Sportlich,  Unterwegs

Süd-Finnland 2013 – Teil III

Mittwoch, 8. Mai 2013 – Helsinki

Eishockey-Tag! Für heute hatten wir uns ein Dayticket geleistet, d.h. wir sahen beide Spiele des Tages: Einmal Deutschland, einmal Finnland. Unsere Plätze waren wieder top: Reihe 1 im Oberrang schräg hinter dem Tor, freie Sicht auf den ganzen Platz. In der anderen Ecke hing überraschenderweise ein Plakat für meinen quasi Heimatverein, Grüsse nach Bad Nauheim an den frischgebackenen Oberliga-Meister.Sie waren wie wir für das Nachmittagsspiel hier: Deutschlands Revanche für das Olympia aus gegen Österreich. Und es wurde eine zähe Angelegenheit: Österreich spielte gut mit und hatte viele hochkarätige Chancen, aber Deutschland ging schließlich mit 1:0 in Führung. In den letzten Spielminuten nahmen die Österreicher ihren Torhüter vom Eis, das deutsche Team konnte kontern, ein Spieler zielte auf das leere Tor und… vorbei. Oder doch nicht? Plötzlich stand es 2:0, wir waren uns aber sicher, dass der Puck nicht im Tor gelandet war. Was war passiert? Hinterher erfuhr ich, es war ein sogenanntes technisches Tor. Der Gegner hatte den Deutschen beim Torschuß so behindert, dass der Puck nicht aufs Tor ging, im Normalfall aber eine sichere Sache gewesen wäre. Wieder was gelernt.Für Abwechslung sorgte während des Spiels nicht nur die laute Eishockey typische Musik (und die Cheerleader), sondern auch eine Punkcoverband, die live in der Halle spielten. Und neben den Klassikern auch gerne Ein Prosit für die deutschen Fans anstimmte.Nach dem ersten Spiel mussten alle raus aus der Halle in die Sonne, bevor die Tore wieder geöffnet wurden. Wir stärkten uns schnell bei Hesburger, der finnischen Antwort auf McDonalds: Sieht genau so aus und schmeckt auch genau so (nach nichts). Nun spielte Finnland, dieses Mal war die Halle auch endlich voll. Und alle waren sie in blau und weiß gekommen. Gegen die USA gingen die Finnen früh in Führung, die Halle stand Kopf. Bis zum Ende des zweiten Drittels konnten die Finnen ein Unentschieden halten, erst im letzten Drittel brachen sie dann etwas ein und verloren schließlich mit 1:4. Tipp des Tages: Der obige Herr ist Juhani Tamminen, TV-Experte und damit eine Art Oliver Kahn des finnischen Fernsehens. Gesehen hatte ich ihn das erste Mal bei einer TV-Übertragung. Ich hatte zwar keine Ahnung, was er da sagte, aber er trug ein Hemd mit vielen kleinen Fischen. Und einer grün-orangenen Krawatte. Es war häßlich. Aber es blieb hängen. Als wir nun im Stadion waren, saß er während des Finnland-Spiels fast genau unter uns. Wieder ein starkes Outfit! Da musste ein Bild her.

Donnerstag, 9. Mai 2013 – Tallinn

Schnell wurde gepackt, denn es ging am Morgen gleich los zum Fährterminal ins Zentrum. Praktisch in Sichtweite zum weißen Dom fuhr unsere rote Expressfähre nach Tallinn los. Und bereits um kurz vor 12 betrat ich erstmals in meinem Leben estnischen Boden. Schnell brachten wir unseren Koffer in unser Hotel, sehr zentral gelegen, um die Ecke vom Marktplatz, mit einem sehr ruhigen Innenhof, von dem unser Zimmer abging. Und dann tauchten wir ein in die Altstadt von Tallinn. Eine wirklich sehr schöne Welt. Enge, mittelalterliche Gassen mit Pflastersteinen, Plätze mit bunten Häusern und Restaurants und Geschäften. Lebendig und alles top in Schuss. Mich erinnerte es an Prag, nur noch nicht ganz so touristisch. Dazu ein Wetter, wie es besser nicht sein könnte, sonnig und warm. Man konnte ohne Jacke laufen und ich bekam sogar etwas Farbe. Rot.Über der Altstadt liegt der alte Burgberg, der sich selbst schon zu einem Besuch eignet. Außerdem hat man von hier einen schönen Blick über den mittelalterlichen Stadtkern bin hinaus zur Ostsee.So verbrachten wir den Tag, spazierend zwischen den historischen Gebäuden, unterwegs auf Foto-Safari. Dazu ein kurzer Stopp in der Shopping-Mall, ich brauchte ein paar Hustenbonbons. Und fand in der Apotheke ein deutsches Fabrikat mit rein deutschsprachiger Verpackung. Sachen gibt’s.Am Abend waren wir schließlich zum Essen in der Olde Hansa, einem Restaurant, das sehr auf Mittelalter macht. Bedienung in alten Gewänden, rustikales Essen und – das ist der Clou – nur Kerzen im Speiseraum. Stimmungsvoll und lecker. Und obwohl wir am Tag vorher via Internet keinen Tisch mehr reservieren konnten, hatten wir doch noch bequem Platz gefunden.Den Abend beendeten wir dann im Hotel am Laptop: Mittels freiem WLan und einem Sport1-Stream sahen wir Schweden gegen Kanada.

Tipp des Tages: Olde Hansa. Wir bekamen den Tipp von zwei verschiedenen Personen. Und ich gebe ihn hiermit weiter. Lohnt sich wirklich, so isst man tatsächlich selten. Aber wer glaubt, dass wäre der streng vertrauliche Insidertipp, der täuscht. Der Laden ist riesig und liegt mitten im Zentrum. Schwer übersehbar. Draußen werden Schnapps-Gutscheine verteilt. Es gibt einen Souvenirladen. Im Prinzip also wie das Hofbräuhaus.

Freitag, 10. Mai 2013 – Tallinn

Tag zwei in Tallinn. Durch einen kostenlosen Reiseführer kamen wir darauf, dass es auch außerhalb des historischen Zentrums noch interessante Sachen zu besichtigen gab. So zum Beispiel der Kadriorg Palace, der im gleichnamingen Park beheimatet liegt und den man nach einer kurzen Tramfahrt erreichen kann.Geht man von dort aus noch ein paar Minuten weiter, landet man direkt an der Küste. Allerdings war an diesem Tag das Wetter nicht ganz so gut wie am Vortag. Es war sehr diesig. Und je näher wir ans Meer kamen, um so schlimmer wurde es. Schließlich sah man nur noch vielleicht so zehn Meter weit. In der Ferne hörte man die Nebelhörner der Schiffe. Es war unheimlich. Es war das Ende der Welt.Aber dann kam plötzlich doch noch die Sonne raus und innerhalb von 15 Minuten war der ganze Spuk vorbei. Und hinten am Horizont tauchten die Dächer der Altstadt wieder auf. Wie liefen noch ein wenig durch den Park zurück zu dem kleinen Palast, bevor wir wieder ins Zentrum fuhren.Dort angekommen war es Zeit für ein gutes Mittagessen. Unsere Wahl fiel auf das Cru. Auf der Freifläche vor dem Restaurant sah es etwas nach Touri-Falle aus. Innen und im Innenhof war es deutlich netter und eleganter. Es gab unglaublich leckeres Lamm mit verschiedenen Beilagen. Und als Nachtisch ein Traum aus weißer Schokolade und Beeren. Und das für nur 20 Euro pro Nase. Da kann man nicht meckern.

Um das Essen wieder auszugleichen stiegen wir danach noch auf einen Turm. Von weitem hatten wir eine Kirche mit Aussichtsplattform gesehen, auf die wir rauf wollten. Aber dann den Weg dorthin nicht mehr gefunden. Als Alternative musste der Turm an der Town Hall am Marktplatz herhalten. Auch recht hoch. Aber ziemlich eng. Und man schaute von oben nur durch schmale Fenster auf den Platz. Naja.Zurück nahmen wir dieses Mal die normale Fähre nach Helsinki. Die brauchte eine halbe Stunde länger, kostete aber fast genau so viel. Dummerweise gab es keine Fernseher an Bord, so dass wir auf zwei Drittel des Krachers aus „unserer“ Gruppe zwischen Finnland und Rußland verzichten mussten.

Tipp des Tages: Dafür gab es genug andere Sachen auf dieser Fähre. Die Bezeichnung Fähre trifft es auch gar nicht richtig. Es gab 3 Stockwerke mit Bars, Restaurant und Geschäften. Es gab einen Supermarkt und eine Pizzeria. Und Spielautomaten. Ich bin mir sicher, irgendwo gab es bestimmt auch eine Sauna. Der Passagierstrom zwischen Finnland und Estland ist recht groß. Die Finnen locken billige Geschäfte und billiger Alkohol. Man kann an Bord ganze Palletten an Bierdosen kaufen. Ab der vierten gibt es ein kleines Wägelchen gratis dazu.

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