KW 14/2022: Shame live, Stanley Kubrick und Narcos: Mexico
Am vergangenen Montag war ich mal wieder auf einem Konzert. Das erste Indoor-Konzert seit Wanda im Februar 2020. Damals unkte man so ein wenig darüber, wie lange das wohl noch so möglich sein würde, da ja dieses Virus langsam aus China nach Europa schwappte und in München bereits die ersten Fälle aufgetreten waren. Mehr als zwei Jahre später wissen wir nun: Das Virus war gekommen, um zu bleiben.
Wieder in einer Konzerthalle zu sein – wenn auch nur in einer kleinen – war anfangs tatsächlich recht merkwürdig. Man ging ohne Maske hinein, niemand wollte den Impfstatus sehen, man musste keine Kontaktdaten hinterlassen. Und drinnen erst! Keine Abstände, kaum einer trug Maske und da standen wir nur bei der Garderobe!
Aber man gewöhnte sich recht schnell wieder an diesen alten Zustand und das schreibe ich ganz wertneutral. Ob dieser schnelle Rückfall in Pre-Corona Zeiten gut oder schlecht ist, muss aber jeder für sich selbst entscheiden.
Küchenstudios, Möbelhäuser – die Vorbereitungen für den Umzug im nächsten Monat laufen und so tingele ich zur Zeit durch die Läden und die Online-Shops, immer auf der Suche nach den richtigen Stücken. Die Küche ist mittlerweile bestellt, in dem Etablissement auf dem Foto unten hat es bisher jedoch nur für zwei simple LED-Deckenleuchten gereicht.
Narcos: Mexico (Staffel 3, 10 Folgen, USA, Netflix) – 7 von 10
Während die Kartelle in Mexiko sich nach den Geschehnissen am Ende der zweiten Staffel neu sortieren müssen, ist DEA-Agent Walt Breslin (Scoot McNairy) erst einmal wieder zurück in den USA. Doch schon bald wird er wieder nach Tijuna versetzt, um gemeinsam mit General Rebollo (José Zúñiga) dem Drogenboss Benjamín Arellano Félix (Alfonso Dosal) auf die Spur zu kommen
Auch die finale Staffel ist wieder hochwertig vor toller Kulisse produziert und vermutlich auch historisch äußerst fundiert geschrieben. Dazu bietet quasi jede Folge ihre eigene, große Schießerei, so dass es auch immer ordentlich knallt. Während man also weiterhin über die Schauwerte staunt, lässt einem das Geschehen mittlerweile emotional recht kalt. Skurpellose Menschen bekämpfen böse Menschen, ob sie nun für die DEA oder für die Drogenkartelle arbeiten, das macht fast keinen Unterschied mehr. Welche Auswirkungen die Welle der Gewalt und der Korruption auf die Zivilgesellschaft haben, ist dagegen meist nur über kurze Blicke in die Nachrichtenclips oder durch die Off-Stimme zu erahnen. Vielleicht hat man deshalb als Ausgleich zwei weitere Handlungsstränge eingebaut – zum einen den kleinen Streifenpolizisten Victor Tapia (Luis Gerardo Méndez) auf der Suche nach einem vermissten Mädchen, zum anderen die Journalistin Andrea Nuñez (Luisa Rubino), womit man erstmals auch eine wirkliche, weibliche Hauptrolle hat und zudem die Presse (ebenfalls erstmals) als vierte Gewalt etabliert. Beides kommt in der dritten Staffel und nach der kompletten Mutterserie vielleicht etwas zu spät und wirkt leider wie ein Fremdkörper, ohne große Verbindung zur klassischen Struktur. Und so rettet das weiterhin hochklassige Produktionsniveau die Wertung der Finalstaffel.
Dieses Mal mit zwei Filmen von Stanley Kubrick. Von alt nach jung sortiert waren das:
Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (USA, 1964, Joyn Plus) – 8 von 10
Stanley Kubricks Satire befolgt die Regel: Kein Witz in der Satire. Zum Lachen wird der Film schlicht durch die absurde Grundsituation. Und so sieht man, wie ein verrückter US-General (Sterling Hayden) versucht, einen Atomkrieg mit der Sowjetunion auszulösen. Peter Sellers brilliert in einer dreifach Rolle. Der fast in Echtzeit erzählte Film funktioniert auch heute noch erstaunlich gut, greift wirre Verschwörungstheorien, Aufrüstungslogiken und Nazi-Wissenschaftler im Dienste der USA auf, kann aber – dem langsameren Erzähltempo von früher geschuldet – einige Längen nicht verstecken.
Full Metal Jacket (USA, 1987, Blu Ray) – 8 von 10
Stanley Kubricks Antikriegsfilm wird durch die erste Hälfte unter Ausbilder Hartman (R. Lee Ermey) schwer vergesslich und durch die zweite Hälfte in Vietnam schwer verdaulich und zeigt die Sinnlosigkeit des Krieges aus der Sicht der jungen Soldaten. Etwas mehr Kontext zum Vietnam-Krieg hätte nicht geschadet und auch die beiden Hälfte scheinen seltsam unverbunden. Eindrucksvoll bleibt der Film aber trotzdem.
Shame (UK) – München, Strom
Und damit zu Shame, der Post-Punk Band aus London. Am vergangenen Montag traten sie im Münchner Strom auf und es war mein erster Besuch dieser Location seit einem Corona-Test im Dezember 2020.
Es war voll, es war ausgelassen, es war wie früher. Sie spielten Songs von ihren beiden (ausgesprochen guten) Alben und dazu noch eine Vielzahl an neuen Songs, ohne sich zwischendurch mit zu viel Gequatsche aufgehalten zu haben. Manche in der Band sehen immer noch verdammt jung aus, aber sie sind mittlerweile Profis und liefern auf der Bühne mit vollem Einsatz ab. Es sind Arbeiter für ihr Publikum, Anheizer für die Masse.
Um vorne zu stehen, aber ohne im schwitzigen Pulk zu sein, hielten wir uns am linken Bühnenrand auf, taktisch klug in der Nähe der Bar, aber auch ungünstig in der Nähe der Boxen, so dass der Sound hier nicht der Beste war. Spaß macht es trotzdem und die Band feuerte einen Hit nach dem anderen ab. Highlights waren Alphabet, 6/1, Concrete, Tasteless und selbst Snow Day, der jetzt kein typisches Club-Lied ist, funktionierte live prächtig.
Ja, das war ein sehr guter Auftakt zu einem hoffentlich abwechslungsreichen Konzertjahr 2022.
Der Hochkultursender arte hat ihren Auftritt in Paris sehr schön abgefilmt, schaut mal rein – solange sie das Konzert noch online verfügbar halten dürfen. Mit einem Klick auf Play landet ihr sofort bei Concrete.
Gesehene Spiele in dieser Saison: 26 von 29 Liga-Spielen = 90%.
Im Mittelfeldduell gegen den SC Paderborn gab es das zweite 2:2 in Folge, erneut nach einem Rückstand. Damit bleibt der KSC weiterhin auf Platz 9 und sollte mit nun 39 Punkten wirklich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben.
Zeit, um mal wieder über den KSC-Stürmer Philipp Hofmann zu reden. Nicht nur, dass er heute im fünften Spiel in Folge getroffen hat, es war zudem auch in seinem 100. Spiel für den KSC sein 50. Treffer. Eine wirklich beeindruckende Bilanz. Um so schwieriger wird es für den KSC in der nächsten Saison werden, sollte Hofmann wirklich den Verein wechseln und sich in die Bundesliga verabschieden. Denn die 44 Gegentore, die der Verein im Moment auf dem Konto hat, kann man sich nur leisten, wenn man in der Offensive weiterhin diese Effektivität halten kann. Und Hofmann gleichwertig zu ersetzen wird schwer, vielleicht ist es leichter, wenn Trainer Christian Eichner das System in der neuen Saison anpasst. Dass sein Vorgänger Alois Schwarz mit Abstiegskandidat SV Sandhausen übrigens die beste Defensive in der Rückrunde stellt, macht noch einmal den Wandel deutlich, den es unter Eichner gegeben hat.
Aber genug vom Fußball, denn das war es für die Kalenderwoche 14. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!
4 Kommentare
bullion
Da hat mir die finale Staffel von „Narcos: Mexico“ doch besser gefallen. Aber ich kann deine Kritikpunkte durchaus nachvollziehen.
Nummer Neun
Auch das kann ich verstehen 😉 Wie gesagt, handwerklich war das ja weiterhin top und ich habe auch verstanden, warum es die beiden neuen Handlungsstränge gab. Für mich hat es unterm Strich aber nicht richtig zusammegepasst bzw. mich emotional nicht mehr erreicht.
Miss Booleana
Das ging mir ähnlich mit „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“. Genial, irgendwie leider auch aktuell, aber zieht sich ganz schön …
Mir hat der erste Besuch eines Ortes ohne Maske schon einen massiven cringe gegeben. In Supermärkten und dem Nahverkehr lass e ich noch auf. Im Kino beispielsweise nicht, wenn wir nicht wie in der Sardinenbüchse sitzen. Aber ein komisches Gefühl bleibt.
Nummer Neun
Im Supermarkt lasse ich die Maske auch noch auf (wie viele andere hier auch noch) und im Nahverkehr ist es eh noch verpflichtend. Aber daran, wieder ohne Maske irgendwohin zu gehen, gewöhnt man sich auch sehr schnell – vielleicht sogar schneller, als es noch gut wäre.