Das ist meine Straße
Mitte Januar. Während in der Welt da draußen genug Mist passiert, ist bei mir im Moment eher wenig los. Zeit also, um euch mal ein wenig herum zu führen. Das hier, das ist meine Straße.Gleich vorne, in der Nummer 1, hat sich ein Finanzdienstleister aus Frankfurt eingemietet. Nun gut, bisher hatte ich mit denen noch nichts zu tun, meine Päckchen nehmen sie auch nicht an, daher kann ich nicht viel über sie sagen.
Bei der Nummer 2 dagegen, da gehe ich immer ganz schnell vorbei. Das Haus sieht schon seit Jahren recht unbewohnt aus. Man sagt aber, da wohnen irgendwelche Spinner, die sich mit Verschwörungstheorien beschäftigen. Gut, sie wissen anscheinend auch etwas über die Bielefeld-Verschwörung, daher sind sie wohl so mittel seriös.
In der Nummer 3 ist ein Restaurant beheimatet, mit mediteraner Küche. Hängt aber nicht mal eine Karte draußen an der Tür. Und bei Tripadvisor haben sie auch nur durchschnittliche Bewertungen. Lohnt sich also nicht unbedingt. Dabei sieht das von außen ganz nett aus!
Eine Bildergalerie finden wir in der Nummer 4. Hat sogar den gleichen Vermieter wie ich! Scheint aus Leipzig zu kommen, den Bildern nach.
So eine dieser schicken Internet-Firmen arbeitet in der Nummer 5. Keine Ahnung, was die den ganzen Tag machen, aber hocken abends immer ewig im Büro.
Nummer 6? Da wohnen anscheinend irgendwelche Asiaten. Oder haben mal gewohnt. Seit 2010 ist an dem Haus nichts mehr passiert. Sehr seltsam.
In der Nummer 7 lebt eine Schildkröte. Kein Witz! Das Haus ist zwar auch nicht mehr so ganz gepflegt, aber ein paar Selfies kann man dort noch finden. Beim essen, schlafen und – oh la la – beim sonnen!
Wieder kreativ wird es in der Nummer 8, dieses Mal ist es ein Büro für Design, das hier eingemietet ist. Wer also etwas aus dem Bereich des Grafik- oder Produktdesigns braucht, sollte sich hier melden.
Danach kommt meine Wohnung und gleich nebendran in der Nummer 10 hat sich ein Jugendtreff eingerichtet. Mit Indoor-Halfpipe, Dart, Tischtennis und einem Kicker. Vermutlich sind hier die Leute aus der 5 immer anzutreffen.
In der Nummer 11 gibt es einen Imbiss mit ehrlicher Küche. Bratwurst, Currywurst, Schnitzel, Gyros. Unter uns gesagt: Ab und an bleibt bei mir die Küche kalt und ich hole mir da was!
Nicht ganz so gerne gehe ich dafür an der Nummer 12 vorbei. Aber gut, ich wohne halt in München, da muss man damit rechnen, dass ein Bayern-Fanclub in der Nähe ist. Man kann sich die Nachbarn ja nicht immer aussuchen!
Einen Klamottenladen gibt es in der Nummer 13. Sieht von außen zwar etwas schlüpfrig aus, aber die haben auch ganz normale Sachen! Ok – und die Nipple-Patches werde ich vielleicht als Preis für das nächste Gewinnspiel organisieren.
In der Nummer 14 gibt es ein Atelier. Da schaut man immer mal ins Schaufenster rein, aber ich frage mich dann, wer sich da wohl was kauft.
In der Nummer 15 wohnt Annalena. Nette Wohnung, es gibt immer was frisch gekochtes oder gebackenes, aber auch zu den Themen Wohnen und Design hat sie einiges zu sagen.
Die Nummer 16 ist grade leer, deshalb gleich weiter zur Nummer 17. Hier kaufe ich mir immer meine Sneaker. So ein Laden ist ja auch meistens schöner als die Company-Stores der großen Anbieter. Der Verkaufsraum ist geräumiger, als er von draußen ausschaut.
Ein Haus weiter in der Nummer 18 ist ein weiteres Geschäft: Stilvolle Dekorationen aus Stahl und Edelstahl. Sowas ist ja nicht so meins. Schaue ich mir einmal im Jahr auf dem Tollwood ganz gerne an, aber sonst gehen wir uns aus dem Weg.
Am Haus Nummer 19 gehe ich oft leise singend vorbei, in der Hoffnung, entdeckt zu werden. Ist aber bisher noch nicht passiert. Hier wohnt nämlich ein Talent-Manager aus den Niederlanden. Allerdings scheint er sich aber eher um Schauspieler zu kümmern. Vielleicht sollte ich meine Taktik ändern?
Die nächsten Nachbarn kenne ich dann gar nicht mehr so genau. Bei der Nummer 20 wird sowieso im Moment gebaut. Die 21 beheimatet eine kleine Beratungsagentur, man sieht sie immer mal wieder mit ihrem Hund Gassi gehen. In der Nummer 22 wohnen irgendwelche Holländer. Sie haben einen Garten, aber mich noch nie zum Grillen eingeladen.
Kommen wir zum letzten Haus hier in meiner Straße, der Nummer 23. Wieder irgendwelche Spinner, die an die große Weltverschwörung glauben. Man sagt zu ihnen Guten Morgen oder Was ist das nur für ein Wetter oder fragt Schon mal einen Kunden in der 14 gesehen? und darf sich dann einen endlosen Monolog darüber anhören, wo die Zahl 23 alles auftaucht. Ich versuche ja immer zu vermeiden, ihnen auf der Straße zu begegnen.
So, das war das Ende der Straße, das war der kleine Rundgang. Ich hoffe doch, es hat euch gefallen. Wollen wir uns noch schnell eine Currywurst in der 11 holen? Ich lade ein.
3 Kommentare
ide02
Kommen die Verschwörer auch mit Alufolie aufm Kopf dir entgegen?! 🙂 🙂 🙂
Nummer Neun
Allerdings! Und manchmal beschimpfen sie mich, nur weil ich „bei den Medien“ arbeite.
ide02
🙂 Mit solchen wird es nie langweilig 😉