Serienwahn 2012/IV
Oh oh, das war aber etwas viel, was im letzten Quartal alles lief. Mehr geht nun wirklich nicht mehr. Aber der Herbst ist die Zeit, in der das Free-TV die neuen Serien heraus bringt – und es auch schafft, die großen Serien endlich mal zu beenden. Krimis dominieren dieses Mal, der Gewinner ist aber eine Kriegsserie, die bereits vor 10 Jahren produziert wurde. Und falls man sich bei Kabel1 fragt, wer dienstags ihre Serien geschaut hat: Das war ich.
Add A Friend (Staffel 1, TNT Serie) 6 von 10
Das war sie also, die erste deutsche fürs Pay-TV produzierte Serie. Ein Drama mit leichten Komödien-Einschlag. Dass das preiswert produziert ist, sieht man praktisch in jeder Einstellung – es gibt nur 3-4 Räume und die Protagonisten unterhalten sich über Webcam. Die Story ist in ihren überraschenden Wendungen vorhersehbar, dafür konnte man bekannte TV-Gesichter verpflichten. Ganz nette Serie, bei der man so weit dran bleibt, dass man wissen möchte, wie es weiter geht.
Band Of Brothers – Wir waren wie Brüder (Staffel 1, RTL II) 9 von 10
Die von Tom Hanks und Steven Spielberg produzierte Serie begleitet die amerikanische Easy Company während des zweiten Weltkrieges von der Ausbildung über ihre Einsätze in Europa bis hin zum Kriegsende. Und das ist äußerst eindrucksvoll. Die Serie besticht mit ihren Bildern in Kinoqualität. Die Darsteller sind gut und man leidet mit ihnen mit. Es ist nur etwas schwierig, bei der Vielzahl an Personen den Überblick zu behalten. Und denkt man am Anfang noch, naja die Amerikaner werden etwas glorifiziert, ändert sich das gegen Ende der Serie deutlich, wenn sie auf die deutsche Zivilbevölkerung treffen. Äußerst eindrucksvoll ist es, wenn sie im Wald auf ein KZ stoßen. Und versöhnlich, wenn sie zum Ende des Krieges in Österreich landen und dort nach den ganzen Wirren und Schlachten ein kleines Paradies finden.
Common Law (Staffel 1, Sat.1) 7 von 10
Die Detectives Wes und Travis sind Partner im L.A. Police Department. Das Problem nur: Sie sind sich nicht ganz grün und streiten ständig. Zur Besserung werden sie gemeinsam zur Paartherapie geschickt. Die Krimifälle jede Woche sind normale Hausmannskost, aufgewertet wird die Serie ganz klar durch die beiden Hauptfiguren, die sympathisch und deren Streitigkeiten halbwegs authentisch sind. Wie Lethal Weapon in Serienform. Da schaut man gerne zu. Nur schade, dass die Serie in den USA nach nur einer Staffel bereits wieder abgesetzt wurde.
Downton Abbey (Staffel 1, ZDF) 8 von 10
England zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Wir lernen Downton Abbey kennen, dem Familiensitz der von Granthams. Die Familie hat 3 unverheiratete Töchter, jedoch keinen Sohn, weswegen sich der Graf Sorge um das Familienerbe macht. Nächster in der Erbfolge ist ein entfernter Verwandter, der mittelständische Anwalt Crawley, der recht wenig mit den Gepflogenheiten am Hofe anfangen kann. Die Serie zeigt den Alltag der adeligen Familie, aber auch von deren Bediensteten. Das ist vielleicht nicht immer das ganz große Drama – aber dafür sehr unterhaltsam in seiner ruhigen Art.
How I Met Your Mother (Staffel 7, Pro Sieben) 5 von 10
Komm endlich zum Punkt, Ted! Das ist ja nicht mehr auszuhalten, diese riesigen Erzählschlenker. Die Geschichten werden auch immer abgedrehter. Und du Ted, du bist mittlerweile wirklich der uninteressanteste in der Runde geworden. Wehe, du bringst die Geschichte nicht gut zu Ende!
Justified (Staffel 2, Kabel eins) 6 von 10
U.S. Marshal Raylan Givens ist in seiner Heimat, dem ländlichen Harlan County, dabei, für Recht und Ordnung zu sorgen. Aber immer wieder gerät er in die alte Familienfehde zwischen den Givens, den Crowders und den Benetts. Die zentrale Hauptfigur Givens gibt sich immer noch cool und arrogant, nur das melancholische, trostlose U.S. Hinterland fing in dieser Staffel an, mir gehörig auf die Nerven zu gehen. Ein paar neue Facetten wären nicht schlecht, so plätscherte vieles vor sich hin.
Mord mit Aussicht (Staffel 3, ARD) 7 von 10
Immer noch sitzt Kommisarin Sophie Haas in Hengasch fest. Doch da passiert nichts, da lebt man völlig zeitlos, so dass sie froh ist um jeden kleinen Kriminalfall, der sich so ergibt. Und diese Fälle sind skuril und verlangen den Beamten alles ab. Man, man, man. Zwar kennt Sophie auch in ihrem dritten Jahr immer noch keinen Bewohner in Hengasch („Aber Frau Haas, das ist doch der…“), aber das ist egal, weil man schaut gerne zu. Da die Serie auch bei den Zuschauern so gut ankam, macht sich die ARD umgehend an die Produktion von neuen Folgen. Zu sehen im Herbst 2014.
Navy CIS (Staffel 9, Sat.1) 7 von 10
Die mittlerweile 9. Staffel der erfolgreichsten Serie in den USA wurde von Sat.1 mal wieder über das ganze Jahr gestreckt. In dieser Staffel waren dann doch einige eher langweilige Folgen dabei oder Episoden, die wohl toller werden sollten, als sie dann wirklich waren (man denke nur an die Real-Life-Superhelden). Aber man bleibt ja trotzdem dran.
Pastewka (Staffel 6, Sat.1) 8 von 10
Bastian Pastewka versucht nun mittlerweile schon in der sechsten Staffel, sein Privat- und sein Berufsleben unter einen Hut zu bekommen und lässt dabei kein Fettnäpfchen aus. Das ist für ihn nicht immer angenehm, für die Zuschauer aber in diesem Jahr wieder recht lustig. Und das, wo die Gaststars in diesem Jahr gar nicht mal eine so einprägsame Rolle hatten! Das kann gerne noch ein paar Jahre so weiter gehen.
Sons Of Anarchy (Staffel 1, Kabel eins) 7 von 10
Die U.S. Kleinstadt Charming wird beherrscht von der Rockerbande Sons of Anarchy, die dort einen Waffenhandel im großen Stil betreibt. Die Polizei ist dagegen machtlos. Der Club-Präsident Clay hat Mühe, die Konflikte innerhalb der Gruppe zu besänftigen und die Sons gegenüber anderen Banden zu verteidigen. Das war mir am Anfang etwas zu amerikanisch und zu sehr Parallelwelt, aber im Laufe der Staffel wird man immer mehr davon gefangen, bis zu dem tollen Höhepunkt mit den letzten beiden Folgen.
Southland (Staffel 2, Kabel eins) 8 von 10
Die zweite Staffel der Copserie war mit nur 6 Folgen noch einmal etwas kürzer. Aber nicht weniger spannend. Der Mix aus den unterschiedlichen Einheiten des L.A.P.D. funktioniert auch hier wieder und ergänzt sich schön. Und die wackelige Kamera verstärkt den authentischen Eindruck.
True Blood (Staffel 5, SyFy) 6 von 10
Irgendwie habe ich dieses Mal ein Problem mit den langlaufenden Serien. Auch True Blood konnte mich nicht mehr richtig überzeugen. Mittlerweile ist es teilweise nur noch freakig – und nackt. Ob Mensch, Vampir oder Gestaltenwandler: Ausziehen können sie sich alle. Aber abseits dieser optischen Hingucker (mein Favorit: Janina Gavankar als Luna) stumpft man doch etwas ab für diese Vampir- Werwolf- Feen – Soap. Jason ist da mittlerweile der letzte normale Mensch. Mal sehen, wie lange das noch so bleibt.
Und damit sieht das Fazit für mein Serienjahr 2012 so aus:
9 Punkte: Band of Brothers 1, Dexter 4
8 Punkte: American Horror Story 1, Die Brücke 1, Community 1, Dexter 5, Downton Abbey 1, Long Way Round 1, Pastewka 6, Skins 3, Southland 1 & 2, True Blood 4, Unterwegs zum Kap 1, The Walking Dead 2
2 Kommentare
ide
Pastewka…super! *daumen hoch* Ich frage mich nur jedes Mal, warum sowas tolles so spät kommt und man vorher mit nichtlustiger Comedy berisselt wird. Ich freue mich auf die nächsten Folgen… 🙂 Kennst du auch den Tatortreiniger?! So gut too…
Nummer Neun
Ne, den Tatortreiniger habe ich nie gesehen. Der läuft ja auch immer zu unmöglichen Zeiten.