Was mit Medien

Serienwahn 2013/I

Der erste Serienwahn in diesem Jahr überbrückt einige Jahrhunderte – aus dem Zeitalter des Borgia-Papstes geht es bis ins 24. Jahrhundert. Dazwischen liegen der Bau der Eisenbahn, der Titanic und der Untergang der Welt, so wie wir sie kennen. Da bleibt die Modern Family das letzte Relikt des geordneten Lebens.

Apartment 23 (Staffel 1, Pro Sieben) – 7 von 10

USA, 2012. Die junge und naive June zieht aus der Kleinstadt nach New York und landet als Mitbewohnerin im titelgebenden Apartment von Chloe, einem temperamentvollem und egoistischem Partygirl. Aus diesem gegensätzlichen Duo und den übertriebenen Nebenfiguren entstehen flotte und skurrile Geschichten, die eine hohe Trefferquote haben. das Highlight ist aber Jason van der Beek als Jason van der Beek, der gegen seine Rolle als Teenie-Idol aus Dawson’s Creek ankämpft. Und das recht schonungslos.

Die Borgias (Staffel 2, Kabel eins) – 6 von 10

Italien, 1493. Die zweite Staffel rund um die Borgia-Familie. Immer noch sind sie eine Art Mafia im Mittelalter, bei der es Verschwörungen gibt, Affären und Fehltritte und es viel um Politik und Familienehre geht. Und während die Männer der Familie versuchen, die große Welt zu ordnen, entdecken die Damen, dass es auch Bürgerliche in Rom gibt, denen es nicht ganz so gut geht wie ihnen. Gefällig, Jeremy Irons ist immer noch stark als Papst, aber der große Drive der 1. Staffel fehlte.

Hell On Wheels (Staffel 1, TNT Serie) – 6 von 10

USA 1865. Soldat Bohannon schließt sich nach dem Bürgerkrieg einer Eisenbahngesellschaft an, die eine transkontinentale Eisenbahnlinie bauen möchte. Es ist ein Kampf gegen die Zeit und es kommt immer wieder zu Konflikten mit den Indianern. Aber Bohannon verfolgt auch persönliche Ziele: Er ist auf der Suche nach den Mördern seiner Frau.

An die Klasse von Deadwood kommt die Serie bei weitem nicht ran, aber da es nicht so viele Western-Serien gibt, kann man schon mal rein schauen. Das weite, unberührte Land macht Eindruck und man kann Star Treks Colm Meaney mal wieder in einer Rolle sehen. Dafür kann man auch mal auf Abstriche bei der Originialität der Nebenfiguren machen, lediglich der Schwede, der in Wahrheit Norweger ist, sticht aus dem erweiterten Cast noch etwas hervor.

Lerchenberg (Staffel 1, ZDF Neo) – 5 von 10

Deutschland, 2013. 50 Jahre ZDF, da gönnt sich der Sender eine Sitcom, die im eigenen Hause spielt. Sendergesicht Sascha Hehn ist auf der Suche nach einem neuen Job, eine Redakteurin soll ihm dabei helfen. Beide, so unterschiedlich sie auch sind, raufen sich im Laufe der ersten Staffel zusammen, um dieses Ziel zu erreichen. Das ganze ist ganz nett anzuschauen und gut zum schmunzeln. Besonders die selbstironische Art, mit der das ZDF angegangen wird, weiß zu gefallen. Schenkelklopfer sollte man aber nicht erwarten, niemand wird sich vor Lachen über den Flur rollen. Das ganze ähnelt etwas 30 Rock, wobei Sascha Hehn eher Jason van der Beek aus Apartment 23 spielt.

Modern Family (Staffel 2, RTL Nitro) – 8 von 10

USA, 2012. Ed O’Neill und seine Sippe liefern auch in der zweiten Staffel wieder verlässlich sehr unterhaltsame Folgen ab. Da mit den drei Familien meistens auch drei verschiedene Geschichten erzählt werden, ist immer mindestens eine dabei, die auch zündet. Und falls nicht, kann man immer noch etwas Haley-Watching betreiben. Die Geschichten bleiben erfreulicherweise immer halbwegs realistisch und sind nicht so abgedreht wie bei Apartment 23. Meiner Meinung nach die beste Sitcom zur Zeit, auch wenn die Anzahl der richtigen Knallerfolgen dieses Mal leider leicht zurück ging.

Star Trek: Raumschiff Voyager (Staffel 7, SyFy) – 6 von 10

Irgendwo im Delta-Quadranten, 2378. Die Voyager ist immer noch auf dem Weg, um zurück in die Heimat zu gelangen. Dabei trifft sie auf die unterschiedlichsten Spezies, die ihr nicht alle freundlich gesinnt sind.

Irgendwann fiel mir auf, dass ich diese Star Trek Serie nie zu Ende gesehen hatte. Als sie nun im Pay-TV wiederholt wurde, konnte ich wenigstens die letzte Staffel noch nach holen. Und wie damals bei der Erstausstrahlung bin ich mit den Figuren wieder nicht warm geworden. Im Gegensatz zur Referenz DS9 war mir das Schicksal der meisten Protagonisten egal. Und Neelix bleibt der Jar Jar Binks von Star Trek. Einzelne Episonden funktionieren ganz gut, aber im großen und ganzen ist das recht belanglos. Das lieblose und ansatzlose Ende Ende enttäuschte dann einmal mehr. Und man sieht der Serie mittlerweile auch schon ein wenig die Jahre an.

Titanic – Blood & Steel (Staffel 1, TNT Serie) – 6 von 10

Nordirland, 1911. Die Serie setzt mit dem beginnenden Bau der Titanic in Belfast ein und endet mit dem Start zu ihrer ersten und bekanntermaßen letzten Reise. Dazwischen liegen einige Hürden, die die Ingenieure, Geldgeber und Arbeiter zu überwinden haben. Dafür hat man so ziemlich alle Konflikte in die Serie gepackt, die man zu dieser Zeit so haben könnte: Katholiken gegen Protestanten, Arme gegen Reiche, Männer gegen Frauen. Trotzdem wirkt alles etwas arg glatt und clean, so dass es zwar hohe Schauwerte gibt, es aber nicht grade authentisch wirkt. Trotzdem kann man die Serie ganz gut wegschauen, auch wenn nicht sonderlich viel hängen bleibt.

The Walking Dead (Staffel 3, FOX) – 9 von 10

USA, 2013. Die Überlebendengruppe rund um Rick sucht in einem alten Gefängnis Schutz vor den überall präsenten Zombies. Nicht ahnend, dass die größte Gefahr jedoch von den Lebenden ausgeht: Unweit entfernt hat sich eine andere Siedlung gebildet und deren Governor unternimmt alles, um sie zu verteidigen.

Nach dem eher zähen Einstieg in die zweite Staffel hat man hier gewaltig an der Splatter-Schraube gedreht. Und durch den zweiten Schauplatz gleichzeitig etwas Abwechslung in die bisher längste Staffel gebracht. Das Tempo ist durchgehend hoch, erst in der zweiten Hälfte sind auch einige ruhigere Folgen dabei. [Spoilergefahr] Das Finale der Staffel stieß anscheinend auf ein geteiltes Echo, mir hat es gefallen. Zwar hat der ganz große Showdown gefehlt, aber so wie da die echten Menschen gestorben sind (und keine Zombies) wurde definitiv die nächste Eskalationsstufe erreicht.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Auf der Splatter- und Actionschraube kann man eigenlich nicht mehr viel zu legen. Statt dessen wäre es für eine vierte Staffel mal langsam angebracht, ein Ziel zu finden, auf das die Serie hinauslaufen will. Immer nur ums Überleben zu kämpfen könnte auf Dauer etwas austauschbar werden.

***

So, das war’s zum Jahresauftakt. Beim nächsten Mal sollte ich dann mit den ersten Staffeln von Homeland und Nashville durch sein. Außerdem will ich Lilyhammer auf TNT Serie antesten. Es bleibt also spannend.

9 Kommentare

  • Deboite

    Also wie kann man denn nur aus dem schönen Pforzheim wegziehen 😀
    Nein, ich verstehs sehr gut!!! War da immer nur zum Arbeiten und fands da irgendwie sehr hässlich! Und das obwohl ich Karlsruhe schon nich so dolle fand. Aber München ist zu Przheim dann ja schon ein recht großer Unterschied 🙂 War da bisher aber auch nur zum arbeiten und kenn vllt auch zu wenig Ecken von München um das zu beurteilen. Jedenfalls ein schöner Text über „die Seite“ 🙂

    Also ich würd an deiner stelle definitiv mal auf dem Southside vorbeischauen. Auch wenn das Wetter wirklich immehr sehr beschissen ist lohnt es sich doch immer und hat eben seinen ganz eigenen Flair mit diesen Matschmassen 🙂

    Also außer Apartment 23 und Walking Dead kenn ich jetzt keine der Serien, bzw hab von der ein oder andren schon gehört, aber noch nie was gesehen.
    Lerchenberg und Modern Family könnte aber was für mich sein.
    Häng momentan stark auf Boardalk Empire, Breaking Bad und Dexter fest und warte bei allem auf neue Folgen 😀 Das nervt sehr, wenns grad spannend ist 🙂

    Schönes Wochenende dir, vllt wirds in München ja etwas schöner wie in Baden 🙂

  • Nummer Neun

    Modern Family ist wirklich sehr lustig! Läuft zur Zeit glaube ich noch als WH am Montag abend auf RTL Nitro oder in deren Mediathek. Lerchenberg dagegen ging so. Breaking Bad steht natürlich außer Frage, finde zur Zeit gibt es nichts besseres! Boardwalk Empire hatte ich mal versucht, bin aber nie über die Pilotfolge hinaus gekommen. Haben aber schon viele gesagt, dass die gut sein soll.

    Das Programm vom Southside ist dieses Jahr klasse! Allerdings, das muss ich zugeben, waren wir noch auf der Suche, wie wir um das zelten drumrum kommen. Man wird ja nicht jünger und die Ansprüche steigen 😉

  • LittleMissSunshine

    Ich habe von diesen Serien keine einzige gesehen. Aber ich muss glaub ich unbedingt mal nachgucken ob ich bei T-Entertain irgendwo „Modern Family“ finde.
    Wir gucken zur Zeit gerne Homeland. Das kann ich echt empfelen. Es nervt nur, dass man immer eine ganze Woche warten muss. Von daher ist es gut, dass du das erst mal aufgenommen hast und mehrere Folgen hintereinander gucken kannst. 🙂

  • Mici

    also ich hab von den o.g. serien b isher nur bei apartement 23 mal reingeschaut und fand es ganz lustig… aber ich war noch nicht so gefesselt! 😀

  • ide02

    Ich möchte dir immer noch Sherlock ans Herz legen. 🙂 Ich warte gespannt auf die Fortsetzung…so gemein, wie die zweite Staffel geendet ist. Das können sie doch nicht machen…*gruml*

  • VerenaVerena

    Also von Apartment 23 bin ich ja ziemlich begeistert, vor allem von James van der Beek als James van der Beek! 😀 Leider hab ich gehört, dass die Serie in den USA nicht besonders lang lief. Im Gegensatz dazu bin ich ziemlich enttäuscht von „Are you there Chelsea“. Von „Two Broke Girls“ will ich gar nicht anfangen! Aber das war gar nicht Thema hier…
    Und alle reden von Lerchenberg, das muss ich mir unbedingt mal ansehen, das klingt sehr interessant.

  • Nummer Neun

    Ja, Apartment 23 wurde nach der 2. Staffel leider schon eingestellt 🙁 Aber Pro7 bringt sie jetzt gleich im Anschluß. Two Broke Girls hatte ich auch angefangen, aber fand es leider überhaupt nicht witzig. Lerchenberg wird glaube ich im ZDF nochmal wiederholt und kommt bestimmt demnächst auch auf den Digitalkanälen nochmal. Oder vielleicht gibts das auch noch in der Mediathek?

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