da verhebt sich die Serie teilweise an ihrer selbst auferlegten Monumentalität und vergisst dabei die Figuren, die meist hinter der Geschichte zurück stehen müssen. Zur Belohnung gibt es für das Publikum jedoch immer wieder grandiose Einzelsequenzen, Panormamen und Twists, welche das große Potential der Geschichte andeuten können. Wie man so liest, solle man sich wohl eher an die Romane halten. Siehe auch: goingtothemovies (6/10), moviescape (8/10), Miss Booleana (8/10).

Die Zweiflers (Staffel 1, 6 Folgen, Deutschland, ARD Mediathek) – 9 von 10

Die Zweiflers sind eine jüdische Familie in Frankfurt am Main, dessen Oberhaupt Symcha Zweifler (Mike Burstyn) der Besitzer eines Delikatessenimperiums ist. Die Serie rückt jedoch die gesamte Familie in den Vordergrund, wie seine Tochter Mimi (Sunnyji Meles) und deren Mann Jackie (Mark Ivanir), sowie deren Kinder Dana (Deleila Piasko), Leon (Leo Altaras) und Samuel (Aaron Altaras). Letzterer ist die eigentliche Hauptfigur der Serie, dessen Beziehung zu Saba (Saffron Marni Coomber) ein großer Antrieb der Handlung ist. Man merkt schon, der Cast ist ähnlich umfangreich wie bei 3 Body Problem – aber hier hat die Regie von Anja Marquardt und Clara von Arnim ihn jederzeit im Griff und liefert eine bunte, kosmopolitische und generationsübergreifende Familiengeschichte ab. Die Sprache ist vielfältig, die Charaktere herrlich skurril (auch in den Nebenrollen, ich denke da vor allem an Martin Wuttke als kleiner Pate von Frankfurt), die Figuren natürlich in ihrem Umgang. Die Serie ist lustig und unterhaltend, lässt aber trotzdem immer wieder die jahrzehntelangen Nachwirkungen und Traumata der furchtbaren Nazi-Zeit aufblitzen. Besonders die jüngste Generation muss sich immer wieder damit auseinandersetzen, wie weit sie sich von den Traditionen entfernen kann, ohne sich davon zu entfremden. Trotz der ähnlichen erscheinenden Ausgangslage ist die Serie kein Klon von Succession, sondern komplett eigenständig, der Zusammenhalt der Figuren und der Generationen deutlich größer. Die vielfach ausgezeichnete Dramedy wird zurecht gefeiert und für eine zweite Staffel verlängert. In der traut man sich dann vielleicht auch noch etwas epischer zu erzählen und nicht nur eine Familiengeschichte zu zeigen. Potential dafür hat Die Zweiflers auf jeden Fall.

Konklave (USA) – 8 von 10

Großes Starkino von Edward Berger. Für sein Nachfolgeprojekt zu Im Westen Nichts Neues hat er sich erneut an die Verfilmung eines Romans gewagt, dieses Mal stammt die Vorlage von Robert Harris aus dem Jahr 2016. Es geht um Machtspiele hinter verschlossenen Türen, Intrigen und Hinterzimmerdiplomatie von alten Männern. Dieses universelle Thema wird hier im Rahmen einer Konklave gespielt, denn ein neues Oberhaupt der Katholischen Kirche wird benötigt. Bei der Nachfolgesuche treten Konflike zwischen Traditionalisten und Modernisierern auf, es treten Gräben zwischen den verschiedenen Sprachfamilien auf, es gibt Kämpfe gegen die eigene Vergangenheit, überraschende Kandidaten und bemerkenswerte Wendungen. Es ist ein Starkino alter Tage, dass hier aufgeführt wird und von Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence bestens moderiert wird. Neben ihm stehen unter anderem Stanley Tucci, John Lightow und Isabella Rosselini auf der Besetzungsliste. Der Thriller ist ruhig, aber unterhaltsam inszeniert und von teilweise großartigen und opulenten Bildern visualisiert. Und die Schlußpointe funktioniert und ist überraschend passend. Wäre der Film noch etwas weniger konventionell gewesen, wäre da auch noch ein weitere Punkt in der Bewertung möglich gewesen.

Furiosa: A Mad Max Saga (Australien, 2024, Sky Cinema) – 6 von 10

Der Film erzählt die Vorgeschichte zu Mad Max: Fury Road und stellt die Lebensgeschichte von Furiosa in den Vordergrund und wir folgen ihr in verschiedenen Altersstufen. Als Lead ist dafür Anya Taylor-Joy gecastet, die aber weniger zu tun bekommt, als man erwarten könnte. Ein Teilsatz, der für vieles im Film gilt: Action, Tiefgang. Ich weiß nicht, wie der Film auf der großen Kinioleinwand gewirkt hat, hier auf dem Fernseher umgibt den Film zusätzlich noch eine sehr künstliche Aura aus Farbfiltern, Bluescreen-Szenen, CGI-Action und der Bart und die Haare von Chris Hemsworth. Nein, dieser Film von George Miller hat mich leider nicht überzeugt.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 11 von 14 Liga-Spielen = 79%. (Saison 2023/24: 76%)

Aufgrund des Ausflugs nach Salzburg konnte ich das Spiel gegen den Hamburger SV in dieser Woche nicht sehen.

  • Kommentare: Falls jemand im Moment Probleme mit dem Kommentieren auf dieser Seite hat, den kann ich beruhigen. Offenbar kommen alle Kommentare an. So ist jedenfalls bei mir. Nach dem Abschicken des Kommentars passiert erst einmal nichts. Aber nach einem Refresh ist alles da.
  • Ich bin ein grauer Star – holt mich hier raus!: Was die moderne Medizin so kann, hat der Wortvogel gelernt und zeigt sich von Geschwindigkeit und Wirkung des Eingriffes positiv überrascht.
  • Mirli a Milano: Wenn jemand eine Reise tut, dann hat er oder sie viel zu erzählen. So wie hier Mirli, die ein paar Tage in Mailand verbrachte.

Von der südafrikanischen Künstlerin Chelsea Ann Peter stammt das Projekt Blue Vow und das bietet düsterere Schrammelgitarren für späte Stunden, die an King Hannah oder Savages erinnern. Dieser Tage erscheint ihr Album Death of a Big Black Dog und verdient durchaus ein paar offene Ohren. Anspieltipp: Oistrophaneia mit seinen knallenden Drums am Ende.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

10 Kommentare

    • Nummer Neun

      Dich hat der Halbsatz zu „Succession“ gecatcht, oder? 😀 Der Vergleich bezieht sich tatsächlich mehr auf die Grundkonstellation mit Familienunternehmen und den Kindern. Damit hat es sich aber eigentlich auch schon. Intrigen untereinander sucht man vergebens.

  • bullion

    Ah, „3 Body Problem“ nachgeholt. Sehr schön. Kann mir vorstellen, dass die Serie durchaus komplex wirkt, wenn man ohne Vorlage reinspringt. Auch das „unsägliche VR“ mag diesen Eindruck hinterlassen. In der Vorlage macht das alles viel mehr Sinn und ist faszinierend ausgestaltet. Bin nun sehr gespannt, wie es weitergeht, denn die Vorlage wird in den nächsten beiden Büchern wirklich abgefahren.

    • Nummer Neun

      Ja leider fand ich das VR-Spiel tatsächlich wenig gelungen und wie ein Fremdkörper. Dessen World Building war nach zwei Episoden auch einfach irrelevant. Naja. Dafür habe ich den Roman mal auf meine Vormerk-Liste gesetzt.

  • Sari Kroschel

    3 Body Problem hat uns wirklich einiges abverlangt. Es hat einige Zeit gedauert so richtig reinzufinden und dem zu folgen, aber ich glaube am Ende konnten wir es doch irgendwie erfassen.

    • Nummer Neun

      Ich habe der Serie ja trotzdem noch 7 Punkte gegeben – also schlecht fand ich sie ja auch nicht. Man merkt halt nur, dass das hier auf den großen, epischen Wurf aus war und den kann „3 Body Problem“ nicht einlösen. Bei Staffel 2 wäre ich aber trotzdem wieder dabei.

  • Miss Booleana

    Oh vielen Dank für die Verlinkung zu 3 Body Problem 🙂 Jetzt, wo ich die Bücher nachhole, finde ich manches an der Serie noch absurder als vorher und manche Entscheidungen noch hilfreicher als zuvor. Also würde ich wohl wieder bei 8 von 10 rauskommen … sie ist wirklich leichter konsumierbar als das Buch.
    Danke für den Tipp mit den Zweiflers!

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