Der richtige Ton

In The Park Festival – Kaisaniemi Helsinki

Die besten Ideen entstehen ja oft spontan. Ich hatte mal geschaut, wo denn Liam Gallagher in diesem Sommer so auftritt und bin dabei auf das In The Park in Helsinki gestoßen. War das ein Festival? Ein kleines Event? Ich weiß es bis heute nicht, dafür wußte ich, dass Richard Ashcroft ebenfalls dort mit dabei war. Also habe ich eine Bekannte in Helsinki kontaktiert, früher ebenfalls ein riesiger Oasis-Fan gewesen – und die Tickets waren gekauft. Ein Tag bei bestem Wetter mit guter Musik in einem zentralen Park in Helsinki. Eine Bühne, drei Acts.

Richard Ashcroft

Den Ex-The Verve Mastermind hat man ja nicht mehr so auf dem Schirm, aber er macht immer noch Musik – mal besser, mal schlechter (siehe sein aktuelles Album). Live ist er allerdings immer noch eine Wucht mit seiner fantastischen Stimme. Und der Mann weiß, was die Zuschauer hören wollen, die Hälfte seines Sets bestand aus Songs des Jahrhundertalbums Urbany Hymns. Und bei Lucky Man oder The Drugs Don’t Work bekomme ich immer noch eine Gänsehaut.

Franz Ferdinand

Wahrscheinlich um nicht nur 1990er Helden auf der Bühne zu haben, haben die Schotten von Franz Ferdinand das Line-Up komplettiert. Immerhin hatten sie ihren Karrierehöhepunkt ein Jahrzehnt später. Wenn man tanzbare Indie-Gitarrenmusik möchte, kommt man an ihnen nicht vorbei. Take Me Out rockt immer noch jede Indie-Party und geht auch live sehr gut. Der Rest des Sets stand dem nur wenig nach, auf Dauer war mir das dann allerdings doch etwas zu eintönig.

 Liam Gallagher

Der Höhepunkt des Abends war schließlich der Auftritt von Ex-Oasis Frontmann Liam Gallagher. Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist der Split nun her, damals überraschte mich die Nachricht auf dem Weg zu Rock am See, wo sie als Headliner gebucht waren und sich in der Nacht davor auflösen mussten.

Nach eher bescheidenen Jahren nach dem Ende der Band, in denen Liam mit Beady Eye nie so ganz die Anerkennung bekam, obwohl die Musik gut war, befindet er sich nun auf einem Höhenflug, seit dem er vor zwei Jahren das erste Album unter seinem eigenen Namen veröffentlichte. Das zweite steht nun in den Startlöchern, Zeit also für ein paar Promo-Auftritte wie diesem hier.

Insgesamt 17 Songs spielte er, mehr als die Hälfte davon von Oasis, er weiß, warum die Leute hier sind. Deshalb geht es mit Rock’n’Roll Star los und hört regulär mit Champagne Supernova auf. Er selbst tigert über die Bühne wie zu besten Zeiten und noch mehr als früher konzentriert sich alles auf ihn. Dass seine Stimme dabei so gut ist wie lange nicht mehr, geht oft etwas unter – auch in der Setlist ist deutlich mehr Varianz als früher. Die Songs seiner Soloplatten darf man allerdings auch nicht vergessen, da ist ebenfalls viel gutes dabei – von Wall of Glass bis zum neuen Über-Song Once, der auch live unglaublich gut ist. Ein tolles Konzert, er kann es noch, und wir, wir im Publikum, können es auch noch. Wir sind nur alle etwas älter geworden.


Demnächst an dieser Stelle mehr dazu, was ich in Finnland noch alles gemacht habe und – auch nicht uninteressant – wie ich von dort wieder zurück nach München gekommen bin.

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