Unterwegs

InterRail 2010: Teil 1

Teil 1: Von Sankt Gallen nach Mailand

Am frühen Morgen des 11. September ging meine Reise tatsächlich los: Direktzug von München Hbf nach Sankt Gallen. Mein Frühstück vom Bäcker und Morgenmusik vertreiben mir die Fahrt in das Nachbarland. Gegenüber sitzt mir eine ältere Dame, die aussieht wie Hans Meyer und ihr Obst genüsslich isst und, ja, schlürft. Mit meinem Schokocroissant komme ich mir nicht ganz so gesund vor.

Vom Sankt Gallener Bahnhof aus braucht es zu Fuß keine 10 Minuten bis zum Hotel. Dieses ist sauber, zentral und hält ein Bad für mich auf dem Gang bereit. Es gibt deutsches Fernsehen und eine am Abend etwas laute Straße.

Man muss sich ja immer wieder daran erinnern: Die Schweiz ist nicht besonders groß. Und die schweizer Großstädte sind es auch nicht: Sankt Gallen zählt grade mal etwas über 70.000 Einwohner, die Stadt ist also sehr überschaubar und alles nah bei einander. Und es erklärt vielleicht auch, warum der Marktplatz und die Innenstadt am Mittag noch sehr bescheiden mit Menschen gefüllt sind. Aber die Gäschen im historischen Zentrum gefallen, es ist sonnig und angenehm warm. Die Stiftskirche stellt sich als das besondere Highlight heraus: Von außen sehr mächtig und elegant, im Inneren reich verziert. Die dazugehörige Stiftsbibliothek toppt dies noch einmal: Hier sind in historischer Umgebung, einer alten, klassischen Bibliothek, wie man sie nur aus Filmen kennt, Bücher aus den letzten 500 Jahren ausgestellt und geben einen Einblick in die Welt der Wissenschaft und Botanik im Mittelalter. Klingt vielleicht nicht so spannend, aber wenn man vor diesen alten Büchern steht, wagt man nicht, schnelle und hastige Bewegungen zu machen.

Einblick in die Stiftskirche.

Nach der Besichtigung geht es mit der Mühleggbahn hinauf in das Erholungsgebiet Dreilinden. Auf einem Panoramawanderweg hat man hier einen schönen Überblick über die Stadt und kann sogar bis zum Bodensee schauen. Zurück in die Stadt geht es an Kühen vorbei zu Fuß. Nach einem kurzen Abstecher in der Chocolaterie verschwinde ich zunächst noch einmal in mein Hotel.

Blick vom Wanderweg in die Innenstadt.

Nach der Sportschau (wenn man denn schon deutsches Fernsehen hat) mache ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem. Wie es meistens so ist: Wenn man etwas sucht, findet man es nicht. Das meiste, was die Restaurants in der Innenstadt anbieten, erscheint mir etwas zu teuer für mein Budget am ersten Tag, so dass ich schließlich in einem American Diner lande, mir dort einen BBQ Burger, etwas labbrige Pommes und die schweizer Antwort auf Corona-Bier leiste.

Das Frühstück am nächsten Morgen ist ok, es gibt frische Brötchen und abgepackte Marmelade, nichts weltbewegendes also. Weiter zum Bahnhof, die Schweizer Züge sind ja sehr pünktlich. Die Fahrt geht durch die Alpen, immer wieder sehr eindrucksvoll. Zum Umsteigen in den Eurocity nach Mailand habe ich 4 Minuten, alles geht gut. Nur muss ich in diesem Zug leider einen Aufschlag bezahlen, warum, habe ich nicht ganz verstanden. Das Wechselgeld dafür bekomme ich in Schweizer Franken. Die liegen jetzt hier bei mir und ich werde sie sobald nicht los werden.

Kommt man mit dem Zug nach Mailand, ist man zunächst vom Mailänder Bahnhof überwältigt. Die deutschen Mauer, Stahl und Glasbahnhöfe sind ja nichts gegen diese klassische Architektur mit den großen Deckengemälden. Hat man sich davon erholt, geht es weiter. Nahverkehr lernen in 10 Minuten. Wie kommt man zum Hotel, welches Ticket braucht man? Ich bezahle zu viel, muss umsteigen, aber schließlich stehe in der Unterkunft für die nächsten beiden Nächte.

Mein Zimmer ist klein, sauber und sehr blau eingerichtet. Ich brauche erst einmal eine Dusche und einen Stadtplan. Bei letzterem kann mir das Hotel nicht weiterhelfen, ich fahre in die Stadt und verpasse dort die Öffnungszeiten der Touristeninfo um 5 Minuten. Den Dom habe ich trotzdem gefunden, ein sehr eindrucksvoller Bau, überhaupt ist das Ensemble rund um diesen Platz sehr schön, auch die abgehende Galerie beeindruckt mit ihren Luxusmarken und dem eingebetteten goldenen „M“. Nur die dahinter liegende Scala find ich sehr enttäuschend, ich wäre fast vorbei gelaufen, so unscheinbar sah sie aus.

Sehr imposant: Der Mailänder Dom.

Der Domplatz bildet auch den Eingang zur Fußgängerzone mit den vornehmen Läden der angesagten Marken. Vor dem Abercrombie & Fitch Shop hat sich, es ist Sonntag, eine Schlange gebildet, die auf Einlass zum Shoppen wartet. Warum diese Marke so begehrt ist, ist bisher an mir vorbei gegangen. Auch vor dem Ferrari Store ist ordentlich etwas los, anscheinend haben die beim heutigen Monza Grand Prix irgendwas gewonnen. Am Abend esse ich eine Pizza in der Fußgängerzone. Das Bier dazu – 0,4l – kostet mich die Kleinigkeit von 9 Euro.

Das Frühstück am nächsten Morgen ist ok, frische Backwaren, der Rest abgepackt. An der Rezpetion bekomme ich nun endlich eine Karte von Mailand und kann schauen, wo ich jetzt schon war und wo ich noch hin möchte. Der erste Weg führt mich heute zum in der Nähe liegenden Stadion. Das Giuseppe-Meazza-Stadion steht für mich nach wie vor für die WM 1990, auch wenn die Deutschen ja in Rom Weltmeister wurden. Aber hier hatten sie auch einige Spiele und es war damals auch die Zeit, als sich Inter mit einigen der Weltmeister schmückte. In welchem Stadion sonst findet man noch Bilder vom jungen Lothar Matthaus? Das Museum des Stadions ist eher enttäuschend, die anschließende Tour jedoch sehr gut. Man verbringt viel Zeit im Innenraum, besucht danach die Kabinen von Inter und dem AC und sieht noch einige der Funktionsräume.

Der Innenraum des größten Stadions in Italien.

Danach geht es mit der Metro zur Castello Sforzesco, der alten Burg. Ist ganz nett, muss man aber nicht unbedingt gesehen haben. Bei leichtem, kurzen Nieselregen laufe ich weiter bis zum Arco della Pace, man ist ja schon mal in der Ecke. Nun ja. Dann musste ich mich doch mal um die Pflichtaufgabe kümmern: Weiter zum Hauptbahnhof und dort nach der Verbindung nach Turin für den nächsten Tag gefragt. Zusätzliche Reservierung oder nicht? Anscheinend dieses Mal nicht.

Der Rest des heutigen Touristenprogramms: Auf Empfehlung zum Mailänder Friedhof, dort stehe ich jedoch vor verschlossenen Toren, da dieser montags nicht öffnet und noch zur Santa Maria delle Grazie, wo mir der Blick auf das Abendmahl allerdings verwehrt bleibt. Also fahre ich weiter zum Dom, kaufe dort Postkarten, gehe das einzigste Mal im ganzen Urlaub bei Mc Donald’s essen und fahre am Abend wieder zurück ins Hotel.

Insgesamt war Mailand nicht schlecht, der Dom sehr beeindruckend und auch das Stadion hat mir gefallen, die shoppenden Frauen waren sehr hübsch, kein Wunder, dass die Schicki-Micki-Münchnerinnen gerne so sein wollen wie kleine Mailänderinnen, sonst jedoch war die Stadt etwas belanglos. Ein eigener Charme ist mir nicht aufgefallen. Die beiden Tage haben mir voll und ganz ausgereicht.

In der Nacht schlafe ich sehr gut, am nächsten Morgen erfahre ich von dem 5:5 des KSC gegen Cottbus, frühstücke, packe in Ruhe und fahre dann zum Hauptbahnhof, um dort auf meinen Zug nach Turin zu warten. Beim Warten werde ich von einem älteren Ehepaar angesprochen, denen meinen T-Shirt aufgefallen ist: The Gaslight Anthem mit dem Hinweis auf New Jersey. Die beiden sind aus New Jersey – nein, ich nicht – sie kennen die Band nicht. Ich überbrücke die restlichen 20 Minuten Wartezeit mit lesen und steige dann in den Regionalzug nach Turin.

Teil 2: Von Turin nach Nizza und Monaco

Teil 3: Von Carcassonne nach Barcelona

Fazit
Reiseberichte.com

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