Der richtige Ton

Die 15 besten Alben der 1990er Jahre

Man sagt ja, dass man die beste Musik mit ungefähr 16 Jahren hört. In diesem Alter findet man monatlich seine neue Lieblingsband, hier fängt man an, sich zu einem Genre zugehörig zu fühlen. Hier werden die unsterblichen Klassiker geboren. Alles was danach kommt wird unweigerlich mit der Musik aus dieser Jugendzeit verglichen.

Bei mir fällt diese Zeit auf die Mitte und das Ende der 1990er. Als der Grunge groß war, war ich noch zu klein. Und so wurde ich dann mit der Hochphase des Britpops musikalisch sozialisiert.

Hier sind meine persönlichen Top 15 Alben aus den 1990er Jahren – chronologisch sortiert:

Bryan Adams – Waking Up The Neighbours (1991)

Hiermit möchte ich mich noch einmal im Nachhinein bei meinen Eltern entschuldigen, die über zwei oder drei Jahre hinweg diesem Album ausgesetzt waren. Es war Bryan Adams auf dem Höhepunkt seiner Karriere, lange bevor er in den Altherrenrock-Status verfiel. Tolle Radiorock-Nummern, und wenn dann I Do It For You dazwischen erklang, wurde großzügig weiter geskippt

Anspieltipps: Hey Honey I’m Packing You In, Can’t Stop This Thing We Started, There Will Never Be Another Tonight, (Everything I Do) I Do It For You

Roxette – Tourism (1992)

Das hier war die allererste CD, die ich besessen hatte. Und die wurde rauf und runter gehört. Dabei ist es kein richtiges Album, sondern eine relative wilde Mischung zwischen Best Of, Live-Versionen, B-Seiten und neuen Songs. Aber allen gemein ist: Es sind tolle Popsongs, die auch jetzt noch – 30 Jahre später – erfreulich unpeinlich sind.

Anspieltipps: How Do You Do, The Look, It Must Have Been Love, Joyride

Aerosmith – Get A Grip (1993)

Ein Freund von mir hatte wenige Jahre später die Musik von Aerosmith als perfekte Musik bezeichnet. So weit würde ich zwar nicht gehen, aber ihre Rockhymnen waren zu dieser Zeit schon sehr stilprägend und dieses Album ihr mit Abstand meistverkauftes. Und nebenbei machten sie durch die Videos Liv Tyler (die Tochter von Bandleader Steven Tyler) und Alicia Silverstone zu großen Stars der MTV-Generation. Das sie ihre erste große Zeit bereits in den 1970ern hatten und das hier ihr zweiter Frühling, das war mir damals nicht mal bewußt.

Anspieltipps: Livin‘ On The Edge, Cryin‘, Crazy, Amazing

Green Day – Dookie (1994)

Was Mitte der 1990er galt, das gilt auch heute noch: Keine anständige Party ohne Basket Case (und danach am Besten gleich Self Esteem von The Offspring). Wären diese Songs zehn Jahre später (oder früher) raus gekommen, hätten sie mich wahrscheinlich nicht gekriegt, aber dieser Bubblegum-Punk in diesem Alter: So muss das sein.

Anspieltipps: Basket Case, When I Come Around

Oasis – Definetly Maybe (1994)

Erstes Album, erster Song: Rock’n’Roll Star. Kann man eine Karriere würdevoller beginnen? Vermutlich nicht. Und dann mal noch solche eine Hymne wie Live Forever mit drauf packen – wenn man jung ist, wenn man so einen Song das erste Mal hört, dann bedeutet es die Welt.

Anspieltipps: Rock’n’Roll Star, Supersonic, Live Forever, Cigarettes & Alcohol

Nirvana – MTV Unplugged in New York (1994)

Zum Zeitpunkt des eigentlichen Durchbruchs von Nirvana war ich noch etwas zu jung für diese Band. Erst mit ihrem MTV Unplugged Konzert (das M stand damals für Musik) wurde ich auf sie aufmerksam. Und was für ein Auftritt das war, als die harten Jungs auf einmal ihre sanfte Seite nach außen kehrten. Dieses Konzert begründete gleich zwei Legenden.

Anspieltipps: Come As You Are, Jesus Don’t Want Me For A Sunbeam, On A Plain, Where Did You Sleep Last Night

Bruce Springsteen – Greatest Hits (1995)

Wer jetzt findet, dass eine Greatest Hits eher unpassend für so eine Liste ist, dem kann ich das nicht übel nehmen. Trotzdem war dieses hier mein erster Berührungspunkt mit Springsteen, voller großer Hits, und wird von mir bis heute sehr gerne gehört. Also ja, das hier ist definitiv eines meiner meistgehörten Veröffentlichungen der 1990er – auch wenn es voller Songs aus den 1970ern und 1980ern ist. Im Video zu Dancing In The Dark gibt es mit der damals noch völlig unbekannten Courtney Cox übrigens einen überraschenden Gastauftritt.

Anspieltipps: Born To Run, The River, Dancing In The Dark, Glory Days

Alanis Morissette – Jagged Little Pill (1995)

Eines war Mitte und Ende der 1990er klar: Wenn ein Junge für eine Feier eingeladen hatte, dann lief irgendwann Green Day oder Nirvana. Bei Mädchen lief dagegen früher oder später Alanis Morissette, das war sicher. Aber auch durchaus verdient. Es war frische Poprockmusik von einer sehr authentischen Sängerin und abseits von Madonna gab es zu der Zeit nicht viele große, weibliche Namen im Pop.

Anspieltipps: You Oughta Know, Hand In My Pocket, Head Over Feet, Ironic

Oasis – (What’s the Story) Morning Glory (1995)

Morning Glory ist das beste Album aller Zeiten, Don’t Look Back In Anger der beste Song aller Zeiten und damit Ende der Diskussion. Diese Eingebung hatte ich allerdings erst 1996. Dank der Fußball-EM in England war genanntes Lied auf einmal sehr präsent, war es doch Teil der ZDF-Übertragungen. Natürlich kannte ich zu dem Zeitpunkt auch schon Wonderwall, aber bis ich den Rest entdeckte, sollten noch einige Monate vergehen. Aber dann besorgte ich mir geschwind Definetly Maybe und als dann einige weitere Monate später Be Here Now erschien, da war es um mich komplett geschehen.

Anspieltipps: Wonderwall, Don’t Look Back In Anger, Some Might Say, Champagne Supernova

Pulp – Different Class (1995)

Der Geschichtenerzähler Jarvis Cocker auf dem Höhepunkt seines Schaffens, zumindest komerziell gesehen. Und gute Geschichten werden nicht schlechter, selbst wenn man sie immer wieder und wieder erzählt. Und so sind Common People und Disco 2000 immer noch Songs für die Ewigkeit.

Anspieltipps: Common People, Disco 2000, Something Changed, Sorted for E’s & Wizz

Blur – Blur (1997)

Wesentlich wechselhafter im Sound als ihre Konkurrenten von Oasis gaben sich Blur. Es war einer der großen Band-Konflikte der 1990er und ich in einem Alter, in dem man sich entscheiden musste. Und ich entschied mich offensichtlich für Oasis, auch wenn ich dieses Album im stillen Kämmerchen auch sehr gut fand. Das berühmte Song 2 Gitarreninferno ist schon eine Nummer für sich, aber darüber hinaus gab es noch mindestens eine weitere handvoll starker Songs und Melodien.

Anspieltipps: Beetlebum, Song 2, On Your Own, Look Inside America

Oasis – Be Here Now (1997)

Die Gallaghers und der Größenwahn, nie hat er besser zusammen gepasst als auf diesem Album. Alle Songs sind zwei oder drei Minuten zu lang. Statt kleiner Indierock-Nummern war das auf einmal Stadionrock, aber es funktionierte und hat sich – hätte man kurz nach Erscheinen nicht gedacht – über die Jahrzehnte gehalten. D’You Know What I Mean?

Anspieltipps: D’You Know What I Mean, Stand By Me, Don’t Go Away, All Around The World

The Verve – Urban Hymns (1997)

Mit diesem Album gelang The Verve der sehr späte Durchbruch. Dabei war es wohl schon eher fast ein Soloalbum von Mastermind Richard Ashcroft, der hier einen überlebensgroßen Song nach dem anderen veröffentlich hatte. Der bekannteste von allen, Bitter Sweet Symphony, basierte dabei auf einer Melodie der Rolling Stones, weshalb The Verve mit diesem Song sehr lange kaum Geld verdient hatten. Erst im Jahr 2019 übertrugen die Stones die Kompositionsrechte an Ashcroft.

Anspieltipps: Bitter Sweet Symphony, The Drugs Don’t Work, Space & Time, Lucky Man

Travis – The Man Who (1999)

Im Vergleich zu den anderen, großen Bands des Britpops waren Travis eher brav. Das konnte auch der angedeutete Irokese von Fran Healy nicht ändern. Aber dafür war das Album ein ganz großes und Why Does It Always Rain On Me war mehr als nur in den 1990ern eine Hymne. Sie bereiteten das Feld, welches Coldplay ab den 2000ern schließlich abernteten.

Anspieltipps: As You Are, Driftwood, Turn, Why Does It Always Rain On Me

Red Hot Chili Peppers – Californication (1999)

Zum Abschluß noch ein Album, das damals wirklich jeder im Schrank hatte. Jeder! In Deutschland war es 112 Wochen lang in den Charts. Irgendwo habe ich mal gelesen, es wäre auch eines der am häufigsten auf Flohmärkten zu findenden Alben, aber gut. Jedenfalls hatte ich es auch, obwohl ich nie ein großer Fan der Band war. Aber das hier war schon voller toller Songs, die damals bei Viva Zwei rauf und runter gespielt wurden.

Anspieltipps: Scar Tissue, Otherside, Californication, Road Trippin‘

Man vergebe mir den Hattrick, aber Oasis waren und sind meine musikalische Erweckungsband, darin wird sich wohl nichts mehr ändern. Auch dadurch sind Alben aus UK insgesamt 7mal vertreten. Die USA liegen mit 6 Alben knapp dahinter. Komplettiert wird das Feld von zwei Künstlern aus Kanada und einer Band aus Schweden.

Musikalisch lässt sich dieses Jahrzehnt für mich recht deutlich abgrenzen. Nur kurz danach setzte es eine kleine Revolution in der Rockmusik Es war 2001, als auf einmal The Strokes die Bildfläche betraten und mit ihnen B.R.M.C. und The White Stripes groß wurden. Schlug vorher das Herz der Gitarrenmusik für einige Jahre in England, wurden die USA auf einmal wieder zum Zentrum der Rockmusik.

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Siehe auch: 15 Alben der 1990er Jahre // 10 Alben der 2000er Jahre // 15 Alben der 2010er Jahre

8 Kommentare

    • Nummer Neun

      Die Story hatte ich vor Jahren mal gehört – beim Nachschlagen für diesen Eintrag überraschte es mich dann allerdings, dass sich daran nach so vielen Jahren doch noch mal etwas geändert hatte.

  • Stepnwolf

    Na immerhin ist Alanis dabei. 😉 Und Nirvana, wenn auch (natürlich!) mit dem falschen (aber dennoch sehr guten) Album.
    Bei mir wären noch ein, zwei oder auch drei, vier etwas andere Alben dabei. Z.B. Pearl Jams „Ten“, aber ist ja Grunge und dafür warst du noch zu klein. Und die 1990er ohne „Grace“ von Jeff Buckley hätte wohl so ziemlich jede Indieband (von Placebo bis Muse) ab Ende der 1990er Jahre ganz anders klingen lassen.

    • Nummer Neun

      Pearl Jam ist mir immer etwas fremd geblieben, da konnte ich den herausragenden Status nie so ganz nachvollziehen. Und wo du Alanis ansprichst: Im Text schrieb ich, es hätte nicht so viele weibliche Namen zu der Zeit gegeben. An der Absolutheit war das glaube ich mittlerweile nicht so ganz richtig. Es waren aber auf jeden Fall noch andere Zeiten als heute.

  • elablogt

    Deine Albumauswahl ist tatsächlich wie eine kleine Zeitreise für mich in die gefühlt aufregendsten Jahre meines Lebens. Alles war dauernd neu und ein Erlebnis und viele Songs aus diesen Alben verbinde ich mit Erinnerungen und Orten.
    Liebe Grüße
    Ela

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