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Blogparade: Reisebegegnungen

Ob unterwegs im Flugzeug, im Bus oder in der Bahn, ob im Hotel oder in der Stadt, wenn man unterwegs ist trifft man immer wieder auf Personen, mit denen man ins Gespräch kommt. Das ist meistens immer nur recht kurz, manchmal aber etwas länger und ab und an bleibt man auch danach noch lange in Kontakt. Heute möchte ich von einer Begegnung erzählen, die auf meiner großen Reise in Argentinien hatte.Ich hatte grade meine schriftliche Diplomarbeit abgegeben und wartete auf den Termin für meine mündliche Prüfung. Die freie Zeit, es waren immerhin mehr als drei Monate, wollte ich unbedingt nutzen und ging auf meine erste große und lange Reise nach Argentinien. Insgesamt war ich 10 Wochen dort. Die Hälfte der Zeit verbrachte ich in Mendoza, am Fuße der Anden, und besuchte dort eine Sprachschule. Über den Erfolg müssen wir nicht reden, leider hatte ich relativ viel relativ viel wieder vergessen, eine spannende Zeit war es trotzdem.

In dieser Zeit wohnte ich in Mendoza in einem Hostel. Ich hatte es auch mal für zwei Tage bei einer fünfköpfigen, argentinischen Familie versucht, bin aber dann wieder zurück ins Hostel geflüchtet und habe mir dort ein kleines Zimmer gegönnt. Das war tatsächlich mehr meins. Man hatte etwas Privatsphäre. Vormittags war ich in der Sprachschule, nachmittags standen Hausaufgaben an oder kleine Ausflüge, abends traf man sich im Hostel wieder.

Dachte ich vorher noch, ich wäre mit meinen knapp 3 Monaten lange unterwegs, lernte ich es hier besser. Viele andere waren ein halbes Jahr oder gleich ein ganzes Jahr auf Reisen. Nicht nur ich blieb lange in diesem Hostel, auch viele andere blieben für eine längere Zeit dort. So traf man sich dann jeden Abend wieder, immer in einer leicht anderen Runde und tauschte sich über die Erlebnisse, die Reisen und die Heimat aus.

Eine Zeit lang waren einige Franzosen dort. Ein etwas älterer, der ganz begeistert davon war, dass ich damals Papillon las (übrigens ein klasse Buch, sollte ich vielleicht noch mal lesen). Und dann noch eine junge Französin in meinem Alter, mit dem wunderbaren Namen Delphine. So saßen wir dann öfter abends zusammen, mal mit mehr Leuten, mal mit weniger, und ich trank so viel Wein wie danach wahrscheinlich nie mehr wieder (wie sollte es auch anders sein, wenn man mit Franzosen in einer Weinbaugegend ist). Mal waren wir nur im Hostel, mal gingen wir irgendwo anders in Mendoza hin oder hörten der Latin-Band zu, die freitags in der kleinen Bar auftrat.

Als Delphine dann irgendwann weiter wollte, war ich schon ein wenig traurig. Aber klar, so war das nunmal. Wir waren ja alle nur auf der Durchreise. Um so erfreuter war ich dann, als sie am Abend doch noch da war. Sie hatte Zahnschmerzen bekommen, war hier in Mendoza bei einem Zahnarzt gewesen und hatte die Weiterfahrt deshalb noch einmal um ein paar Tage verschoben.Jahre später – ich hatte sie eigentlich schon längst wieder vergessen – bekam ich von ihrer Schwester eine Mail. Um genau zu sein: Nicht nur ich, sondern die Mail ging an einen etwas größeren Verteiler. Sie schrieb uns, dass sie die Adressen im Mail-Account ihrer Schwester gefunden hatte. Und nun wollte sie uns wissen lassen, dass ihre Schwester vor einiger Zeit leider an Krebs verstorben sei.

So überraschend, wie die Nachricht kam – ich hätte ja nie damit gerechnet, überhaupt noch mal etwas von ihr zu hören – so betroffen machte es mich für den Moment.

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Dies war ein Beitrag zu Arianes aktueller Blogparade zum Thema Reisebekanntschaften. Mehr dazu auf Heldenwetter.de!

6 Kommentare

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