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Tom Meets Zizou

Vergangenen Sonntag war ich recht spontan am Abend noch im Kino und sah mir eine Dokumentation über einen deutschen Fußballspieler an. Klingt nicht so spannend, war es aber.

Die Rede ist von dem Film Tom Meets Zizou, in dem die Karriere von Thomas Broich über einen Zeitraum von 8 Jahren mit der Kamera begleitet wird. Broich war einer der Hoffnungsträger des deutschen Fußballs und wurde in einem Atemzug mit Spielern wie Schweinsteiger, Lahm und Podolski genannt. Man muss nicht tief in der Materie drin sein um zu wissen: Broichs Karriere verlief nicht ganz so, wie die der anderen drei.

Broich beginnt seine Profikarriere in Burghausen in der 2. Liga und spielt dort recht erfolgreich. So erfolgreich, das schnell die Clubs der Bundesliga auf ihn aufmerksam werden. Aber schon jetzt wird deutlich, dass er nicht so ist, wie die anderen Spieler. Broich liest Bücher. Biographien. Hört klassische Musik. Spricht sehr selbstreflektiert. Zieht bereits als junger Wilder die Möglichkeit des Scheiterns in Betracht. Schon jetzt ist sein Spitzname Mozart.

Er wechselt nach Gladbach und macht unter Trainer Holger Fach seine ersten Bundesligaspiele. Erfolgreich. Spielt sich ins Notizbuch des Bundestrainers. Lässt sich in der Oper fotografieren und kultiviert sein Image als Intelektueller. In seiner zweiten Saison bekommt er einen neuen Trainer, einen, der nicht mehr an ihn glaubt. Er sitzt auf der Bank, spielt in der zweiten Mannschaft und verliert die Lust am Fußball. Und plötzlich kommt auch schon wieder der nächste Trainer und er spielt. Er verliert den Glauben an den Fußball.

Broich wechselt nach Köln in die 2. Liga und erhält dort die Nummer 10. In einer Multikulti-Mannschaft wird er einer der zentralen Spieler. Auch unter Daum macht er seine Spieler, auch wenn die beiden keinen Zugang zueinander finden. Broich spielt gut, kümmert sich aber wenig um seine Karriere. Er geht auf in seiner Freizeit, in seiner WG, mit seinen Kumpels. Je mehr er sich vom Profitum entfernt, um so entspannter und leichtfüßiger spielt er.

Irgendwann eröffnet man ihm, nicht mehr in Köln mit ihm zu planen. Macht er seinen Traum vom Ausland nun wahr? Nein, er lässt sich zu einem Engagement in Nürnberg überreden, doch schon nach kurzer Zeit wird ihm klar, er ist hier falsch. In dieser Stadt, in diesem Team, in diesem Leben. Er steigt aus und spielt seitdem in Australien. Ohne Druck von Fans und Medien, unerkannt und blüht wieder auf.

Aljoscha Pause begleitete Broich über einen Zeitraum von 8 Jahren. Er läßt viele Trainer und Mitspieler Broichs zu Wort kommen und auch Broich selbst kommentiert von Australien aus mit den Abstand einiger Jahre seine Karriere. Es wird klar, woran Broich in seiner Karriere gescheitert ist: An ihm selbst, seiner Individualität und seiner mangelnden Bereitschaft, sich in das Fußballbusiness zu integrieren. Er wollte das Geschäft nicht verstehen und das Geschäft konnte mit seiner Art wenig anfangen. Eine spannende Dokumentation mit einem kleinen Happy End, die vielleicht nur gerne auch noch einen Tick kürzer hätte sein dürfen. Wer die Bundesliga mal mit anderen Augen sehen möchte: Anschauen.

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