Willkommen in den 70ern
Freitag Abend war mal wieder ein Konzerteinsatz angesagt. Der Weg führte mich in die Tonhalle, die im Moment etwas verloren auf dem ehemaligen Kultfabrik-Gelände steht, klafft doch genau davor nun mittlerweile eine riesige Baustelle. Mit Blues Pills, wegen denen ich da war, und Kadavar machte eine Double-Headliner Tour halt in Pfannis alter Kartoffellagerhalle. Bei dem vollen Programm ersparte ich mir den Opening Act und erschien kurz vor Start von Kadavar in der Halle. Ein Bier geschnappt und dann suchte ich mir bequem einen Platz recht weit vorne und recht weit außen.
Es beginn also mit Kadavar. Ich wußte praktisch gar nichts über sie und hatte dementsprechend auch keinerlei Erwartungen an ihren Gig. Das sie aber schon ein gewisses Fan-Potential zogen, war bei einem Blick in die Halle unübersehbar.
Es ging los. Drei langhaarige und bärtige Männer – weit ab von jedem Hipster Verdacht – durchschritten das Zeitportal aus den 70ern direkt in die Münchner Tonhalle und nahmen ihre Plätze auf der Bühne ein. Und dann flogen die Haare, ununterbrochen und in alle Richtungen. Mit vollem Einsatz spielten sie sich durch ihr Set. Starke Drums, ausgedehnte Gitarren-Soli, vor Bands wie dieser haben Eltern in den 70ern ihre Kinder gewarnt. Aber das machte Spaß, war energiegeladen und hätten sie nicht ab und an mit der abfeiernden Menge in der Mitte gesprochen, ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, dass die Band aus Deutschland – aus Berlin, um genauer zu sein – kommen könnte. Und wer sein Set mit einem klasse Helter Skelter Cover beendet, den muss man sich auf jeden Fall merken.
Danach wurde es zunächst etwas leerer vor der Bühne, was mir die Möglichkeit gab, etwas weiter in die Mitte zu ziehen. Selbstredend, dass dann kurz vor Beginn des Auftritts von Blues Pills trotzdem einige große Menschen vor mir standen. Und – wie ich merkte, als die Band die Bühne betrat – genau in meiner Sichtlinie zu Elin Larsson waren.
Los ging es mit dem Titeltrack ihres neuen Nummer 1 Albums: Lady In Gold. Solider Song, wenn auch etwas arg berechnend. Die Stimmung war anfangs noch etwas gedämpft. Lebhafter wurde es erst bei den Liedern ihres Debutalbums. Devil Man und High Class Woman gehen halt immer noch. Und die Klasse von Larssons Stimme steht halt außer Frage. Sie gab alles auf der Bühne, animierte das Publikum, hüpfte um her und schüttelte etwas einstudiert ihre Haare. Das sie noch mehr kann, bewieß sie in der Zugabe, als sie sich zum schönen I Felt A Change selbst auf dem Keyoard begleitete. Die anderen Bandkollegen gingen gegen sie leider etwas unter.
Und dann waren auch Blue Pills mit ihrem Set durch und der insgesamt recht lange und haarige Konzertabend beendet. Die Schweden waren definitiv die Band mit der größeren Bandbreite in ihren Songs, von Rock bis Soul decken sie einiges ab, die Stimmung war bei Kadavar allerdingsm das muss man zugeben, doch etwas besser.