Der moderne Fußball
Das Jahr 2016 war kein gutes für den Fußball. Die Präsidenten von DFB, UEFA und FIFA wurden allesamt von ihren Ämtern enthoben. Die Champions League wird immer mehr zu einer berechenbaren Gelddruckmaschine für die großen Clubs. Europameisterschaften und Weltmeisterschaften immer weiter aufgebläht. Und die Geldgeber wandeln sich immer mehr von Sponsoren zu Besitzern.
In der Bundesliga steht nach 16 Spieltagen der FC Bayern wieder an der Spitze der Tabelle und hat am letzten Spieltag vor der Winterpause den Tabellenzweiten in eindrucksvoller Art und Weise geschlagen. Dieser hat im Moment drei Punkte Rückstand, der Tabellenvierte bereits neun Punkte. Es deutet also einiges auf die fünfte Meisterschaft in Folge hin. Und selbst wenn es da doch eine Überraschung geben sollte: Die direkte Qualifikation für die Champions League sollte nur noch Formsache sein.
Nun ist die Dominanz der Bayern im nationalen Fußball nicht den Bayern selbst vorzuwerfen. Diese machen seit Jahren einen fantastischen Job auf allen Ebenen. Zeigen auf dem Platz keine Schwäche, haben ein professionelles Scouting, ein gutes Marketing, die besten Trainer und helfen ehemaligen Sträflingen wieder in der freien Welt Fuß zu fassen. Sie machen eigentlich alles richtig. Aber das gesamte System ist gefordert, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Der ist nämlich nicht mehr gegeben, je mehr Gelder aus fremden Quellen stammt. Ausgerechnet die USA, der Inbegriff des Kapitalismus, haben es mit ihren Strukturen im Sport gezeigt, wie man einen Ausgleich zwischen den Vereinen schaffen kann, um die Attraktivität des Wettbewerbs zu erhöhen.
Das Argument, die Bayern oder die anderen großen hätten sich ihre finanziellen Möglichkeiten durch ihren sportlichen Erfolg erarbeitet, zieht mittlerweile nicht mehr. Ob die Gelder aus einem fremden Wettbewerb wie die Champions League stammen oder von Sponsoren, ob ein Milliardär sein Vermögen spendet oder ein Brauseunternehmen sein Geld strategisch anlegt, das gesamte fremde Geld macht aus der Bundesliga-Tabelle immer mehr eine Geld-Tabelle.
Die Champions League erdrückt die nationalen Ligen mit ihrem Geld. Und sie erhöht die Eintrittsbarrieren immer weiter. Mehr fixe, planbare Startplätze für die großen Ligen, härtere Qualifikation für die kleineren Ligen. Ausgedehnte Anstoßzeiten bedeuten mehr öffentliche Aufmerksamkeit und mehr Medienpräsenz. Oder doch nicht? Die Bundesliga stößt hier langsam an ihre Grenze. Samstag, 15:30 ist gesetzt bei Fußball-Fans. Die Konferenz bei Sky jede Woche ein Must-See. Aber die anderen Spieltermine? Da muss man die Vereine wirklich mögen, um sich ein Spiel wie Augsburg gegen Mainz anzusehen. Wobei das für mich immer noch spannender klingt als eine beliebige Paarung der Champions League. Ich verbinde viel mehr mit deutschen Vereinen und Städten als mit europäischen. Eintracht Frankfurt gegen Kickers Offenbach, Bayern München gegen 1860 München, Karlsruher SC gegen VfB Stuttgart, das weckt doch viel mehr Emotionen als Borussia Dortmund gegen Arsenal London. Auch wenn die Spieler dort vielleicht öfter den Ball hoch halten können.
Unter diesem Aspekt ist auch RB Leipzig ein Gewinn für die Bundesliga. Welcher andere Aufsteiger hat denn in den letzten Jahren so viele Emotionen geweckt? Vereine wie Ingolstadt, Hoffenheim, Wolfsburg oder Freiburg mit Sicherheit nicht. Da bietet die 2. Liga mittlerweile fast mehr.
Fußball ist Emotion. Fußball ist: Wir gegen die. Das Team, das mehr Einsatz zeigt, soll gewinnen. Und der Underdog dem Favoriten wenigstens den Rasen kaputt treten. Je größer allerdings der Qualitätsunterschied ist, desto unrealistischer wird das allerdings.
Profitieren könnten davon eigentlich die großen Turniere der Nationalmannschaften. Gleiche Voraussetzungen für alle Nationen, mit einem höheren Budget lassen sich keine besseren Spieler kaufen (also theoretisch), mit Ländern verbindet man mehr als mit Vereinen, was mehr Emotionen bedeutet. Aber was passiert, was machen FIFA und UEFA daraus? Das Produkt auspressen bis zum geht nicht mehr. Beide Verbände schreiben deutlich mehr als eine schwarze Null. Mehr Geld bedeutet einfach nur noch mehr Geld. Es gibt fragwürdige Vergaben der Turniere an dubiose Ausrichter. Aufblähung der Europameisterschaft auf 24 Teams, der Weltmeisterschaft auf 48 Teams. Der Kicker hat mal nachgerechnet, wie das Teilnehmerfeld so einer WM aussehen könnte. Da sind dann wirklich alle relevanten Nationen dabei, angereichert mit Exoten wie Curacao, Usbekistan oder die Niederlande. Und die Anzahl der Spiele steigt. Von 64 auf 80 Partien, im gleichen Zeitraum. Das Ziel, möglichst alle Spiele zu sehen, rückt dabei noch etwas weiter in die Ferne.
Es gibt also zur Zeit genug in der Fußball-Welt, das einen etwas pessimistisch in die Zukunft blicken lässt. Und das völlig unabhängig von der Leistung des eigenen Vereins.
3 Kommentare
Stepnwolf
„…angereichert mit Exoten wie Curacao, Usbekistan oder die Niederlande.“ 😉
Nummer Neun
Das war der Test für aufmerksame Leser 🙂
Stepnwolf
Yeah, bestanden. 😀