Mein Al Bundy Moment
Rückrundenauftakt im deutschen Profifußball. Anpfiff Halbzeit 1: Gegentor. Anpfiff Halbzeit 2: 2. Gegentor. Am Ende eine 3:1 Niederlage in Aachen für den KSC. Da hat man schon vom Start weg keine Lust mehr.
Was bleibt also, als sich mal an seinen eigenen Al Bundy Moment zu erinnern, seine eigene vier Touchdowns in einem Spiel Geschichte? Zugegeben, ganz so einfach war das nicht, bei mir so einen Moment zu finden. Genau den einen Moment. Was vermutlich daran liegt, dass meine sportliche Laufbahn nur ausgesprochen kurzer Dauer war und daher nicht besonders viel abwirft. Aber nach reiflicher Überlegung ist mir eine andere Geschichte eingefallen, die eigentlich ganz gut passt. Und die geht so:
Während meines Zivildienstes reifte bei mir die Entscheidung, dass ein Studium doch eigentlich gar nicht mal so blöd wäre. Ich erkundigte mich, was man denn so alles studieren könnte und überlegte mir, was mich denn davon interessieren und zu mir passen würde. So blieben am Ende eine handvoll Studiengänge übrig (und rückblickend betrachtet waren da noch einige Kracher dabei, die es dann zum Glück nicht geworden sind), auf die ich mich bewerben wollte. Ich war nur ein durchschnittlicher Schüler, der eigentlich immer durchgekommen war, aber nie wirklich geglänzt hatte. Dazu fehlte der Ehrgeiz. Mein Abiturnote war dementsprechend, man konnte damit niemanden groß beeindrucken und so waren sämtliche Fächer, die einen NC als Türsteher hatten, ein kleines Problem.
Aber zum Glück gab es bei einigen Hochschulen die Möglichkeit, einen Studienfähigkeitstest zu absolvieren, über den dann ein Teil der Studienplätze vergeben wurden. Also flugs dort angemeldet und mir schon einmal die Zugverbindung von daheim ins Badische heraus gesucht. Die Unterlagen kamen und der Tag der Prüfung auch. Ehrgeiz war auch in meinem Zivijahr nicht unbedingt mein Thema, so blieben die Unterlagen mit den Beispielaufgaben erst einmal liegen.
Um ehrlich zu sein: Das erste Mal habe ich mir die Aufgaben auf der Zugfahrt angeschaut, zwei Stunden sollten dafür ja reichen. Die Aufgaben umfassten logisches Denken, mathematisches Verständnis und textliche Fähigkeiten. Nichts, wofür man vorher eigentlich groß lernen konnte.
An der Hochschule angekommen herrschte dort bei allen Teilnehmern große Aufregung. Ungewohnte Umgebung, wo mußte man hin, wie sieht so eine Hochschule eigentlich aus und das ist ja jetzt der Test, der alles entscheidende Test. Oder so. Naja, ich füllte meine Bögen also aus, gab sie ab und fuhr die gut zwei Stunden wieder nach Hause. Fertig.
Wochen später kamen dann die Ergebnisse. Aufgeteilt nach den verschiedenen Schwerpunkten wurde hier aufgezeigt, welchen Platz man in diesem Test, landesweit an allen baden-württembergischen Hochschulen, erreicht hatte, im Sinne von man war besser als xx % der Teilnehmer und abschließend das Gesamtergebnis. Ich mache es jetzt kurz: Ich lag in jedem, wirklich jedem Teilgebiet unter den besten 5 % aller Teilnehmer. Ohne Vorbereitung. Ich mußte es zwei, drei Mal lesen um zu verstehen, wie gut ich abgeschnitten hatte. Und es war für mich beängstigend gut. Und macht diesen Test damit zu meinem Al Bundy Moment.
Mit diesem Ergebnis bewarb ich mich dann natürlich an der Hochschule, bekam den Studienplatz und machte dort auch meinen Abschluß. Machte Praktikas, die mir zeigten, was ich mit dem Wissen machen wollte. Bekam mit dem Abschluß schnell meinen ersten Job, der mich dann, drei Jahre später, auch zu meinem zweiten Job führte. Nur die Sache mit dem Ehrgeiz, daran könnte ich ab und an wirklich noch etwas arbeiten.
[Hinweis: Die Idee zu diesem Eintrag ist nicht neu. In irgendeinem Blog vor einiger Zeit hatte ich diese Idee schon einmal gelesen und im Hinterkopf gespeichert. Wenn ich noch halbwegs wüßte, wo das war, würde ich jetzt darauf verweisen. Leider weiß ich es nicht, wer sich aber als Urheber outen möchte, darf das gerne tun. Da bin ich ja gar nicht so.]