München, München
Unglaublich. Unfassbar! Unbegreifliche Szenen spielten sich am Samstag vormittag in München ab. Blauer Himmel, Sonne, es war warm, die Vögel zwitscherten. Frühling! Das muss ausgenutzt werden. Flugs stand eine Verabredung für den Nachmittag, um ein wenig an der Isar entlangzulaufen (also laufen im Sinne von spazieren, nur damit das klar ist).
Nachmittag. An der verabredeten U-Bahn-Station ist wolkig. Ein grauer Teppich am Himmel. Es ist zugig. Nun gut, der Wille ist ja da. Also wird erst einmal los gelaufen. Es fängt an zu tröpfeln. Es wird stäker. Wie lange sind wir schon unterwegs? Zehn Minuten? Ha, hat sich ja voll gelohnt. Schnell kehren wir in ein Isar-nahes Gasthaus ein. Haha, rein oder raus, draußen wäre ja grade was frei. Wetterbedingt natürlich rein. Drinnen war es gut gefüllt. Wie viele Leute doch um halb vier einfach mal so ein Schnitzel essen wollen.
Aber hinten war noch ein kleiner Tisch frei, Apfelstrudel und Kirschschorle schnell bestellt. Am Nachbartisch saß eine Gruppe junger Leute, so um die zwanzig (also Alter, nicht Anzahl). Hatten anscheinend zuvor ihr Frühstück eingenommen und waren kurz vorm Zahlen. Tiefenentspannend, stylisch, attraktiv. Mit dem passenden Hund dabei (so einer müßte es gewesen sein, und beim gehen hätte er sich blöderweise fast unter die Design-Sneakers von einem aus dieser Gruppe geworfen). Genau so stellt man sich München vor.
Aber es kam noch besser. Auf unserer anderen Seite nahm ein Pärchen platz. Er: Wahrscheinlich nicht älter als 25, weißes Polohemd, das blonde Haar locker nach hinten gegelt, dazu ein kleines dünnes Schnurrbärtchen, so wie es einem die Trendmagazine grade als, naja, trendig verkaufen wollen, und ein Modeschal, der locker um den Hals baumelte. Nur umgelegt, nicht gewickelt. Sie: Sehr attraktiv, muss man sagen, die dunklen Haaren streng nach hinten gezopft, mit einem österreichischen Akzent. Er nahm ein Wiener Schnitzel (und bestellte sich später eine Zitrone extra nach), sie einen Salat mit Ziegenkäse (den sie natürlich nicht ganz schaffte). Sie unterhielten sich über ihre abgedrehten Werbespots (er) und Filmprojekte (sie), stießen an auf die Liebe und fanden den Kleinen am anderen Ende der Gaststätte ja so süß. Zuckersüß. Schnösel und Schnepfe. Hilfe, München!
Der Apfelstrudel war lecker. Der Schokoladenkuchen soll auch gut gewesen sein. Der Weg zurück war durch den Regen schnell zurück gelegt. Auf diesen tollen ersten halben Frühlingstag dann erst noch einmal woanders eingekehrt, wo es etwas bodenständiger war.
Nächstes Wochenende werden mir dann solche Ausflüge in die verwöhnte Gesellschaft erspart bleiben. Es geht für mich dann nämlich in die Heimatstadt des Rock’n’Roll, es geht nach Karlsruhe. Vorher ein wenig Pop – The Pains Of Being Pure At Heart (was für ein Bandname) aus New York spielen Everything With You. Gefällt mir nach viermaligem hören ausgesprochen gut.
11 Kommentare
holly
the pains of being pure at heart – der absolut heißeste scheiß. wird bald die münchner szene rocken, die du so treffend beschrieben hast. hach, was liebe ich das wunderschöne münchen für seine dekadenz.
bea
vermutlich treibe ich mich in anderen münchner szenen herum – hab zwar schon so manches versnobtes pärchen in der kaufinger straße erblickt – aber, um die ehre der schönen isarmetropole zu verteidigen: es gibt hier jede menge freundliche studenten, die lieber freiwillig in den semesterferien zwölf klausuren schreiben, als mit peinlichem oberlippenbärtchen auf die straße zu gehen 😉
Markus
Das schöne an unserem Großstadtdorf: Man hat tatsächlich die Wahl 😉
Jenna
Genauso stelle ich mir München vor 🙂
Hirngabel
Hmm, habe das Zoozies gar nicht so versnobbt in Erinnerung. Aber gut, ist auch schon recht lange her.
The Pains of Being Pure at Heart klingen auf jeden Fall gut. Danke für den Tipp.
Aber das mit Karlsruhe als Hauptstadt des Rock ’n Roll hätte ich gerne nochmal näher erklärt. =)
Markus
Ich war vor 2-3 Jahren auch schon mal im Zoozies, da fand ich es eigentlich auch recht normal. Vielleicht war der Zeitpunkt, Samstag Nachmittag, auch einfach nicht repräsentativ gewählt 😉
hirngabel
Natürlich auch gut möglich.
Allerdings beantwortet das nicht die noch im Raum stehende Frage nach der Legitimierung des Anspruchs von Karlsruhe als Hauptstadt des Rock ’n Roll…
Oder war das nur ein verfrühter Aprilscherz?
Markus
Ich sprach nicht von der Hauptstadt, sondern von der Heimatstadt. Jedoch ist beides wahrscheinlich faktisch falsch oder wenigstens gnadenlos übertrieben.
hirngabel
Okay, schade. Ich hatte doch insgeheim auf eine spannende und erleuchtende Auflösung gehofft. =)
Jenna
Aber sie riechen nach Sommer!
ide02
Menschenbeobachter…sehr sympathisch. 🙂