Unterwegs

Elsass 2022: Von Colmar nach Straßburg – Teil 1

Sommer, Sonne, Urlaub! Aber diesen Sommer ist das alles noch eine Nummer kleiner und überschaubarer. Es muss nicht immer die große Fernreise sein, auch in der erweiterten Umgebung gibt es viele Flecken, die es zu entdecken gilt. Für meine freie Woche im Juli fiel dieses Jahr meine Wahl auf das Elsass. Und auch wenn ich vor vielen Jahren im Badischen studiert habe und seither fast jedes Jahr auch mal in Karlsruhe vorbei schaue, vom Elsass habe ich außer Straßburg bisher nicht viel gesehen. Höchste Zeit also, um das zu ändern!

Colmar

Ausgangspunkt und Heimathafen meiner Reise war Colmar. Mit knapp 70.000 Einwohnern ist es die drittgrößte Stadt im Elsass und lässt sich von Straßburg aus relativ leicht mit der Bahn erreichen. In nur einer guten halben Stunde ist man dort und steigt am Bahnhof Colmar aus dem Zug. Ortskundige können von hier aus die Hotels noch einem kurzen Spaziergang zu Fuß erreichen, ich nahm mir für den Weg erst einmal ein Taxi. Es war schließlich auch heiß ohne Ende.

Das Taxi brachte mich mitten ins Herz der Altstadt. Und diese ist einfach überwältigend. Alte Fachwerkhäuser, bunte Bürgerhäuser und kleine Plätze prägen das Bild. Kleine Kanäle durchziehen die Altstadt, weswegen man teilweise auch von La Petite Venise spricht. Alles ausgezeichnet gepflegt und erhalten und größtenteils fast autofrei zu besichtigen. Ist das touristisch und kitschig? Na sicherlich. Aber gesehen haben muss man es trotzdem. Deshalb folgt nun ohne viele weitere Worte die erste große Bilderflut zur Colmarer Altstadt.

Morgens konnte man übrigens die besten Bilder machen. Das Licht war schöner und es war kaum jemand auf den Straßen unterwegs. Letzteres änderte sich im Laufe des Tages radikal, die Altstadt wurde immer voller.

Wer sich auch abseits des Stadtzentrums umsehen möchte, für den ist ein kleiner Stadtrundgang angelegt worden. Dafür musste man nur den im Boden eingelassenen Hinweisschildern folgen – einem Dreieck mit der Silhouette der Freiheitsstatue (was es damit auf sich hat, erkläre ich später) – bzw. dem Rundweg folgen, der auf den Touristenkarten aufgedruckt ist. Zwar führte ein großer Teil des Weges durch die Altstadt, die man aber auch ohne Schilder und Führung gut erkunden kann, aber darüber hinaus gibt es dann doch noch ein oder zwei andere Punkte, die man sich ansehen kann. So wie den großen Wasserturm, den Park Champ de Mars mit seinem Brunnen oder den Place Rapp mit dem unvermeidbaren Stadtschriftzug.

Als letzten touristischen Punkt der Stadt fehlt nun noch das Martinsmünster, die knapp 800 Jahre alte katholische Kirche im gotischen Stil. In der am linken Bildrand zu erahnenden Pâtisserie hatte ich übrigens ein schönes Erdbeertörtchen verdrückt. Aber zurück zur Kirche: Zum Zeitpunkt meines Besuches fanden vor der Kirche archäologische Ausgrabungen statt, da sich an dieser Stelle im Mittelalter wohl mal ein Friedhof befunden hatte. Und zur Freude der Schaulustigen hatte man ein Skelett halb frei gelegt.

Am Tag meiner Abreise hatte ich noch ein wenig Zeit, bevor ich zurück zum Bahnhof musste, und besuchte das Musée Bartholdi. Der Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi ist einer der berühmtesten Kinder der Stadt, viele seiner Werke prägen das Stadtbild und sein bekanntestes Kunstwerk kennt vermutlich jeder: Er hat die Freiheitsstatue entworfen, welche die Franzosen den Vereinigten Staaten geschenkt haben. In diesem Museum ist die Entstehungsgeschichte einige seiner Kunstwerke zu sehen. Interessant, aber spektakulär ist auch anders.

Beim Thema essen gehen half wie so oft die Formel: Je weiter weg von den großen Touristenströmen, um so besser. Dafür reichen oft schon nur wenige Meter. Empfehlen kann ich einen Abstecher in die Markthalle – wer sich ein teures Hotel-Frühstück sparen möchte, kann sich hier ein simples Frühstück servieren lassen und es direkt am Kanal genießen. Ich war zweimal dort und hatte nie Probleme damit einen Platz zu finden. Am Abend habe ich am Besten im Restaurant Au Chasseur gegessen, dort gab es einen fantastischen Fleischspieß, ein schönes Dessert und ein ruhiges Plätzchen im Freien, direkt an dem roten Häuschen.

Übernachtet hatte ich im Hotel Saint-Martin in der Grande Rue, an einer der schönsten Straße der Altstadt und auch in unmittelbarer Nähe des Fontaine Schwendi. Zentraler geht es fast nicht. Es ist ein kleines Hotel in einem historischen Gebäude, mit schönen und individuellen Zimmern und einer funktionierenden Klimaanlage, was in diesen Tagen recht wichtig war. Das Personal an der Rezeption war immer verfügbar und äußerst hilfsbereit. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es sogar noch einen kleinen Supermarkt für ein paar Besorgungen. Kurz: Das Hotel kann ich wärmstens empfehlen.

Um sich auch die putzigen Dörfer rund um Colmar anzusehen, bot das Unternehmen Kut’zig eine Art Hop-On Hop-Off Bus für 17 Euro pro Tag an. Von Colmar aus klappert er auf einer Rundereise sieben kleinere Ortschaften an, wo man jeweils aussteigen und dann mit einem der nächsten Bus weiterfahren kann. Äußerst praktisch, wenn man selbst ohne Auto unterwegs ist. Die Busse fahren im Abstand von anderthalb Stunden, man hat also jeweils 90 Minuten Zeit, um sich vor Ort alles anzuschauen. Oder man verbringt dort gleich drei Stunden.

Die Busse sind allerdings Cabrio-Busse, über den meisten Plätzen ist daher kein Dach, woran man bei den hochsommerlichen Temperaturen denken sollte. Überhaupt: Die Busse. Die waren schon relativ eng geschnitten, man rückte seinem Sitznachbar schon ordentlich auf die Pelle. Und zumindest zum Start in Colmar war der Busse ziemlich überlastet, weswegen noch ein zweiter Bus gerufen werden musste. An den späteren Stationen verteilte es sich dann etwas besser. Und ich kann mich nicht beschweren, insgesamt machte ich drei Stopps und saß danach jeweils immer wieder auf dem gleichen Platz, nämlich in der letzten Reihe, die noch überdacht war, bevor die Cabrio-Plätze kamen.

Und nach diesem Vorwort ging die Tour über die Dörfer los. Colmar verabschiedete unsere Reisegesellschaft mit der Nachbildung der Freiheitsstatue, die am Ortsausgang auf einer Verkehrsinsel thront.

Riquewihr

Das erste Mal verließ ich nach 50 Minuten Fahrzeit im kleinen Örtchen Riquewihr den Hop-On Hop-Off Bus. Er hielt dort genau vor dem Hotel de Ville, was den östlichen Eingang zum historischen Ortskern bildete. Dahinter öffnete sich die schöne Altstadt, die man auf der langsam ansteigenden Rue du Général de Gaulle durchwandern konnte. Die Straße war auf beiden Seiten von schönen alten Fachwerkhäusern gesäumt. Die Geschäfte in diesen Häusern waren zwar komplett auf den Tourismus ausgerichtet, mit elsässischen Restaurants und Souvernirläden, hübsch war es aber trotzdem. Und in den kleineren Seitenstraßen war es dann auch gleich etwas ruhiger. Ich spazierte einmal die Straße hoch und wieder runter, gönnte mir einen Crêpe mit Nutella und Kokos und wartete auf den nächsten Bus. Anderthalb Stunden vergehen schon recht schnell.

Im zweiten Teil des Elsass-Reiseberichts geht es mit der Tour über die Dörfer weiter. Außerdem gibt es den Umzug ins Straßburger Hotel. Bleibt also dran.

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Teil 1 // Teil 2

5 Kommentare

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