Der Fußball-Abend
Eigentlich stamme ich ja aus dem Frankfurter Raum. Dort gibt es im Profifußball nur die Eintracht, den Fußballclub aus der häßlichsten Stadt Deutschlands lassen wir mal außen vor. Als junger Heranwachsender hat man da nicht viel andere Möglichkeiten, sich abseits der Eintracht fußballerisch zu orientieren. Als ich jung war und anfing, mich für Fußball zu interessieren, da spielte in Frankfurt der Fußball 2000. Legenden wie Bein, Möller, Okocha, Gaudino oder Yeboah legten ein Spiel auf den Rasen, das zum Zunge schnalzen war. Parallel dazu kam zu dieser Zeit ein Underdog überraschend in den UEFA-Cup, überzeugte dort mit Kampf und Leidenschaft und gelangten so bis ins Halbfinale des damals noch wesentlich höher bewerteten Wettbewerbs. Und ich wurde KSC-Fan.
Die Eintracht hatte ich aber immer noch mit im Blick, war immer mal wieder im Stadion, welches ich auch, nebenbei gesagt, für eines der schönsten im Lande halte. Eines der beeindrucksten Spiele, die ich selbst in einem Stadion miterlebt hatte, war dann auch eines der Eintracht. Ein geradezu überragender 4:1 Erfolg gegen den FC Bayern. 1995.
Dementsprechend groß war die Vorfreude auf das Pokalduell im TV heute. Das Vorspiel in der Liga am Samstag versprach ja schon einiges, es hatte nicht viel gefehlt und die Eintracht hätte den Bayern einige Punkte geklaut. Heute dann der Pokal, ein K.O.-Spiel, alles oder nichts, vielleicht sogar Franz gegen Gomez. Ich hatte Bier, ich hatte Erdnüsse, ich hatte die volle Konzentration auf das Spiel.
Und dann kommt diese erste Hälfte. Überzeugende Bayern, nevöse Hessen. Zwar störten sie die Bayern früh im Spielaufbau, doch diese waren heute so stark, dass sie sich davon nicht aus der Ruhe bringen ließen. Dagegen die Eintracht zu langsam im Aufbau und zu unpäzise im Spiel nach vorne. Ohne Ribery und Robben, aber mit zwei echten Spitzen, kamen die Bayern zu einigen Torchancen und führten nach 20 Minuten durch zwei Klose-Tore bereits 2:0. Der unsichere Franz, unser alter Iron-Maik, dann mit einem katastrophalen Fehlpaß und es steht 3:0 zur Halbzeit.
Die Tagesthemen in der Halbzeitpause nerven mit überzogenen Fußballvergleichen, die zweite Halbzeit beginnt auch nicht viel besser. 0:4 nach 50 Minuten, drei Minuten später noch ein Abseitstor. Im (außergewöhnlich guten) Eintracht-Blog dürfte es spätestens jetzt hoch her gehen. Und ich erspare mir, was immer jetzt auch noch kommen mag, die weitere Aufzählung der Ereignisse.
Wenigstens war es nicht mein Verein, das macht es nicht ganz so tragisch. Meine Jungs versuchen erst am Freitag wieder, etwas zählbares zu Stande zu bringen. Und vielleicht schaffen sie es ja auch mal, in Führung zu gehen und diese Führung dann länger zu halten als nur ein paar Minuten. Oder die Frage ist, wer macht dieses Mal den entscheidenden Fehler – Miller, Drpic oder Langkamp? Oder jemand ganz anderes?
Es wird spannend. Freitag 18 Uhr: Fortuna Düsseldorf gegen den KSC live auf Sky, Liga total oder im illegalen Streaming-Angebot Ihrer Wahl.
5 Kommentare
Seb
Drpic ist zum Glück fürs nächste Spiel gesperrt, meine ich. Dank der Elfmetergrätsche vom Wochenende. Die eines der dämlichsten Fouls war, das ich JE gesehen habe!
Hach, Bein, Okocha… Da werden Erinnerungen wach, das war wirklich großer Sport. Umso bitterer der Abend gestern. Aber das mit Abstand schlimmste waren in der Tat diese unsäglichen Fußballvergleiche in den Tagesthemen. Unerträglich!
Markus
Stimmt, Drpic ist gesperrt, daran hatte ich gestern nicht mehr gedacht.
ide02
Ich gebe ja immer gerne zu, dass ich keine Ahnung vom Fußball habe und es auch nicht sonderlich interessant finde, aber wenn man mich fragen würde: Zur welcher Mannschaft fühlst du dich „zugehörig“, dann wäre es zu 100% NICHT die Bayern und zu 100% die Eintracht. Weil ich mich wohl immer Hessen zugehörig fühlen werde. Zwar liegt Frankfurt 2 Stunden entfernt, aber hier oben spielt man noch 4. Liga und wer weiß, ob überhaupt wer den Verein kennt (obwohl sie angeblich mal 2. Liga gespielt haben…?).
Übrigens: Es gibt noch eine hässlichere Stadt als Frankfurt. 😉 Bisher hat noch keine andere Stadt sie schlagen können…jedenfalls für mich nicht. 😉
Markus
Die hässlichste Stadt des Landes ist natürlich nicht Frankfurt, sondern die Stadt gleich nebendran: Offenbach.
C.B. aus O
Aber es waren MEINE Jungs!
Gut, dass es weit weg wo ich war kein deutsches Fernsehen gab….