Harald Gilbers – Odins Söhne (2015)
Vor einigen Jahren las ich einen sehr starken Krimi/Thriller: Germania von Harald Gilbers. Angesiedelt im Berlin während des Zweiten Weltkriegs, mussten ein jüdischer Ex-Kommisar und ein hoher NS-Funktionär zusammen einen düsteren Mordefall lösen. Wie es bei solchen Krimis oft so ist, schreien sie anscheinend danach, dass man aus ihnen eine Reihe macht. Und so habe ich mich nun nach einigen Jahren Pause an den zweiten Band gemacht und war erneut mit dem untergetauchten Oppenheimer im zerbombten Berlin unterwegs, um einen rätselhaften Mord aufzulösen.
Klappentext: Kommissar Oppenheimer ist untergetaucht und muss sich mit Schwarzmarktgeschäften über Wasser halten. Als dabei ein brutaler Mord geschieht, wird seine Unterstützerin Hilde verhaftet, denn der Tote ist ihr Ehemann, SS-Hauptsturmführer Erich Hauser. Zwar sind die beiden seit Jahren getrennt, doch Hilde als Regimegegnerin hätte ein Motiv: Der skrupellose Mediziner Hauser war KZ-Lagerarzt im Osten und hat dort Versuche an Menschen durchgeführt. Oppenheimer muss alles riskieren, um Hilde aus den Fängen der NS-Justiz zu retten. Schon bald findet er Hinweise darauf, dass ein mysteriöser Kult in den Mordfall verstrickt ist …
Fazit: Odins Söhne kommt nicht an seinen Vorgänger heran. So ausgelutscht ungleiche Ermittlerduos auch sind, meistens funktionieren sie, so wie in Germania. Auf diese Konstellation muss man aber leider hier verzichten. Auch der Fall an sich ist nicht so spannend geraten wie im ersten Teil, das angekündigte Okkulte spielt nur eine enttäuschend untergeordnete Rolle und ist letztlich für den Fall auch nicht so super wichtig, so dass Gilbers diesen Aspekt auch hätte streichen können. Und schließlich: Bei der Ermittlung tickt die Uhr, weil ja Hildes Strafverfahren droht – meine emotionale Bindung zu ihr war recht gering, so dass ich die Erinnerungen im Laufe der Geschichte, dass es sie ja auch noch gibt und ihr Gefahr droht, auch tatsächlich immer brauchte. Die Spannung hat es aber nicht wesentlich erhöht.
Das klingt bis hierher negativer als es ist. Das große Plus des Romans ist – wie schon im ersten Teil – der sehr stimmige Zeitcholorit und die daraus entstehende Atmosphäre. Zwischen Unrechtsstaat und Bombardierung durch die Alliierten verfolgen wir den sehr spannend geschriebenen Oppenheimer, der sich eigentlich zu allererst um sein eigenens Überleben und das seiner Frau kümmern sollte, aber es auch in diesen schweren Zeiten nicht lassen kann, das Verbrechen aufzuklären. Der Gang der Gerichtsverhandlung scheint auch relativ typisch für diese Zeit gewesen zu sein und zeigt einmal mehr, was für ein Irrsinn dieser Staat war. Und schließlich macht auch noch Gilbers angenehmer Schreibstil einige Unebenheiten in der Story wieder wett und de Roman lässt sich angenehm gut durch lesen.
So war Odins Söhne insgesamt ein ganz netter Krimi, der aber leider nicht auf der Vorarbeit des ersten Bandes aufbaut und sich etwas in der Story verheddert.