Schwere Entscheidungen
Um die Ausgangslage kurz zu erklären: Unsere Muttergesellschaft hat eine zweite Firma aufgekauft, aus unserer Branche, die in Deutschland wesentlich größer ist als wir. Dass man da Synergien nutzen möchte war klar, man ist ja nicht naiv, das ist ja nachvollziehbar. Und so war die Situation seit Herbst letzten Jahres so, dass ich wusste, da kommt etwas auf mich zu, da wird sich beruflich etwas ändern. Ich wusste aber nicht, wie es genau aussehen wird und wann etwas passiert. Eine unbefriedigende Situation.
Nach meinem Urlaub kam der Ball jetzt endlich etwas mehr ins Rollen. Ich habe Gespräche geführt mit der anderen Firma, mit meinen Vorgesetzten, mit unserer Personalabteilung. Die Ausbeute davon war nun, dass ich vor circa drei Wochen einen unterschriftsreifen Arbeitsvertrag von der anderen Firma auf dem Tisch liegen hatte – und gleichzeitig ebenfalls ein gutes Abfindungsangebot. Was sollte ich machen?
Auf der einen Seite der neue Arbeitsvertrag. Größere Firma, mehr Möglichkeiten in der Zukunft, weniger Verantwortung, keine Personalführung. Etwas mehr Geld, dafür aber mehr Zeit, die für den Anfahrtsweg drauf geht. Und inhaltlich ein gefühlter Rückschritt für mich um einige Jahre.
Auf der anderen Seite die Abfindung. Sicheres Geld. Ein Puffer, um sich in Ruhe nach etwas anderem umzuschauen. Die Möglichkeit, eine längere Zeit frei zu haben. Ein sauberer Abschluß.
Die ganze Sache hat mich einige Nächste gekostet. Viele Gespräche mit Kollegen und Freunden, wie sie solche Entscheidungen treffen würden. Nicht, wie sie sich entscheiden würden. Weil am Ende musste ich sie ganz alleine treffen. Kopf oder Bauch? Das war die zentrale Frage.
Am Ende habe ich mich nun für das Geld entschieden und damit für den Puffer, der es mir erlaubt, mich in anderen Branchen umzusehen. Hoffentlich keine schlechte Idee, geht es doch den meisten Firmen im „Business“ nicht mehr so wahnsinnig gut. Da steckt mittlerweile der Fehler im System. Es war zwar etwas mehr als ein leichter Schubser in diese Richtung, aber vielleicht habe ich das gebraucht, um mich auf den nächsten Schritt einzulassen. Ohne wäre ich nicht auf die Idee gekommen, etwas an meiner beruflichen Situation zu verändern, zu gut hat es mir eigentlich gefallen. Mein breites Aufgabenfeld, meine Freiheiten, meine Anerkennung.
Einfach wird so ein Wechsel jedoch nicht, aber ich habe es nun selbst in der Hand. Es ist nicht die sichere Variante, aber ich kann es mir erlauben, das Risiko einzugehen. Und gleichzeitig auch mal kurzzeitig auszusteigen. Bis Ende Oktober bin ich noch beschäftigt – wenn ich für Anfang Januar etwas Neues finde, habe ich alles richtig gemacht. Wird es etwas später, wirft mich das auch nicht aus der Bahn.
So gut wie in den Nächten nach der Entscheidung habe ich lange nicht mehr geschlafen. Schön zu wissen, woran man ist. Auch wenn ich jetzt selbst erst einmal gefordert bin. Was möchte ich machen, wo will ich hin und welchen Stellenwert soll die Arbeit in meinem Leben einnehmen?
Bei der Agentur für Arbeit habe ich mich mittlerweile gemeldet, meine Bewerbungsunterlagen auf den neusten Stand gebracht, mein Xing-Profil schick gemacht und mich bei LinkedIn angemeldet. Ich bin in den Startlöchern.
2 Kommentare
Nicole
Dann wünsche ich dir für deine berufliche Zukunft alles Gute und drücke die Daumen, dass du etwas findest, dass deine Vorstellungen entspricht, die fordert und wo du dann genauso glücklich wirst. Manchmal braucht man Veränderung, auch wenn der Schritt nie leicht fällt. Aber ich finde anhand des Textes wird deutlich, dass du da die richtige Entscheidung getroffen hast.
Dankeschön für dein liebes Kommentar und ich bin ja etwas erleichtert, dass es nicht nur mit dann so schwerfällt, dem Alltag etwas abzugewinnen :D.
Du musst mir unbedingt dein Fazit zur kompletten dritten Staffel schreiben :). Und Dankeschön für das Kompliment.
Nummer Neun
Vielen Dank! Ich bin selbst gespannt, wo das alles enden wird…