Oliver Kyr – Ascheland (2016)
So, Ende Juli konnte ich Buch Nummer 6 für dieses Jahr beenden. Läuft nicht schlecht bisher. Und ich versuche weiter, so gut es geht durch die Genres zu springen. Nach Western, Europäische Lebensgeschichte, US-Klassiker, Tour-Tagebuch und so einer Art Märchen, war nun ein Endzeitroman an der Reihe. Aus Deutschland!
Inhalt: Deutschland, 2023, fünf Jahre nach dem Untergang der bekannten Welt: Zacharias Brandt wandert mit seiner dreibeinigen Hyäne Else durch das postapokalyptische Mitteldeutschland. Die wenigen Überlebenden sind weit verstreut und doch kennt man ihn überall. Er ist der Kindermacher, der vermutlich einzige Mann, der noch Nachkommen zeugen kann. Der ehemalige Zoowärter ist aber kein Freund der Menschen, die er für die Verwüstung der Welt verantwortlich macht. Doch wenn er etwas bekommen will, muss er auch etwas geben. Ist es ein Fluch oder ein Segen, dass er ihnen Hoffnung geben kann? Will er ihnen wirklich eine neue Generation schenken?
Fazit: Der Freiburger Autor Oliver Kyr hat eine verlassene Welt erschaffen, die genau vor unserer Haustür liegt. Es gibt den verlassenen Rummelplatz, die zerstörten Autobahnen und Unterschlupf wird in der Sparkassen Filliale gesucht. Das berührt einen nochmal anderes, als wenn Zombies irgendwo durch die USA ziehen. Zum Glück ist das aber nicht der einzige Pluspunkt des Buches. Die episodenhafte Handlung ist spannend geschrieben und führt so sehr gut in die Welt ein. Es gibt immer wieder Rückblicke darauf, wie sich diese Welt, kurz nach der nicht näher beschriebenen Katastrophe, gefunden hat.
Die Hauptfigur, der Kindermacher, ist – wie sollte es in diesem Genre anders sein – ein Menschenhasser, der nur seiner Hyäne vertraut und mit Menschen am liebsten nur den Kontakt hat, der nötig ist, um zu überleben. Das heißt für ihn: Geben und nehmen, wobei er der Hoffnung auf Nachwuchs gibt und dafür mit Lebensmittel versorgt wird. Das hätte auch schnell ein pubertärer Softporno werden können, durch die triste und freudlose Darstellung wird diese Gefahr aber weitläufig umgegangen.
Und so bleibt der Fokus auf dem einsamen Wanderer durch die zerstörte Welt, der den Menschen Hoffnung gibt, sich aber selbst zunehmends von der Zivilisation entfernt. Bis es dann doch zu einer schicksalhaften Begegnung kommt.