Serienwahn 2011/IV
Meine Güte, da war ja noch mal einiges los an der Serienfront in den letzten Monaten. Viel Neues ist aus den USA hier rüber geschwappt, aber auch bei schon etablierten Serien sind die aktuellen Staffeln endlich durch. ProSieben hat mich dabei im Free-TV am häufigsten gewonnen, im Pay TV war AXN am überzeugensten. Viel Zeug, Spielfilme laufen immer seltener auf meinem Fernseher. Hier also der letzte Serienwahn für 2011.
Die Borgias (Staffel 1, Pro Sieben) 7 von 10
Wenn die Amerikaner europäische Geschichte spielen, ist es vielleicht etwas fraglich, wie genau man das alles nimmt, aber das ist letztlich ja auch nicht so wichtig. Grob historisch korrekt sollte die Story aber schon sein, wie der Spanier Rodrigo Borgia in Rom zum Papst gekrönt wird und er dann durch Intrigen und hinterlistige Planung die Macht seiner Familie stärkt. Das ist spannend und sehr politisch und Jeremy Irons als Papst eine Klasse für sich. Die europäische Produktion im Vergleich dazu kenne ich nicht, ich kann nur sagen, dass ich es nicht bereut habe, in diese Version hinein geschaut zu haben. Und mit 9 Folgen, die Pro Sieben in 4 Wochen verbraten hat, ist die Geschichte auch angenehm straff erzählt.
Breaking Bad (Staffel 4, AXN) 8 von 10
Ex-Chemielehrer Walter White gelangt nun schon in der vierten Staffel immer weiter auf die dunkle Seite der Macht. Um sich und seinen Helfer Jesse zu schützen, zielt er darauf ab, den mächtigen Drogenboss Gus zu töten. Dieser wiederrum versucht, die beiden auseinander zu bringen und zeigt Jesse, wie weit man unter ihm mit Loyalität gelangen kann. Auch in der aktuellen Staffel hält Breaking Bad sein hohes Niveau. Der finale Punch ist jedoch nicht so da wie noch in der Vorgängerstaffel, trotzdem bleibt die Serie überdurchschnittlich gut.
Californication (Staffel 4, AXN) 7 von 10
Hank Moody ist zurück. Er soll für „Ficken und Schläge“ das Drehbuch schreiben. Gleichzeitig muss er sich vor Gericht wegen seines One Night Stands mit der Minderjährigen Mia verantworten. Damit kehrt die Serie direkt zu den Geschehnissen aus der 1. Staffel zurück, was ihr sehr gut tut. Wirkte die letzte Staffel von Anfang sehr konstruiert, fügt sich diese hier wieder besser ein und macht Spaß. Und wenn Hank mit Hollywood zu tun hat und er seinen eigenen Schauspieler trifft, nimmt sich die Serie angenehmerweise selbst nicht zu ernst. Nach der eher mäßigen letzten Staffel hat man hier wieder gerne zu geschaut. Zwar gab es ab und an schon ein paar Längen, aber es gibt immer skurille Einfälle und allein das gemeinsame Essen in der letzten Folge lohnt das dranbleiben.
Caprica (Staffel 1, TNT Serie) 6 von 10
Die Serie schildert die Entwicklung der Zylonen, einer kypernetischen Lebensform. Entwickelt von Daniel Graystone als Kampfroboter, entwickeln sie langsam ein Eigenleben: Die Seele seiner Tochter, umgekommen bei einem Terroranschlag, bemächtigt sich eines der Roboter. Auf das Prequel von Battlestar Galactica wurde ich eigentlich nur dadurch aufmerksam, da es unmittelbar nach Falling Skies lief, aber der tolle Pilotfilm hatte mich recht schnell in seinen Bann gezogen. Die eher ungewöhnliche Story und die bildgewaltige Landschaft machen Eindruck. Die Geschichte um Roboter, virtuelle Realitäten, Terror und Religion ist nicht ohne und war mit Sicherheit auch nicht einfach umzusetzen. Einige Längen in der Mitte der einzigsten Staffel sind die Folge, glücklicherweise gibt es aber einen runden Abschluss. Nicht ganz so rund ist das Design der Stadt: Es ist eine wilde Mischung aus Zukunftselementen, Gegenwartseindrücken und Mafiastrukturen der 30er. Aber einen eigenen Stil hat die Serie auf jeden Fall. Und ich hätte gerne das Haus von Daniel Graystone.
Game of Thrones (Staffel 1, TNT Serie) 5 von 10
Die ersten 5 Minuten der Serie waren der Hammer. Spukige Mystery in einer Mittelalterwelt, ich war sofort gefangen. Doch leider verebte die Freude genau so schnell, den Großteil der Serie machte dann Fantasy-Typische Königsfamilienpolitik aus. Die sieben Königreiche von Westeros kämpfen und intrigieren um die Vormachtsstellung, während jenseits der großen Eismauer eine uralte Macht erwacht. Das wird eingefangen in großartigen Bildern, kinoreif, und mit den HBO-eigenen Zutaten Sex und Brutalität vermischt. Hätte gut werden können, zu mal sich „Herr der Ringe“- mäßige Fantasyelemente erfreulich zurück halten, aber die Handlung plätscherte völlig an mir vorbei.
How I Met Your Mother (Staffel 6, Pro Sieben) 7 von 10
Ted erzählt seinen Kindern nach wie vor, wie er damals ihre Mutter kennen gelernt hat. Allerdings ist er immer noch eine riesige Laberbacke und schweift unendlich ab und so erfahren wir in diesem Jahr, wie er an einem Entwurf für eines großes Bürogebäude saß, Marshalls Vater starb und Barney seinen richtigen Vater kennen lernte. Zum Ende der Staffel erfüllt sich für Lilly und Marshall dann endlich der Kinderwunsch. Zwar gab es auch in dieser Staffel wieder einige schwächere Episonden, im großen und ganzen wird das aber von den nach wie vor sympathischen Hauptfiguren aufgefangen.
Modern Family (Staffel 1, DVD) 9 von 10
Die Sitcom erzählt die Geschichte von drei Familien: Jay, der in zweiter Ehe mit seiner sehr viel jüngeren Ehefrau lebt, seiner Tochter Claire, verheiratet und 3 Kinder, und seinem schwulen Sohn Mitchell, der mit seinem Freund grade ein Kind adoptiert hat. Gezeigt werden die kleinen und großen Krisen und Verwicklungen der sympathischen Familien, die immer lustig, aber selten albern sind. Ed O’Neil gibt dabei überzeugend den großen Dad der Familien, aber auch alle anderen Familienmitglieder wachsen einem ans Herz. Und überzeugt ein Handlungsstrang einer Episode mal nicht, gibt es mindestens noch eine andere, die Spaß macht. Eigentlich eine Schande, dass diese Serie, obwohl in den USA bereits in der 3. Staffel, noch nirgends im deutschen Fernsehen lief. Und ja: Ich habe die Serie auf englisch geschaut.
Navy CIS (Staffel 8, Sat.1) 8 von 10
Schon klar, man schaut NCIS wegen dem Team, wie sie arbeiten, wie sie sich gegenseitig necken und weil es immer mal wieder zum Schmunzeln ist. Aber es ist eine Krimiserie und wenn die Kriminalfälle nicht funktionieren, hat die Serie ein Problem. In diesem Jahr haben die Kriminalfälle wieder so gut funktioniert wie lange nicht mehr und das machte die Staffel vielleicht zu einer der besten. Die Jagd nach dem Hafenmörder in den letzten Folgen war äußerst spannend. Dass man viele Episoden lang diesen Fall durch ein zweites Team so nebenbei lösen ließ, war sehr geschickt, um das Fall der Woche-Schema nicht völlig zu sprengen. Gerne mehr davon!
V – Die Besucher (Staffel 2, Pro Sieben) 6 von 10
Die Fünfte Kolonne unter der Führung von Erica versuchen immer noch, Anna und die Besucher aufzuhalten. Deren Pläne werden immer offensiver: Sie bauen verdeckte Landeplattformen für ihre Schiffe und experimentieren mit der menschlichen DNA. Ericas Sohn gerät derweile immer tiefer unter die Fittiche der Außerirdischen. Dafür findet sie Verbündete an Bord des Raumschiffs: Annas für tot geglaubte Mutter und ihre Tochter. Frauenpower beim Kampf um die Erde, Superpläne auf beiden Seiten der Gegner. Die Szenen an der Bord des Raumschiffs riechen immer noch nach billigem Bluescreen, aufgebauschte Strategien verpuffen Folge für Folge. Das ist zwar immer mal wieder spannend, aber irgendwie auf Dauer auch unbefriedigend. Pluspunkt: Es ist wird sehr schön dargestellt, wie die moralischen Grenzen der Fünften Kolonne zur Rettung der Menschheit immer weiter ausgedehnt werden.
Das war’s für dieses Jahr. Wie man sieht, liegen die Bewertungen immer so zwischen 5 und 8 Punkten. Serien, die mir weniger gefallen, schaue ich nicht durch. Daher auch keine Wertung. Und die Perlen mit 9 oder gar 10 Punkten sollten schon selten vergeben werden, wie ich finde. Die Highlights, die ich 2011 gesehen habe:
9 Punkte: Breaking Bad 3, Modern Family 1, True Blood 2
8 Punkte: Breaking Bad 4, Navy CIS 8, Torchwood 2, True Blood 3, Twin Peaks 1, The Walking Dead 1
Beim nächsten Mal ist dann vielleicht schon die zweite Walking Dead Staffel fertig und auch mit American Horror Story bin ich hoffentlich durch. Dazu startete auch schon wieder 30 Rock,in New Girl will ich mal reinschauen und ich wage mich an Doctor Who ran. Es geht also immer weiter.
6 Kommentare
LittleMissSunshine
Die 4. Staffel von „Californication“ fand ich auch wesentlich besser als die davor. Das Finale beim Essen war einfach nur genial. Mir taten da unsere Nachbarn leid, weil ich mich fast nicht mehr eingekriegt habe.
Die 6. Staffel von „How I met your mother“ fand ich schrecklich. Klar, die einzelnen Personen sind weiterhin sympathisch, aber dieser ganze Babykram mit Lilly und Marshall und dieses hin und her zwischen Rettung und Abriss des Arcadian hat mir auch nicht gefallen. Super fand ich allerdings die Szenen zwischen Ted und dem Captain. 🙂
Was ist denn mit Two and a half men (Staffel 8)? Hast du die noch nicht gesehen?
Nummer Neun
Ich muss zu geben, ich bin kein großer Two And A Half Men Zuschauer. Einzelne Episoden habe ich immer mal gesehen, die fand ich auch nicht schlecht. Aber kontinuierlich bin ich da nicht dabei. Und mich schreckt es etwas ab, jetzt in Staffel 8 noch einzusteigen. Übrigens ebenso wie Big Bang Theory, das ist bisher auch völlig an mir vorbei gelaufen.
Bei HIMYM fand ich die Arcadian Story nicht schlecht. Interessanter war aber Barney in dieser Staffel, wie er seinen Vater sucht und findet und er seinen Leben ordnen will. Ich hoffe wirklich, er kommt mit Robin zusammen 🙂
Miss James
Ich konnte mich erst 2011 dazu aufraffen, HIMYM zu gucken und könnte mich dafür schlagen, dass ich es nicht vorher geschafft habe. Na gut, wächst die DVD-Sammlung halt weiter 😉
Mici
auf himym und ‚V freue ich mich schon und bei Game of thrones muss ich sagen, dass ich auf sowas sonst nicht gekommen wäre – aber die erste folge mich in den bann gezogen hatte…. 😀 😀
Inch
So viele Serien! Guckst Du die regelmäßig? Ich schau von den von Dir genannten nur ab und zu How I met your mother. Serien, bei denen es wichtig ist, alle Folgen zu sehen, um den HAndlungsablauf zu verstehen, mag ich nicht, weil ich nicht regelmäßig gucken mag. Außer manche Miniserien von Steven Spielberg, aber die habe ich dann auf DVD.
Was ich auch gern sehe, ist The Bg Bang Theory
Nummer Neun
@Inch: Dank Recorder geht das ganz gut 🙂