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Früchte des Zorns (1939)

Als Tom Joad nach vier Jahren im Gefängnis zu seiner Familie auf die Farm nach Oklahoma zurück kehrt, hat sich einiges geändert. Die neuen Agrartechniken und die Großgrundbesitzer haben tausende von Landarbeitern arbeitslos gemacht, ausgedürrte Landschaften bedrohen die Existenz. Wie so viele andere Familien auch kratzen die Joads ihre Habseligkeiten zusammen und machen sich auf den beschwerlichen Weg nach Kalifornieren, wo sie die Arbeit als Obstpflücker lockt. Aber auch dort müssen sie fest stellen, dass sie nur ein kleiner Spielball zwischen den Großgrundbesitzern und der Polizei sind. Gewartet hat auf sie niemand.

John Steinbeck’s Roman von 1939, der ihm zum großen Durchbruch verholfen hat, ist sehr harte Kost. Das Leben meint es nicht gut mit den Joads und ist voller falscher Versprechungen. Das sie dabei sämtliche Probleme ihrer Zeit mitnehmen, kommt nicht von ungefähr: Steinbeck hatte gründlich recherchiert und lässt die Joads nun alles nacheinander spüren und gönnt ihnen nur im staatlichen Camp eine kurze Verschnaufpause. Ihnen bleibt nicht viel mehr als sie selbst: Man ist eine Familie und steht alles gemeinsam durch. Die Joads sind gute Menschen, die keinem etwas Böses wollen. Ihre positive Haltung macht einem das Elend ihrer Lebensgeschichte erträglicher.

Das hätte alles etwas kitschig werden können, wenn nicht Steinbeck auch ein guter Erzähler wäre. Er schafft es, die Atmosphäre einzufangen und den Staub der Straße den Lesern zu vermitteln, genau wie die Trostlosigkeit in den illegalen Camps oder das Brutzeln des Fleischs in der Pfanne. Seine schonungslose Analyse, dass der aufkommende Wohlstand einiger auf dem Rücken vieler ausgetragen wurde, sorgte damals für viele Anfeindungen und Proteste. Am grundsätzlichen Mechanismus hat sich bis heute wenig geändert, auch wenn in einer globalisierten Wirtschaft die Lebenswelten meist nicht mehr so direkt aufeinander treffen, wie noch zu den Zeiten der Joads.

Früchte des Zorns: Immer noch ein teilweise erschütterndes Zeitdokument und nicht umsonst ein Klassiker der Weltliteratur.

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