Vladimir Sorokin – Der Schneesturm
Einen Tusch bitte, weil: Buch Nummer 10 für dieses Jahr ist geschafft! Zum Abschluß habe ich mich literarisch, passend zur Jahreszeit, durch einen unheimlichen Schneesturm gekämpf. Die Rede ist von Vladimir Sorokins Roman: Der Schneesturm.Ein Arzt will Medikamente in eine entlegene russische Provinz bringen, in der eine Epidemie ausgebrochen ist. Als sein Transportmittel schlapp macht, heuert er den einfältigen Brotauslieferer Krächz an, der ihn mit seinem Mobil über die schneebedeckte Steppe zu diesem Dorf bringen soll. Gar nicht so einfach in dieser unwirklichen Landschaft, bei den eisigen Temperaturen und diesem nie enden wollenden Schneesturm.
Man fühlt sich von Sorokins Roman einige hundert Jahre zurück vesetzt. Aber dann hat man es auf einmal mit winzigen Pferden zu tun, die das Mobil ziehen, begegnet schmipfenden Zwergen, Radios mit Bild, Nomaden mit Super-Drogen, Riesen – und als die Epidemie schließlich als Zombie-Ausbruch beschrieben wird (keine Sorge, das ist kein Spoiler, das wird im ersten Drittel des Buches schon klar gemacht), weiß man: Ganz so historisch ist dieser Roman gar nicht. Vielmehr könnte man es als historisches Science-Fiction-Märchen beschreiben.
Wenn einem das klar ist, hält man eine einfallsreiche und skurille Geschichte in den Händen, in welcher der Weg das Ziel ist. Stoisch beharrt der Arzt auf seinem Weg durch den Sturm, auch wenn er durch die vielen Episoden immer wieder von ihm abkommt. Der Schneesturm und die Kälte werden eindringlich beschrieben, so dass es einem beim Lesen tatsächlich etwas fröstelt und man den Wind pfeiffen hören kann. Das Ende kommt schließlich etwas plötzlich und überraschend, ist auf seine Art aber auch konsequent.
Fazit: Ein unterhaltsamer Roman, der einen in seine Welt entführen kann, wenn man sich denn darauf einlässt.
Abschlußfrage an euch: Ich versuche ja ein breites Spektrum an Romangenres zu lesen. Dazu hätte ich mal wieder Lust auf einen klassischen „Wer war der Mörder?“- Krimi. Habt ihr Empfehlungen dafür?