Unterwegs

InterRail 2010: Teil 3

Teil 1: Von Sankt Gallen nach Mailand

Teil 2: Von Turin nach Nizza und Monaco

Teil 3: Von Carcassonne nach Barcelona

Auf der ganzen Strecke, großteils an der Mittelmeerküste entlang, habe ich einen strahlendblauen Himmel. Es ist eine sehr entspannte Zugfahrt, ich muss lediglich in Montpellier umsteigen. Dort habe ich nicht mal 10 Minuten Aufenthalt.

Auch in Carcassonne ist das Wetter noch vorbildlich, nur kleine Wolken sind am Himmel zu sehen. Mein Hotel ist etwas 10 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt und bietet mir ein schönes Zimmer. Leider ist das Bad jedoch nur durch einen Vorhang abgetrennt, definitiv also nur als Einzelzimmer geeignet.

Am Nachmittag muss ich mir zunächst frisches Bargeld organisieren, danach gehe ich in die mittelalterliche Cité. Dabei handelt es sich um eine große Burganlage, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts im großen Stil restauriert wurde und nun wie ein Freilichtmuseum wirkt. Die Anlage beinhaltet die innere und äußere Burgmauer, viele Gassen mit Läden, Essensständen, Restaurants, kleinen und teuren Hotels und einer Jugendherberge. Alles autofrei, sehr sauber und umsonst, lediglich der Zutritt zur inneren Burganlage kostet Eintritt.

Blick auf die mittelalterliche Stadt.

Die Temperaturen sind wunderbar, so dass ich es bis zum Abend ohne Jacke in der Anlage aushalte. Ich fresse mich durch die Stände und habe Crêpes, ein Panini und ein Eis, bevor ich dann in den Abendstunden wieder zurück ins Hotel gehe. Ab 20Uhr braucht man dafür einen Code, da die Rezeption nicht mehr besetzt ist. Lediglich eine Katze hockt dort auf einem Stuhl und starrt mich erschrocken an. Am Automaten ziehe ich mir eine Cola und ein Wasser für die Nacht.

Das Frühstück im Hotel ist wie immer, lediglich Brot und Brötchen sind dieses Mal für jeden Gast abgezählt, aber ausreichend. Danach organisiere ich mir am Bahnhof meine Pflichtreservierung für den Zug nach Barcelona für den nächsten Tag, verschicke meine Postkarten und schaue mir das Stadtzentrum von Carcassonne an. Das bietet zwar einige Einkaufsstraßen, kleine Plätze und den Canal du Midi, jedoch eigentlich nichts weiter, für was sich der Besuch lohnen würde. Man kommt halt wirklich wegen der Burganlage.

An den Burgmauern.

Deshalb mache ich mich am Nachmittag erneut auf zur Burg, jedoch nicht, ohne vorher etwas Zeit im Park am Fluß zu Fuße der Burg verbracht zu haben. Dann hole ich das nach, was ich am Vortag nicht mehr geschafft hatte: Ich besuche die innere Burganlage. Dort erfährt man einiges über die Bauweise im Mittelalter und über die Restaurierungsarbeiten. Dafür war der Eintritt jedoch etwas zu teuer.

Keine Ahnung, ob man in Frankreich am Abend erst etwas später ausgeht, die Stadt und die Cité scheinen ab 7 Uhr jedoch so gut wie ausgestorben zu sein. Ich esse in einem Restaurant in der Nähe des Bahnhofs: Ein Menu aus großem Vorspeisensalat mit gebratenem Speck, Carbonara und Crème Brûlée, wozu mir der Mann am Nachbartisch erklären möchte, dass dies eigentlich das gleiche ist wie die Creme Catalana. Nun ja.

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 6:30 Uhr, gut eine Stunde später soll der Zug nach Narbonne losfahren, wo ich dann nach Barcelona umsteigen muss. Kein Hotelfrühstück heute, dafür bin ich zu früh dran, der Bahnhof bietet auch nichts, so dass mir ein Twix-Doppelpack erst einmal reichen muss.

Eines muss man den Franzosen ja lassen: Ihre Züge sind pünktlich. Es ist ideales Zugfahrwetter heute: Draußen ist es diesig und es will nicht richtig hell werden. Am Grenzübergang nach Spanien dauert es etwas länger, auf beiden Seiten der Grenze werden die Pässe kontrolliert. Das kostet Zeit, so dass der Zug eine halbe Stunde verspätet in Barcelona einrollt. Aber: Barcelona! Ich bin da! Ich habe es tatsächlich geschafft, von München nach Barcelona, nicht mit dem Flugzeug, mit dem Zug.

Mit der Metro fahre ich weiter zu meinem Hostel, dieses liegt sehr zentral in einer Seitenstraße der Ramblas, ist günstig, hat okayene Zimmer, aber kein Frühstück. Egal. Es ist schon Nachmittag, ich brauche unbedingt etwas zu Essen und hole mir etwas in der naheliegenden Markthalle. Nach der Stärkung spaziere ich die Ramblas runter bis zum Hafen. Von dort fahre ich weiter in ein Einkaufszentrum, nach der ganzen Tour kann man ja beim Shoppen etwas abschalten. Ich finde zwar nichts, aber das ist auch egal. Nach dem ich vor einem halben Jahr erst hier war, kann ich dieses Mal das Touristenprogramm ja klein halten.

Den Abend verbringe ich am Hafen, esse dort asiatisch und gehe danach noch in ein English Pub, trinke Paulaner aus der Heimat und schaue Fußball. Wenn das mal nicht der Sinn des Lebens ist.

Kolumbus weist den Weg.

In der Nacht schlafe ich etwas schlecht, das Hostel liegt direkt neben einer Baustelle, wo man schon früh morgens anfängt zu arbeiten. Mit Kissen über dem Kopf kann ich es aber noch ein paar Stunden im Bett aushalten. Ich frühstücke am Placa Reial und streife dann durch das gotische Viertel zur Kathedrale.

Am Nachmittag treffe ich mich mit Freunden, die auch grade Zeit in Barcelona verbringen, und wir gehen runter zum Hafen und zum Strand und sitzen entspannt auf einer Bank, quatschen und beobachten die Leute. Danach fahren wir noch rauf zum Park Güelle, von der Metro aus ist es noch ein ganzes Stück bis dort hin, es ist heiß, aber es lohnt sich. Der Park von Gaudí ist sehr hübsch, gut besucht und bietet einen tollen Blick über die Stadt bis aufs Mittelmeer.

Blick über die Stadt aufs Mittelmeer.

Auf dem Rückweg ein weiteres Standardprogramm der Barcelona-Touristen: In der Metro lasse ich mir fast mein Geldbeutel klauen, der Typ hatte ihn schon in der Hand, und das am vorletzten Tag, aber zum Glück ist alles gut gegangen. Am Abend gehen wir Tapas essen, wozu es evtl. irgendwann hier etwas zu lesen gibt, danach noch in eine äußerst schicke Kellerbar, die ich wahrscheinlich schon am nächsten Tag nicht mehr wiederfinden würde.

An meinem letzten Tag checke ich um 11 Uhr aus dem Hostel aus, kann meine Koffer dort im Schließfach lassen und verschwinde Richtung Frühstück und Hafen. Am Mittag treffe ich mich nochmal mit meinen Freunden und es wird der wahrscheinlich entspannteste Tag der Tour, bis ich gegen halb 4 mit dem Shuttlebus zum Flughafen aufbreche.

Den Rückflug hatte ich mir schon Wochen vorher organisiert, günstig war er aber leider nicht. Das Beste, was ich für diese One-Way-Strecke bekommen konnte, war mit Air Berlin über Mallorca nach München. Und der erste Flug klappt ohne Probleme. 20 Minuten über das Rollfeld fahren, um dann 25 Minuten nach Palma zu fliegen. Trotzdem gab es Cracker und Wasser auf dem Flug, in höchster Eile bin ich damit aber rechtzeitig fertig geworden.

Der zweite Flug ist dann nicht mehr ganz so problemlos. Die Fluglotsen in Frankreich streiken, meine Maschine startet eine Stunde zu spät und muss dann auch noch den französischen Luftraum umfliegen. Der Pilot stellt uns in Aussicht, wenn auch nur irgendetwas dazwischen kommt, heißt es weiterfliegen nach Köln, weil wir dann so spät sind, dass das Nachtflugverbot in München greift. Na darauf habe ich aber Lust. Kurz vor Mitternacht kommt dann die Durchsage: Sehr geehrte Damen und Herren, wir befinden und nun im Landeanflug auf… [Pause] …München! Wir sind die letzte Maschine, die in dieser Nacht landet. Um 5 vor 12 setzen wir in München auf.

Fazit

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