Unterwegs

Unterwegs im Sommer 2020: (II) Italien

Nach den paar Tagen in Österreich ging es nun von Velden am Wörthersee aus mit dem Auto weiter nach Italien. Das erste Ziel war: Venedig!

Venedig

In Venedig war ich bereits einmal. So richtig daran erinnern kann ich mich daran aber nicht, schließlich war ich damals erst fünf oder sechs. Meine Eltern hatten mit mir einen Tageausflug vom Strand aus nach Venedig gemacht. Den Markusplatz mit seinen vielen Tauben hatte ich noch im Kopf, aber wahrscheinlich auch mehr aus Erzählungen als aus eigener, aktiver Erinnerung. Sagen wir doch einfach: Das hier war jetzt mein erster Besuch in der Lagunenstadt.

Mit dem Auto gelangt man über eine lange (laaaange) Brücke nach Venedig. Gleich am Ende der Brücke, gegenüber des Bahnhofs, muss man allerdings schon das Auto in eines der Parkhäuser abstellen. Die Inseln sind schließlich autofrei. Da meine Reisegruppe das Parkhaus vorab reserviert hatte, ging alles relativ zügig und so standen wir recht schnell mit unseren Koffern wieder auf der Straße und waren auf der Suche nach dem Weg zu unserem Hotel. Die Fähre war die Lösung. Zwar dauerte es etwas, bis wir das mit den Tickets und dem Anstehen verstanden hatten, aber dann waren wir mit Masken und Koffern auf der recht vollen Fähre und fuhren über den Canale Grande zur Rialtobrücke.

Unterkunft: Nur einige Meter von der Brücke entfernt lag unser Hotel Marconi. In normalen Zeiten wahrscheinlich schwindelerregend teuer, nun war es in unserem Budget. Mein Zimmer war gut mit einer bemerkenswert guten Matratze, etwas dunkel und sehr grün (das Zimmer, nicht die Matratze), und mit einem recht großen Bad.

Von Venedig hat man ja schon viel gehört und in den Medien gesehen, aber trotzdem hat mich die Stadt überrascht. Sie ist einzigartig und zeitlos. Und entwickelt wirklich diesen berühmten morbiden Charme. Es ist alles kitschig, verwinkelt, süß und bunt, aber trotzdem auch etwas verbraucht und ein wenig abgefuckt. Es machte so Spaß, einfach durch die vielen Gassen zu schlendern, die Brücken zu überqueren und sich davon überraschen zu lassen, was hinter der nächsten Ecke warten könnte. Ganz ehrlich, wir waren nirgends drin, haben keinen Turm bestiegen, sondern uns einfach durch die Straßen treiben lassen, hier mal einen Aperol getrunken, dort mal gegessen (Carbonara!). Das reichte schon – wenn es nicht sogar genau das richtige war – um die Stadt schätzen zu lernen.

Nach allem, was ich gehört habe, waren auch nach wie vor deutlich weniger Touristen dort, als in normalen Zeiten. Schon alleine, weil die Kreuzfahrer fehlten und die amerikanischen und asiatischen Touristen. An den Hauptsehenswürdigkeiten wie der Rialtobrücke oder auf dem Markusplatz war auch jetzt einiges los, aber sobald man in die Seitenstraßen eingebogen ist, war man fast für sich alleine. Wir machten morgens eine Gondelfahrt, die wir noch einmal günstiger bekommen haben, als sie im Moment eh schon sind. Und nein, die Kanäle waren nicht mehr ganz so klar wie noch vor einigen Monaten und bevor jemand fragt: Nein,  auch Delfine waren keine zu sehen.

Das war es nach anderthalb Tagen auch schon wieder mit Venedig. Die Wege unserer Reisegruppe trennten sich und ich fuhr mit dem Zug weiter nach Verona.

Verona

Verona war die letzte Station auf meiner Tour und war eigentlich auch nur auf der Liste gelandet, weil von hier aus die Züge wieder direkt bis nach München fahren. Aber meine Güte, Verona: Wie schön ist diese Stadt? Wer sich nur halbwegs an mittelalterlichen Plätzen und Ensembles erfreuen kann, ist hier genau richtig. Das historische Zentrum der Stadt rund um den Piazza delle Erbe macht unheimlich viel her. Neben alten Plätzen und Kirchen kann man sich hier (nach einigem Anstehen) auch Julia’s Balkon aus Romeo und Julia ansehen – die davorstehende Julia Statue durfte man wegen der Schutzmaßnahmen im Moment allerdings nicht anfassen. Durch einige schickere Einkaufsstraßen gelangte man zur großen Arena, einem immer noch genutzten römischen Amphitheaters. Zum Abschluß der Reise war Verona tatsächlich noch mal ein richtig hübscher Halt und der einen Tag, den ich dort verbracht habe, war genau richtig.

Es war auch der heißeste Tag der Reise, die Temperaturen stiegen auf bis zu 35°. Das Eis am Nachmittag hatte ich mir deshalb redlich verdient und griff – natürlich – zum Romeo-Becher der Gelateria Patagonia. Wenn man schon mal da ist? Für den Abend ließ ich mir im Hotel ein Restaurant in der Nähe empfehlen und landete so in der Osteria Casa Vino – ruhig in einer Seitenstraße gelegen und mit sehr guter Küche.

Unterkunft: Übernachtet habe ich im historischen Hotel Colomba d’Oro in einem großen Zimmer mit einem guten Bett und einer perfekten Klimaanlage. Die war essenziell an diesem Tag! Auch wenn das Frühstück überschaubar war, es war das beste Hotel meiner Reise und vermutlich hätte ich es mir in anderen Zeiten nicht leisten können.

Und das war es mit der Tour. Am nächsten Morgen ging es wieder zurück nach München. Es wurde noch einmal eine anstrengende Fahrt, bei der aus den geplanten fünfeinhalb Stunden schließlich sechs Stunden Zugfahrt wurden. Gut besucht war der Zug auch. Die Reservierungen wurden natürlich nicht angezeigt, und spätestens ab Südtirol, wo noch einmal viele Wanderer und Mountainbiker einstiegen, wurde es richtig voll. So war ich dann ziemlich froh, als ich den Zug in München endlich verlassen konnte. Ein abwechslungsreiche Woche lag hinter mir, aber ich war um viele Erfahrungen und Eindrücke reicher.

13 Kommentare

  • Nicole

    Okay den Eisbecher hätte jetzt auch gerne – generell ist Italien kulinarisch für mich immer ein Traum, all das was ich am liebsten Esse an einem Ort und dann auch noch geschmacklich so viel besser als bei uns. Oder bilde ich mir das nur ein? Nee in Italien habe ich im letzten Urlaub mein bisher bestes Tiramisu gegessen, das Eis ist dort immer wieder ein Wohlfühlmoment und die Pizza ein Traum. Nur was Nudeln anbelangt ist meine Bilanz durchwachsen – von verdammt lecker, bis Albtraum war da schon alles dabei :D. Btw ich finde die haben auch ein Händchen für Süßspeißen beim Bäcker, die liebe ich dort auch. So aber genug zum Essen: Mit Venedig weckst du bei mir auf jeden Fall Erinnerungen, da war ich nämlich erst letztes Jahr und konnte mich mit der Stadt dann doch noch versöhnen. Bei meinem ersten Besuch dort war ich nicht begeistert, aber diesmal haben wir auch kulturell etwas mehr gemacht und sind tiefer in die Geschichte eingetaucht und das begeistert dann schon. Verona steht hingegen noch auf meiner Must-See-Liste. Wollten da eigentlich damals vom Gardasee mal einen Abstecher hin machen, das hat dan aber zeitlich nicht mehr in den Plan gepasst.

    Dankeschön für dein liebes Kommentar,
    ich wünsche dir ganz viel Spaß bei Tenet. Ich meide Spoiler da gerade auch erfolgreich und möchte auch in den kommenden Wochen gerne noch reingehen.

    Uih das Fantasy Filmfest will ich mir auch irgendwann mal gönnen, sobald ich dann arbeite. Die Karten sind ja auch gar nicht so günstig. Ich drücke dir die Daumen, dass das klappt. Ist ja scheinbar gar nicht so einfach – ich hatte mich da mal wegen Frankfurt erkundigt gehabt, da war damals auch schon alles ausverkauft.

    Also tatsächlich wie gesagt erstmal „Tenet“ aus letztem Monat, wenn ich aber was wählen müsste dann wäre das ein hartes Rennen zwischen „New Mutants“ – wo mir im Kino der Trailer echt gut gefallen hatte, auch wenn die Rezensionen eher in Richtung okay gehen, aber der Cast ist toll oder „David Copperfield“, weil ich ne Schwäche für historische Stoffe habe. Solche Filme machen immer Spaß und da hatte ich schon vor einigen Monat den Trailer auf Youtube vorgeschlagen bekommen und fand den unterhaltsam. Für Persischstunden würde ich wohl keine Begleitung finden und ich schaue so ernsterer Stoffe immer lieber zuhause.

    • Nummer Neun

      Das mit dem Essen in Italien stimmt natürlich! Und bei Pasta… die kann man natürlich auch recht lieblos machen – aber die Carbonara, die ich hatte, die war toll! Bei Venedig kann ich mir vorstellen, dass die Stadt nicht mehr so wirkt, wenn wieder die großen Touristenmassen zurück sind. Das war ja wirklich das angenehme im August. Gefühlt hat auch halb München die Chance genutzt, um Venedig mal etwas leerer zu erleben 🙂

      Das stimmt, die Karten für das Fantasy Filmfest sind etwas teuerer, dafür sieht man hier natürlich auch Filme, die es meist nicht ins reguläre Kinoprogramm schaffen. Und es läuft vor den Filmen natürlich auch so gut wie keine Fremd-Werbung. Ich konnte am Montag meine freie Zeit jedenfalls nutzen und mir für alle fünf Filme Karten sichern können, die ich sehen wollte. Die Filme waren danach recht schnell ausverkauft.

  • Christine

    Venedig ist für mich einfach eine ganz wunderbare Stadt! Ich mag die Atmosphäre dort total gern und vor allem an Karneval fand ich sie ganz besonders.
    Glaub aktuell ist es sicher auch sehr cool dort; sicherlich leerer als sonst oft…

    • Nummer Neun

      Vielen Dank für deinen Kommentar! Ja, das Fernweh lässt sich dieses Jahr ja nicht so richtig stillen, aber Italien ist ein guter Anfang. Gefühlt war auch halb München in den letzten Monaten in Venedig oder in der Toskana 🙂

  • pseudorebellin

    Italien ist für mich irgendwie eine kleine Liebe geworden. Ein paar Mal war ich schon da, immer an verschiedenen Orten und ich würde gerne mal wieder hin. Das Wetter und die Orte <3
    In Venedig war ich mit meiner Familie auch vor einigen Jahren und auch wenn mir definitiv zu viele Menschen dort waren, möchte ich irgendwann noch mal da hin. Beim letzten Besuch waren wir nur für einen Tagesausflug da und ich hatte gefühlt bei weitem nicht genug Zeit durch all die kleinen Straßen zu laufen.

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